Lebensberatung in Trier bietet Hilfen bei Krisen:Begegnungen auf Augenhöhe

Trier – „Wir bieten keine fertigen Lösungen an, sondern suchen gemeinsam mit dem Ratsuchenden nach passenden Wegen.“ Dr. Tobias Gschwendner, Leiter der Lebensberatungsstellen in Trier und Hermeskeil, beschreibt, was für ihn die Arbeit in den Lebensberatungsstellen auszeichnet. „Das sind für mich vor allem Orte der Begegnung: für Ratsuchende und Berater*innen.“ Bei diesen Begegnungen gehe es um Wertschätzung und Kontakt auf Augenhöhe. „Wenn Klienten sagen, dass es sich gelohnt hat, zu kommen, und die Beratungsziele erreicht wurden, dann ist das ein Erfolg – für beide Seiten.“
Gschwendner, Diplom-Psychologe und Diplom-Sozialpädagoge (FH), ist Systemischer Berater und Therapeut (SG), Systemischer Paartherapeut (DGSF) und Systemischer Supervisor (SG). Seit 2015 leitet er die Lebensberatungsstelle in Trier, seit 2020 zusätzlich die in Hermeskeil. „Unsere Unterstützung wird in schwierigen Lebenssituationen angefragt. Schwerpunkte sind Fragen zur Erziehung, der Partnerschaft und des Familienlebens, aber auch allgemeine Lebenskrisen.“ Ein besonderer Schwerpunkt der Arbeit seien Familien in Trennungssituationen. Das treffe auf fast jede zweite Beratung zu – in der Stadt etwas mehr als auf dem Land. „Wie kann man als Eltern trotz der vorhandenen Kränkungen und Verletzungen weiterhin gut für die gemeinsamen Kinder sorgen?“
Seit 1953 gibt es Lebensberatungsstellen im Bistum Trier. Sie handeln im Auftrag der jeweiligen Landkreise, die nach den Vorgaben des achten Sozialgesetzbuchs Beratungsleistungen vorhalten müssen. An 14 Standorten in Rheinland-Pfalz und sechs Standorten im Saarland beraten Psycholog*innen und Pädagog*innen Menschen, unabhängig von Religion, Weltanschauung und Nationalität. Die Beratung ist für Ratsuchende freiwillig, vertraulich und kostenfrei.
Auch in den Lebensberatungen spüre man die oft zitierte ‘Multikrisenzeit’. So wurde die Corona-Pandemie von vielen Familien als Überforderung erlebt. „Gefühlt haben 80 Prozent der Familien während der Pandemie einen ‚guten Job‘ gemacht, aber für andere, gerade auch für Familien und Partnerschaften, die schon vor der Pandemie nicht krisensicher waren, war das der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat“, erklärt Gschwendner. Vor allem Kinder und Jugendliche seien durch diese Krisen stark belastet. „Aus diesem Grund haben wir verstärkt Hilfsangebote an Schulen ausgebaut.“ Diese ‚Multikrisen‘ würden zusätzlich durch die Sozialen Medien permanent präsent gehalten. „Ich möchte die Digitalisierung nicht verteufeln oder Kinder und Jugendliche einseitig pathologisieren, sondern dafür sensibilisieren, dass wir als Gesellschaft einen Weg finden müssen, um mit diesen neuen Herausforderungen umzugehen. Weder die sozialen Medien noch die vielfältigen Krisen werden wieder verschwinden.“
„Wir bieten einen geschützten und sicheren Raum, wo wir wertschätzend und ressourcenorientiert in den Dialog mit den Ratsuchenden treten und in dem wir gemeinsam nach Lösungen suchen“, so Gschwendner. Das unterscheide sich von anderen Institutionen wie Schulen, wo häufig gefragt werde, was falsch gemacht wurde oder was nicht stimmt.
Wünsche bleiben aber sicher auch für die eigene Arbeit. „Die zugehende Beratungsarbeit an den Schulen, die wir nach der Corona-Pandemie verstärkt angehen, ist sehr wichtig. Für diese Unterstützungsleistung, aber auch für die Beratungsarbeit insgesamt, braucht es ausreichend Personal und finanzielle Mittel“, betont Gschwendner. Grundsätzlich würde er sich wünschen, dass die Politik besser und schneller auf die gesellschaftlichen Veränderungen reagiert. Beispielsweise müssten sich die juristischen Rahmenbedingungen an die veränderten Familienrealitäten anpassen, so dass Kinder in den verschiedenen Familienformen gut aufwachsen können. „An dieser Stelle kann sich auch die Kirche – bei allen positiven Veränderungen – noch bewegen.“
2.300 Kinder, Jugendliche und Erwachsene haben 2023 das kostenfreie Beratungsangebot und die präventiven Angebote der Lebensberatung Trier für sich beansprucht. Sie finden die Lebensberatung Trier in der Kochstraße 2, 54290 Trier, per Telefon (0651) 75885, per E-Mail sekretariat.lb.trier@bistum-trier.de oder Internet unter www.trier.lebensberatung.info/