ZDF-Intendant Bellut referiert in der Reihe DomWort zur Macht der Medien:Der hohe Wert der freien und unabhängigen Presse
Trier – ZDF-Intendant Thomas Bellut hat in einem Beitrag zur Reihe „DomWort“ des Bistums Trier die „Macht der Medien“ beleuchtet. Den Vortrag, der auch als Video auf dem Youtube-Kanal des Bistums abrufbar ist, verfolgten am 14. Januar unter Corona-Auflagen rund 80 Interessierte im Dom.
Medien besäßen große Macht und weitreichenden Einfluss, betonte der Journalist und Publizist. „Medien kontrollieren die Mächtigen und leuchten idealerweise die dunklen Flecken innerhalb einer Gesellschaft aus. Sie beeinflussen das Weltbild und die Meinungen der Bürgerinnen und Bürger. Damit sind sie selbst, wenn Sie so wollen, mächtige demokratische Akteure. Diese Macht verlangt aber auch immer nach einer Fähigkeit zur Selbstkritik – bei den öffentlich-rechtlichen Anstalten besonders, denn sie gehören allen Bürgerinnen und Bürgern.“
Neben der Fähigkeit zur Selbstkritik gehöre in einer Demokratie auch die Kontrolle der öffentlich-rechtlichen Medien ganz selbstverständlich dazu. „Gerade in den letzten Jahren wird oft der Vorwurf laut, wir seien Marionetten gewisser Regierungsparteien. Aber ich kann Ihnen versichern, dass es noch nie passiert ist, dass wir unsere Berichterstattung an Dritten ausgelegt haben. Im Gegenteil: Unser Auftrag unterliegt genau geregelten Gesetzen und Kontrollmechanismen.“ So seien etwa die Rundfunkräte als oberste Aufsichtsgremien des Programms der Öffentlich-Rechtlichen mit einem Querschnitt der Bevölkerung besetzt. Außerdem seien auch die Redaktionen heterogen besetzt mit Blick auf politische Sympathien der Mitglieder. Nicht zuletzt seien aber auch die Zuschauer keine wehrlose Gruppe. „Die meisten achten sehr genau auf das präsentierte Bild der Wirklichkeit und kritisieren uns mal mehr, mal weniger deutlich. Zu Recht.“
„Ich glaube fest an den Wert einer freien und unabhängigen Presse“, unterstrich Bellut, der seit zehn Jahren Intendant des ZDF ist. „Dort, wo Demokratien ausgehebelt und geschwächt werden sollen, gehen die Akteure meist so vor, dass sie zuerst die Pressefreiheit beschneiden und dann die obersten Gerichte mit Sympathisanten besetzen. Diese Tendenzen sehen wir leider zunehmend in Europa, etwa in Polen, Ungarn, Russland. Doch die Menschen merken, wenn sie manipuliert werden. Sie wenden sich ab und suchen ihre Informationen woanders.“
Zwei Drittel der Deutschen setzen auf öffentlich-rechtliche Berichterstattung
Natürlich seien die Öffentlich-Rechtlichen nicht gefeit vor Fehlern. So definiere oft der Mainstream, also die Hauptströmung der Meinungen, die Breite der medialen Berichterstattung. „Dem muss ich, müssen meine leitenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer wieder entgegenwirken. Nachfragen und Prüfen bei allen Themen – das kann nur das Motto für guten Journalismus sein.“ Grenzen gebe es ganz klar bei antisemitischen, rassistischen und diskriminierenden Äußerungen. Erfreulich sei, dass immerhin zwei Drittel der Deutschen angäben, sich bei den öffentlich-rechtlichen Medien zu informieren. In Corona-Zeiten stieg der Anteil sogar auf rund 80 Prozent. „Aber andererseits erreichen wir 20 bis 30 Prozent der Bevölkerung überhaupt nicht. Dazu gehören zum Beispiel viele AfD-Wähler, aber auch Reichsbürger und Querdenker, manchmal auch friedliche skeptische Zweifler. Dort ist unser Einfluss begrenzt und daran müssen wir kontinuierlich arbeiten, auch wenn es schwierig ist.“
Die Reihe DomWort präsentiert Impulse zu Fragen der Zeit aus Wissenschaft, Gesellschaft und Religion. Ihre zweite Auflage steht unter dem Thema „Macht“. Am Freitag, 18. Februar, wird der Olympiasieger im Deutschlandachter, Richard Schmidt, zur Macht des Sports referieren. Mehr Informationen gibt es unter: www.domwort.de.
(sb)