1100 Jahre Pfarrei St. Martin Nennig:„Auf die Quelle des Lebens neugierig machen“
Nennig – Wehende weiß-gelbe Fahnen in den Gassen, Blumenschmuck und kleine Altäre mit Kreuzen oder Marienfiguren vor vielen Haustüren, Fähnchen schwenkende Kinder: Ganz Nennig – so schien es – hatte sich am Wochenende 8. und 9. Juni herausgeputzt, um das 1100-jährige Bestehen ihrer Pfarrei St. Martin zu feiern. Am Samstag starteten die Gläubigen mit einem Taizé-Gebet mit anschließendem Fest mit Live-Musik auf dem Kirchenvorplatz. Höhepunkt war am Sonntag das Pontifikalamt mit Bischof Stephan Ackermann und anschließender Herz-Jesu-Prozession durch Nennig.
„In tiefer Dankbarkeit feiern wir dieses Jubiläum. Als Christen tragen wir Verantwortung, unseren Glauben in unserem Alltag zu leben und zu gestalten, damit dieses Haus Gottes zu einem Haus aus lebendigen Steinen wird und zum Zeugnis auch für nachfolgende Generationen“, sagte Pfarrer Uwe Janssen von der Pfarreiengemeinschaft Perl. Er erinnerte an die wechselvolle Geschichte der Pfarrei im Dreiländereck: So lagen Dörfer des Pfarrbezirks im 14. Jahrhundert teils auf trierischem, teils auf luxemburgischem Gebiet. Die 1803 vom Bistum Trier gegründete Pfarrei Nennig gehörte zu zwei Departements und zwei Bistümern (Trier und Metz). In dieser Zeit wurde die heutige Pfarrkirche erbaut, der Turm der älteren Kirche blieb erhalten. Der Zweite Weltkrieg brachte der Kirchengemeinde und der Pfarrkirche viel Leid und Zerstörung. „Auch unsere heutige Zeit ist geprägt von Krieg, Gewalt und Terror“, sagte Janssen. Daher stand das Gebet um Frieden im Zentrum der Feierlichkeiten.
„Über 1100 Jahre richten Menschen an diesem Ort ihr Leben an Christus aus. Wir feiern die erstmalige urkundliche Erwähnung von 924 in Verbundenheit mit denen, die vor uns hier ihren Glauben gelebt haben“, sagte Bischof Ackermann. Zugleich feierte die katholische Kirche am Sonntag den sogenannten Herz-Jesu-Sonntag. Dabei erinnert das Johannes-Evangelium an die Kreuzigung Jesu, bei der ein römischer Soldat mit einer Lanze das Herz Jesu durchbohrt. Aus dem Herz strömen Blut und Wasser, die für die Sakramente der Eucharistie und der Taufe stehen. „Das Herz des Erlösers steht für uns offen. Aus dem Herz wurde die Quelle der Sakramente“, so Ackermann. Damit diese Quelle nicht versandet, müsse sie geschützt werden, etwa indem man ihr durch einen Brunnen Struktur gibt. „Kirchen sind Brunnenhäuser des Glaubens, damit die Quelle der Liebe Jesu zu den Menschen weiter fließen und von ihnen gefunden werden kann.“ Um diese Strukturen müsse man sich kümmern, und der jeweiligen Zeit anpassen. Dies sei auch heute bei Strukturreformen gefragt. Dabei gehe es weniger um die Anzahl der Kirchen, als darum, die Quelle lebendig zu halten. „Die Hauptherausforderung unserer Zeit besteht darin, dass viele Menschen glauben, dass sie für ihr Leben diese Quelle nicht brauchen und sie ihre Lebensbestimmung an anderer Stelle suchen“, sagte Ackermann. Christinnen und Christen sollten auf die Quelle verweisen. „Menschen sollen spüren: Hier sind Menschen, die Stärkung von dieser Quelle empfangen. Wir müssen selbst zu Jesus als Quelle gehen. Wenn wir das tun, brauchen wir keine Angst vor der Zukunft der Kirche zu haben. Es braucht Menschen, die an diese Quelle gehen und damit andere Menschen neugierig machen.“
Dem Pontifikalamt, das musikalisch vom Pfarreienchor Perl unter der Leitung von Frank Kockelmann und zwei Trompetern gestaltet wurde, schloss sich die Herz-Jesu-Prozession an, die seit 1884 fester Bestandteil des kirchlichen Lebens in Nennig ist. Die Prozession, begleitet vom Musikverein Nennig und der Freiwilligen Feuerwehr Nennig, führte von der Kirche zunächst zur Ölbergkapelle und von dort zum Haus Petgen und zum Wegkreuz in der Weinbergstraße. Zahlreiche Kommunionkinder und Messdienerinnen und Messdiener aus der Pfarreiengemeinschaft liefen mit.
Im Anschluss waren alle zu einem Begegnungsfest auf dem Kirchplatz eingeladen. Für das Kinderprogramm sorgte das Team des Kindergarten St. Martin. „1100 Jahre Pfarrei Nennig. Wer malt das schönste Bild?“ lautete die Aufgabe des Malwettbewerbs.