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Stadt Trier und die Kirchen organisieren Hilfen für Flutopfer in Ehrang:Ein Zelt der Begegnung

Seit Februar laden Stadt und Kirchen in ein Zelt an der katholischen Pfarrkirche St. Peter ein – zu Beratung, Gespräch und zum Zuhören.
Maren Vanessa Kluge, Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde Ehrang (rechts) und Gertrud Rosenzweig, Gemeindereferentin in der katholischen Pfarreiengemeinschaft Trier (Fotos: Stefan Schneider/Bistum Trier)
Datum:
23. März 2022
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Trier – Vielleicht ist es die Nähe zu Ostern: Aber der Gedanke kommt, dass das Zelt für die Opfer der Flut in der Mitte des Trierer Stadtteils Ehrang etwas mit dem Gang der Jünger nach Emmaus zu tun haben könnte. „Wie den Jüngern, die mit Jesus auf dem Weg waren, geht es uns ums Zuhören, ums Aushalten, zu erkennen, wofür das Herz brennt”, erzählen Maren Vanessa Kluge, Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde Ehrang, und Gertrud Rosenzweig, Gemeindereferentin in der katholischen Pfarreiengemeinschaft Trier. Das Hochwasser im Juli 2021 hatte in Ehrang rund 650 Häuser geflutet, Menschen verloren ihr Zuhause. Seit Februar laden Stadt und Kirchen in ein Zelt an der katholischen Pfarrkirche St. Peter ein – zu Beratung, Gespräch und zum Zuhören.

Trotz der Aufbauarbeiten und der vielen Hilfe steckt die Flut dem Stadtteil noch immer in den Knochen. Anwohner warten auf die Bewilligung von Hilfsgeldern, in vielen Häusern wird noch für längere Zeit gearbeitet werden müssen. „Und wenn ich abends durch die Straßen gehe, sehe ich, dass es in vielen Fenstern dunkel bleibt, weil die Bewohner noch nicht zurück können, oder auch nicht zurück möchten“, erzählt Pfarrerin Kluge. Die Kirchen, die Stadt, das Quartiersmanagement und der Ortsbeirat suchten daher nach einem Ort, um alle Hilfsangebote zu bündeln. Da aber größere Gebäude flutbedingt nicht zur Verfügung standen, wurde es ein Zelt.

Immer sonntags sind die katholische und evangelische Kirche im Zelt vor Ort mit einem Erzähl-Café. „Dieses wurde schon im vergangenen Jahr, direkt nach der Katastrophe an anderer Stelle angeboten“, erzählt Kluge. Jetzt bietet das Zelt den Rahmen. Unterstützt werden sie von abwechselnd von zwei Karnevalsvereinen, dem Sportverein, einer Trommelgruppe, dem Blasorchester und dem Kirchenchor sowie der örtlichen Begegnungsstätte, die abwechselnd Kuchen anbieten – jeweils von 14.30 bis 17 Uhr. „Weitere Vereine haben ihre Bereitschaft zur Mitarbeit erklärt und sind herzlich willkommen.“

Ein Ort des Aufatmens

„Wir möchten mit dem Erzähl-Café einen Ort des Aufatmens anbieten“, erzählt Rosenzweig. Vielen Menschen, gerade den älteren, fehle ein Ort um „mal rauszukommen“. Das Zelt sei eine Möglichkeit der Vernetzung. Bewusst gebe es große Tische, so dass man auch mit anderen ins Gespräch komme: von der Flut Betroffene und solche, die davon verschont geblieben sind, Menschen jeglichen Alters, unterschiedlicher Herkunft und Sprache sowie Religion. „Wir leben hier als Kirche im Sozialraum, so wie es die Synode des Bistums Trier es gewollt hat“, erklärt Gemeindereferentin Rosenzweig. Denn, auch das sei eine positive Entwicklung, „Kirche ist hier nicht in der Kirche – sondern auf den Plätzen, bei den Menschen“, ergänzt ihre Kollegin Kluge.

Helfer des Blasorchesters bieten Kaffee an.

Das Zelt selbst soll noch bis zum Sommer 2023 stehen bleiben, auch, weil das Bürgerhaus in Ehrang nicht benutzt werden kann und die Vereine das Zelt für ihre Angebote nutzen. „Das Erzähl-Café haben wir zunächst bis Ostern dieses Jahres geplant”, sagen die zwei Frauen. „Es wird danach weitergeführt, aber vielleicht in einem anderen Rhythmus.“ Sie selbst werden im Anschluss so arbeiten, wie die Flut es sie gelehrt hat: sie improvisieren. „Die besten Pläne für einen Monat waren oft schon nach wenigen Tagen überholt.“ Sie werden zuhören und hinsehen, was gebraucht wird.

Krieg in der Ukraine als neues Thema

Zurzeit entstehe mit dem Krieg in der Ukraine ein neues Thema, was vor allem auch, aber nicht nur, die älteren Menschen verunsichere und ängstige. Möglich sei auch, dass für Geflüchtete selbst ein Ort der Begegnung gebraucht werde. „Es geht ums gemeinsame Hinsehen, das Verstehen, was einen begeistert und antreibt – und“, so beide, „es geht dann auch um Mut und Hoffnung, um allein weiterzugehen“. Auch das ist eine Lehre, die die beiden Theologinnen aus der biblischen Emmaus-Geschichte mitnehmen:

Bezahlt wird das Zelt von der „Aktion Deutschland hilft”. Die Organisation verantwortet das Quartiersmanagement in Trägerschaft des Vereins „Palais e. V.“. Mit Leben gefüllt aber wird das Zelt neben den zwei genannten Kirchengemeinden unter anderem vom Deutschen Roten Kreuz, vom Arbeiter- Samariter-Bund (ASB), den Maltesern, der Caritas, der Selbsthilfe Kontakt- und Informationsstelle Trier (SEKIS), der Diakonie, der Stadt Trier und dem Landkreis Trier-Saarburg. Unterstützt werden Betroffene beim Ausfüllen von Anträgen wie für Haushalts- und Härtefallbeihilfen. Es gibt psychosoziale Beratung wie und auch eine IT- oder Handy-Notfallhilfe. Der Bürgerbus ist regelmäßig vor Ort und fährt Menschen zum Arzt, zur Apotheke oder zu anderen, wichtigen Stationen und unterstützt beim Transport sperriger Materialien und Hilfsgütern.

Das Zelt, als Unterstützungs- und Begegnungsstätte, steht am Bernd-Bohr-Platz in Trier-Ehrang. Mehr Infos zu den Angeboten und auch eine Terminübersicht findet sich auf: www.ehrang.de.

(tef)