Seelsorge im Fokus des Pastoralen Studientags in Ochtendung :„Gut, dass du da bist“
Ochtendung/Großmaischeid/Waldbreitbach – „In der Seelsorge schlägt das Herz der Kirche“, hat die Überschrift des Pastoralen Studientages für Mitarbeitende des Bistums Trier in Ochtendung gelautet. Neben Fachimpulsen standen Beispiele aus der Praxis wie ehrenamtlicher Begräbnisdienst und Notfallseelsorge im Mittelpunkt des Tages.
„Die Lebenswelt wird säkularer und kirchliche Angebote werden nicht mehr in dem bekannten Maße angenommen“, weiß Gastreferent Dr. Hubertus Schönemann, Leiter der Katholischen Arbeitsstelle für missionarische Pastoral der Deutschen Bischofskonferenz (DBK). Die Aufgabe von Kirche sei es allerdings weiterhin, Menschen in unterschiedlichen Situationen nah zu sein und „ihnen zu helfen, dass ihr Leben gelingt“, so Schönemann, der selbst viele Jahre als Pastoralreferent in katholischen Gemeinden gearbeitet hat. „Was ist das, was du brauchst?“, sei das zentrale Motiv christlicher Seelsorge, die zu den Menschen gehe.
Doch wie könne sich christliche Seelsorge von vielen anderen Angeboten abheben? „‘Seelsorge‘ ist kein geschützter Begriff; wir haben kein Copyright darauf“, gibt der Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann zu bedenken, der ebenfalls am Pastoralen Studientag teilnahm wie Weihbischof Robert Brahm, Generalvikar Dr. Ulrich Graf von Plettenberg und Mechthild Schabo, Leiterin des Bereichs Seelsorge und Kirchenentwicklung im Bischöflichen Generalvikariat (BGV) Trier. Der Bischof stellte die Frage nach dem Alleinstellungsmerkmal kirchlicher Seelsorge: „Was können nur wir einbringen – im Vergleich zu anderen? Und was sind unsere Qualitätsstandards?” Ein Papier, das die DBK im vergangenen Jahr veröffentlicht hat, biete dazu eine gute Positionierung, so der Bischof. Es widmet sich den Chancen und Herausforderungen der Seelsorge in der Gegenwart.
Das vielfältige Gesicht von Seelsorge
In welchen Formen Seelsorge im Bistum Trier gelebt wird, verdeutlichen während der Veranstaltung unterschiedliche Angebote. So gibt es seit mehr als einem Jahr die Möglichkeit, dass ehrenamtlich Engagierte Begräbnisse in Kirchengemeinden übernehmen. Dabei werden sie von Hauptamtlichen ausgebildet und begleitet. „Wir bekommen viele positive Rückmeldungen“, berichtet Norbert Hendricks. Er ist Diakon in der Pfarrei Großmaischeid-Isenburg St. Maria Magdalena. „Dieser Dienst ist ein exemplarisches Beispiel für die Zusammenarbeit zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen“, erklärt Michaela Tholl, Teamleiterin der Engagement-Entwicklung im Bistum Trier.
Eine weitere existentielle Form von Seelsorge stellt die Notfallseelsorge dar, in der ebenfalls Haupt- und Ehrenamtliche sowie unterschiedliche kirchliche und kommunale Kooperationspartner zusammenarbeiten. „Wir bringen Zeit mit, wenn zum Beispiel die Besatzung eines Rettungswagens zum nächsten Einsatz muss“, berichtet Andreas Burg, Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Waldbreitbach-Niederbreitbach-Kurtscheid von seinem Dienst als Notfallseelsorger. So ist er beispielsweise dabei, wenn die Polizei Todesnachrichten überbringt. „Ich bleibe bei den Menschen, wenn die Polizei wieder fährt.“ Die Gespräche bleiben dabei immer vertraulich, es gilt ein Auskunftsverweigerungsrecht. Dies sei wichtig, „denn wir sprechen auch mit Verursachern.“ Grundsätzlich sind die Notfallseelsorgenden für alle an einem Einsatz beteiligten da. „Gut, dass du da bist“, habe ihm kürzlich ein Einsatzleiter der Feuerwehr bei einem Brand mit einer tödlich verletzten Person gesagt. Die Notfallseelsorge hat auch die haupt- und ehrenamtlichen Rettungskräfte im Blick.
Solidaritätsnetz, Kirchenmusik und Quereinstieg
Als weitere exemplarische Arbeitsfelder von Seelsorge im Bistum Trier wurden das Solidaritätsnetz, in dem sich Caritas und Bistum gemeinsam für Menschen in schwierigen Lebenssituationen einsetzen, Kirchenmusik sowie Seelsorge an anderen Orten, wie beim offenen und niedrigschwelligen Gartenprojekt „Rosenkränzchen“ in Bad Neuenahr-Ahrweiler vorgestellt.
Daneben waren unter anderem Möglichkeiten zum Quereinstieg in die Seelsorge sowie die Zukunft der Seelsorge, geistlicher Missbrauch und das Papier zum Thema Seelsorge der DBK Themen des Tages.
Dem Studientag in Ochtendung ging die gleiche Veranstaltung für die Region rund um Trier voraus, im Saarland findet der Studientag am 16. November statt. Die Veranstaltungsreihe richtet sich an die verschiedenen pastoralen Berufsgruppen wie Priester, Diakone, Gemeinde- und Pastoralreferent*innen sowie an Mitarbeitende der Caritasverbände. Sie wurde organisiert vom Bereich Seelsorge und Kirchenentwicklung im BGV. Die Moderation übernahmen Karin Müller-Bauer und Dr. Thorsten Hoffmann.