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Kirchen demonstrieren gegen NPD-Parteitag in Saarbrücken:Für ein buntes und vielfältiges Deutschland

Mehr als 4.000 Demonstranten zogen am 11. März vor das Saarbrücker Schloss, um gegen den NPD-Bundesparteitag zu demonstrieren.
Die über 4.000 Demonstranten protestierten gegen den NPD-Bundesparteitag, der im Saarbrücker Schloss stattfand, wo sich während der NS-Zeit ein GeStaPo-Gefängnis befand.
Datum:
12. März 2017
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Saarbrücken – „Der Mensch ist ein Mensch ist ein Mensch!“ Mit diesen Worten hat sich Dechant Benedikt Welter am 11. März an die mehr als 4.000 Demonstranten vor dem Saarbrücker Schloss gewandt. Der Protest richtete sich gegen den Bundesparteitag der NPD, der zu diesem Zeitpunkt im Schloss stattfand.

„Dort im Schloss tagt Dunkeldeutschland“, sagte Welter vor den Demonstranten, unter denen sich unter anderen auch die Saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer, Finanzminister Stephan Toscani und Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger befanden. Dechant Welter ging in seiner Rede auf die Sprache ein, die von der NPD und anderen rechten Parteien verwendet wird: „Begriffe wie Migranten oder Flüchtlinge verhindern zu erkennen, dass dahinter ein Mensch steht. Aber wenn ich genau hinsehe, dann sehe ich: ein Mensch hat ein Gesicht, er hat eine Biographie, dann sehe ich da die ganze Schönheit Gottes. Die dort im Schloss verstecken sich hinter Begriffen, die Menschen nicht mehr als Menschen sehen.“ Welter betonte, dass Toleranz nicht bedeuten könne, dass etwas angegriffen werde, was den Menschen ausmache. „Wir müssen unserer Republik, unserem Land von Saarbrücken aus ein Signal geben, dass wir in einem bunten Land, in einem Land der Vielfalt leben wollen.“

Das Bündnis „Bunt statt Braun“ hatte zu der Demo unter dem Titel „Liebe statt Hetze“ aufgerufen und mit gerade einmal 1.000 Teilnehmern gerechnet. Die vierfache Menge an Menschen versammelte sich am frühen Samstagnachmittag auf dem Tiblisser Platz vor dem Saarländischen Staatstheater, um über die Wilhelm-Heinrich-Brücke, an Ludwigsplatz und Ludwigskirche vorbei bis zum Saarbrücker Schloss zu ziehen. Zum Bündnis „Bunt statt Braun“ gehören neben Parteien wie der SPD und den Grünen auch Gewerkschaften wie DGB oder IG-Metall. Aber auch christliche Verbände wie die Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB) sind in dem Bündnis vertreten ebenso wie das Dekanat Saarbrücken. Auch der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) im Landesjugendring oder das Café Exodus nahmen an der Demonstration teil, um Farbe zu bekennen.

Vor der Demonstration veranstaltete das Bündnis „Bunt statt Braun“ eine Lesung von Texten Bertolt Brechts, Erich Kästners oder Konstantin Weckers hinter dem Schloss. Mit den ausgewählten Werken wurden die NPD-Funktionäre „begrüßt“. An der Lesung beteiligten sich Vertreter des Bündnisses, darunter auch Vertreter des Dekanats Saarbrücken sowie Schauspieler des Saarländischen Staatstheaters.

Neben Dechant Welter sprach auch der Evangelisch Kirchenrat Frank-Matthias Hofmann. Auch er rief zu Frieden und Toleranz auf und verurteilte Hassparolen und Hetze gegen Flüchtlinge. „Wir lassen uns von niemandem einreden, dass Menschen, die vor Terror und Krieg fliehen, bei uns keine Aufnahme finden können Wir stehen dafür ein, sie willkommen zu heißen“, sagte er und fügte unter großem Applaus der Demonstranten hinzu: „Eine Obergrenze für Nächstenliebe gibt es nicht.“ Der Dechant von Saarbrücken, Benedikt Welter, beendete seine Rede mit den Worten: „Ein Mensch ist ein Mensch ist ein Mensch und bleibt ein Mensch!“

Dominik Holl