Bischof Ackermann und Unionspolitiker Kauder setzen sich für Religionsfreiheit ein:Gegenseitiger Respekt ist unverzichtbare Grundlage
Trier – Weltweite religiös aufgeladene Konflikte, Christenverfolgung, das Verhältnis von Religion und Staat sowie das Zusammenleben der Glaubensrichtungen in Deutschland waren Themen eines Vortrags mit anschließender Fragerunde an Bord des luxemburgischen Moselschiffes „Princesse Marie Astrid“. Vor rund 300 geladenen Gästen sprachen der Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann, der Geschäftsführer des Zentralrats der Juden in Deutschland, Daniel Botmann, der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder sowie Prof Jean Ehret von der „Luxembourg school of religion & society“. Eingeladen hatte zu dieser neunten Veranstaltung aus der jährlichen Reihe „Region in einem Boot“ der Trierer CDU-Bundestagsabgeordnete Bernhard Kaster.
Bischof Ackermann beschrieb den Respekt vor Andersgläubigen als zwingenden Auftrag für Christen. Auf eine Frage zu islamfeindlichen Tönen im Umfeld von Pegida-Demonstrationen und der AFD, antwortete er: „Wer sich auf das jüdisch-christliche Erbe beruft, der muss auch das ganze Paket nehmen.“ Nach christlichem Verständnis sei durch den Tod Jesu jeder Menschen gleichermaßen ein Erlöster. Die in Deutschland geltende Rechtsordnung ermögliche in diesem Sinn ein friedliches Zusammenleben verschiedener Religionen
Diese Ansicht vertrat auch Botmann. Keineswegs würden hierzulande nur die großen Kirchen gefördert. Vielmehr sei eine Vielzahl von Glaubensrichtungen in der Rechtsform der Religionsgemeinschaft staatlich anerkannt, darunter die jüdische Gemeinde. Dadurch erhielten diese die Möglichkeit umfassend am gesellschaftlichen Leben mitzuwirken. Auch für die Muslime in Deutschland sei dies der richtige Weg: „Es muss einen deutschen Islam geben, der sich in einer Religionsgemeinschaft organisiert.“ Ackermann stimmte zu: „Wir wünschen uns einen Islam, der sich in gesellschaftliche Debatten einmischt – selbstverständlich allerdings auf der Basis des Grundgesetzes.“
„Dort, wo es keine Religionsfreiheit gibt, gibt es auch allgemein keine Freiheit“, lautete eine These Kauders. Anhand zahlreicher Beispiele der Verfolgung und Unterdrückung von Christen in Ländern wie China oder Saudi-Arabien veranschaulichte er diese Sichtweise. Im Gegensatz dazu garantiere in Deutschland das Grundgesetz jedem einzelnen Menschen die freie und öffentliche Ausübung seiner Religion. Allerdings befinde sich dieses Grundrecht auf einer Ebene mit weiteren, etwa der Gleichberechtigung von Mann und Frau. Keine Glaubensrichtung stehe über der Verfassung, sagte Kauder. Und er führte weiter aus: Nur durch Begegnungen auf der Basis gegenseitigen Respekt könne ein besseres Miteinander erreicht werden.