Trier – „Es war vor sieben Jahren am letzten Osterfeiertag auf dem Vorplatz unserer Kirche in Darayya. Wir waren wie eine Familie, wir teilten alles, wir teilten die Freuden und die Leiden, teilten die Feiertage und Hochzeiten.“ Als Abuna Mayas Abboud, Priester der melkitischen griechisch-katholischen Kirche im März bei der Tagung „Christen im Orient“ in Trier über seine Zeit als Pfarrer in einem Vorort in der syrischen Hauptstadt Damaskus erzählt, schwingt Wehmut mit. „Es war eine schöne Zeit, die Kirche war unser Zuhause.“ Doch dann sei der „schwarze Tag“ gekommen. „Bewaffnete Männer kamen in unsere Stadt und drangen in unsere Häuser ein, es kam zu heftigen Kämpfen“, erzählt Abboud. Deshalb habe seine Gemeinde ihre Häuser, Kirche und Stadt verlassen und sich außerhalb der Stadt in Sicherheit gebracht. Andere seien innerhalb des Landes in die Städte geflohen, die vom Krieg verschont worden seien, viele seien auch ins Ausland geflüchtet. Diejenigen, die dageblieben seien, hätten mehrere Jahre darauf gewartet, wieder in die eigenen Häuser zurückkehren zu können. Vor etwas sieben Monaten sei es dann soweit gewesen, die Kämpfer hätten die Gegend verlassen. Doch bei der Rückkehr hätten die Bewohner ihre Häuser, Geschäfte und ihre Kirche verwüstet vorgefunden. „Die Aufständischen haben alles gestohlen oder zerstört“, sagt Abboud. „Es gab keine Möglichkeit mehr, zu einem normalen Leben zurückzukehren“. In Deutschland versucht Abboud jetzt, die hier angekommenen Christen seiner Ostkirche seelsorglich zu betreuen. Das sei nicht immer einfach, da es an vielem fehle: an Mitteln und Unterstützung, aber auch an Verständnis der deutschen Katholiken für ihre Brüder und Schwestern aus dem Nahen Osten. „Sie brauchen eure Gebete und eure Unterstützung, sie brauchen Menschen, die für sie sprechen und mit lauten Stimmen Nein zum Krieg und Ja zum Frieden sagen.“ Das mangelnde Verständnis, das der melkitische Priester beschreibt, liegt wohl auch an der Vielfalt der orientalischen Kirchen und daran, dass den Christen in Deutschland die Schwestern und Brüder aus dem Nahen Osten fremd erscheinen oder erst gar nichts von ihnen wissen. „Kenntnisse der Geschichte und der Tradition der vielen orientalischen Kirchen fehlen bei uns“, weiß Dr. Thomas Kremer, aus Bitburg stammender Theologe und Experte für die Ostkirchen. Selbst für manchen Theologen sei es „weithin neu“, dass es auch katholische Ostkirchen gebe. Dabei sei der Nahe Osten und nicht Europa die Wiege des Christentums, betont Krämer die Bedeutung der verschiedenen orthodoxen, östlich-orientalischen und katholischen Ostkirchen, die sich in mancher Hinsicht von dem unterscheiden, was uns vertraut ist. Kremer betont die reiche Geschichte und Tradition dort. So sei Armenien beispielsweise das erste Land gewesen, dass das Christentum als Staatsreligion angenommen habe, und die Wiege des christlichen Mönchstums stehe in Ägypten. „Die Kirche wurde im Mittleren Osten geboren, hier traten die ersten theologischen Kontroversen zu Tage, und die ersten Spaltungen nahmen ihren Lauf. Die Kirchen und ihr Volk sind die direkten Erben von all dem.“ Trotz aller Bedrohungen seien die orientalischen Kirchen „lebendige, aktive Kirchen“, die ein „wunderbares Zeugnis für Christus ablegen“. Und so weist Kremer bei allen Schwierigkeiten auf die „wunderbaren Chancen“ für deutsche Katholiken hin, aus dem Glaubenszeugnis und der reichen Spiritualität zu lernen. „Christen aus dem Orient sind für mich vor allem eins: Eine Bereicherung!“ (em)