Koblenz – „Die Auswirkungen des Klimawandels betreffen nahezu alle Länder, besonders aber die Entwicklungsländer, oft in existenzbedrohender Weise. Sind wir angesichts dieser Entwicklungen auf dem Weg zu mehr Klimagerechtigkeit?“ Diese Frage stellte Referentin Irene Knoke in ihrem Vortrag im katholischen Forum Koblenz am 13. Juni. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin arbeitet beim Institut für Ökonomie und Ökumene SÜDWIND in Bonn. Die Folgen des Klimawandels seien überall spür- und sichtbar, so Knoke: Bei der Verbreitung von Krankheiten wie Malaria und Cholera, bei der Wasserversorgung, dem Anstieg des Meeresspiegels, der Zunahme von Dürre- und Flutkatastrophen oder Auswirkungen auf die Welternährung. Oftmals komme es in den Entwicklungsländern zu so genannten Rückkopplungseffekten: So hätten etwa sinkende Einkommen wegen schlechterer Ernten zur Folge, dass weniger Geld in die Ausbildung der Kinder fließen kann. Papst Franziskus habe in seiner bemerkenswerten Enzyklika „Laudato si“ darauf hingewiesen, dass Armuts- und Umweltfragen untrennbar zusammengehörten, verdeutlichte Knoke. Menschen litten Not, weil natürliche Lebensbedingungen zerstört würden, durch verschmutztes Wasser, leergefischte Meere oder weil sich Industrienationen mit schwunghaftem Handel von Kohlendioxidemissionen zu Lasten der Entwicklungsländer Vorteile verschafften, um ihren Lebensstandard zu sichern. Diese Betrachtungen seien auch in den Weltklimagipfel von Paris 2015 eingeflossen. Als positiv bewertete Knoke, dass das Abkommen für alle Staaten der Welt gelte und universell und völkerrechtlich bindend sei. Es gehe darum, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius zu begrenzen. „Ein Ausstieg aus den fossilen Energien muss so schnell wie möglich kommen!“, plädierte die Referentin. Finanzströme müssten umgelegt werden, so dass Subventionen für Erdgas oder Kohle aufgekündigt würden. Künftig dürfe nur noch so viel Treibhausgas ausgestoßen werden, wie durch die Ozeane und Wälder aufgenommen und gespeichert werden könne. Die Staaten seien aufgefordert, bis 2020 nationale Strategien einzureichen und diese alle fünf Jahre nachzubessern. Entwicklungsländer, die jetzt schon unter den Folgen des Klimawandels litten, sollen dabei mit 100 Milliarden Dollar unterstützt werden. Kritisch hingegen wertete Knoke, dass das Pariser Abkommen nur eine Willenserklärung mit teils sehr vagen Formulierungen sei und nicht ersichtlich werde, woher die Gelder genau kommen sollen. Klima, Armut und Umweltfragen müssten zusammen gedacht werden. In der anschließenden Diskussion bemängelte ein Zuhörer die angedachten Subventionen von 100 Milliarden als viel zu niedrig, ein Umweltschützer forderte, in Deutschland eine CO2-Steuer zu erheben. Und Irene Knoke gab noch einmal zu bedenken, auf welch schwachen Füßen das Abkommen steht: „Die USA beispielsweise haben das Protokoll zwar noch vor den Wahlen im eigenen Land unterschrieben, aber welche Sanktionen sollten folgen, wenn sich das künftige Staatsoberhaupt der USA nicht daran hält?“ Einordnend fasste Knoke das Gipfeltreffen in Paris mit einem Zitat aus der britischen Zeitung „The Guardian“ zusammen: „Gemessen an dem, was es hätte sein können, ist es ein Wunder. Gemessen an dem, was es hätte sein müssen, ist es eine Katastrophe.“