Vallendarer Professorin ist Teil des Reformprozesses Synodaler Weg:Die katholische Kirche und die Frauenfrage

Vallendar – „Es geht schon ans Eingemachte“, berichtet Schwester Margareta Gruber. Die Professorin an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar ist Teil des Reformdialogs Synodaler Weg und Beraterin im dazugehörigen Forum „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“, das sich unter anderem mit den Zulassungsbedingungen für ein Weiheamt in der katholischen Kirche beschäftigt.
„Es geht um die Frage, wie wir Kirche sein wollen“, erklärt Schwester Margareta. Christusrepräsentation, Gleichberechtigung und Berufung lauten die drei Schwerpunkte, über die im Frauen-Synodalforum diskutiert werden, dem rund 40 Mitglieder angehören. Das ambitionierte Ziel ist es, diese Themen in einem gemeinsamen Papier zusammenzuführen, das auf theologischer Kompetenz fußt, aber auch das Wirken des Heiligen Geistes nicht außer Acht lässt: „Es geht nicht nur um sachliche und bessere Argumente, um Pro und Contra. Der Synodale Weg ist auch ein geistlicher Prozess.“
Steht am Ende des Prozesses das Weiheamt für Frauen? „Viele erwarten vom Synodalen Weg ein Votum für die Zulassung von Frauen zu allen Ämtern“, sagt Margareta Gruber. „Wir brauchen die Auseinandersetzung, obwohl man in der Kirche momentan keinen Konsens dazu findet“, erklärt Schwester Margareta. „Die eine Position ist: Das Lehramt hat entschieden, die Tür ist zu. Die andere, mit den Worten einer Generaloberin in einer Audienz an Papst Franziskus: ‚Ja, die Tür ist zu, aber Sie haben den Schlüssel.‘“ Die Mehrzahl der Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Synodalen Weges sei dafür, dass die theologische Diskussion weitergehen muss.
„Wollte Gott mit dem Faktum, dass er in einem Mann Mensch geworden ist, Frauen auf alle Zeit hin davon ausschließen, Christus auch am Altar repräsentieren zu können? Welche Bedeutung hat in der Ämterfrage das patriarchale Denken, das die Kirche in so vielen Punkten längst überwunden hat? Und wie stark sind theologische Argumente davon geprägt, was wir uns vorstellen können und was nicht, weil es immer schon oder nie so war? Wie soll eine den Menschen dienende, diakonische Kirche aussehen, und welche Ämter braucht sie dafür?“, lauten nur einige Fragen, die sich die Mitglieder stellen.

Viel Einigkeit und Zustimmung unter den Forenmitgliedern hat Margareta Gruber in der Frage nach einer größeren Partizipation und einer stärkeren Sichtbarkeit von Frauen auf allen Ebenen der Kirche wahrgenommen. Hier gibt es schon einige Beispiele, weiß sie und nennt von Frauen geleitete Ordensgemeinschaften und Frauen in Führungspositionen in (Erz-)Bistümern. „Auch der Papst hat viele Frauen in wichtige Ämter in römische Gremien berufen, aber die werden leider oft nicht sichtbar, wenn sie neben männlichen Purpurträgern auftreten.“
Margareta Gruber weist ferner darauf hin, dass die Ämterfrage überall auf der Welt eine zentrale Bedeutung hat. Sie plädiert dafür, dass die Diskussion weitergehen muss, um in einem Konzil zu enden – „unter Beteiligung von Frauen – davon bin ich überzeugt“. Die Arbeit des Synodalen Weges kann als Vorarbeit für so ein gesamtkirchliches Konzil gesehen werden, glaubt die Professorin für Neutestamentliche Exegese und Biblische Theologie.
Bereits jetzt nimmt sie Positives aus den (digitalen) Treffen mit und hofft, dass das nachhaltig wirkt: „Es ist ein neues Gefühl gewachsen, gemeinsam die Probleme der Kirche in Deutschland zu lösen.“ So arbeiten Bischöfe Seite an Seite mit Laien. Auch Schwester Scholastika Jurt, Generalpriorin der Arenberger Dominikanerinnen und Mitglied im Synodalforum zur Frauenfrage, zieht ein positives Fazit: „Ich gehe mit einem guten Gefühl aus der Versammlung“. Trotz kontroverser Stimmen. „Aber im Großen und Ganzen war eine große Offenheit da, viele Erkenntnisse, viel Bemühen um unsere Kirche“.
Der Synodale Weg
Im Dezember 2019 ist der Synodale Weg der katholischen Kirche in Deutschland gestartet. Er wird getragen von der Deutschen Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken. Dieses Beratungsformat soll sich den Fragen nach systemischen Ursachen für sexualisierte Gewalt in der katholischen Kirche stellen, um daraus Konsequenzen für die Kirchenentwicklung in Deutschland und weltweit abzuleiten. Nach der ersten Synodalversammlung vor einem Jahr und den Regionenkonferenzen im vergangenen Herbst war die digitale Konferenz am 4. und 5. Februar eine weitere Etappe des Prozesses, der auf zwei Jahre angelegt ist. In der Synodalversammlung sitzen auch zehn Frauen und Männer aus dem Bistum Trier; hinzukommen Mitglieder in den Synodalforen. Diese widmen sich den Schwerpunktthemen Sexualmoral, priesterliche Lebensform, Macht und Gewaltenteilung sowie die Rolle der Frau.
Weitere Informationen gibt es hier www.bistum-trier.de/synodaler-weg.
(jf)