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Mobbingprävention "Spring on Mars":Keiner! Mag! Bo!

Mit dem neuen Musikstück "Spring on Mars" über den Klon Bo starten die Big Band der Polizei des Saarlandes und das ilf ein auf drei Jahre angelegtes Anti-Mobbing-Projekt. Am Donnerstag war Uraufführung.
Uraufführung des Anti-Mobbing-Musikstücks 'Spring On Mars'.
Datum:
20. Sept. 2024
Von:
Ute Kirch
Uraufführung des Anti-Mobbing-Musikstücks 'Spring On Mars'.

Ottweiler – Wildes Schlagzeugtrommeln, in das der kräftige, energiegeladene Sound der Big Band der Polizei des Saarlandes einstimmt, fesselt ab dem ersten Ton das Publikum. Kinder wie Erwachsene hängen gebannt an den Lippen des Erzählers Peter Niklos, der – gekleidet in einen orangefarbenen Raumanzug – parallel zur Musik sein Publikum auf den Mars entführt. Und schon sind sie mittendrin in der Geschichte des Jungen Bo, einem Klon, der auf einer Marskolonie lebt, aber wegen seines Klon-seins auf lebensgefährliche Weise gemobbt wird. „Keiner! Mag! Bo!“, ruft Niklos in der Rolle des Peinigers Quinn. Auch von seinen Lehrern erfährt Bo keine Hilfe. 

„Spring on Mars“ heißt das Anti-Mobbing-Musikstück, das der Musikpädagoge Ferdinand Roscher und der Schriftsteller Marc Schämmlein exklusiv für die Big Band der Polizei des Saarlandes konzipiert haben. Uraufführung war am vergangenen Donnerstag in der Landesakademie für musisch-kulturelle Bildung in Ottweiler. Drei Jahre lang geht die Big Band mit „Spring On Mars“ auf Tournee durch die Schulen im Saarland. Auftritte können ab sofort gebucht werden (s. Info). Schirmherr des Präventionsprojektes ist der saarländische Innenminister Reinhold Jost.  

„Mobbing passiert täglich, bei Kindern und Erwachsenen“, sagt der Leiter des Instituts für Lehrerfort- und -weiterbildung (ilf), Thomas Mann, und nennt Zahlen: „Laut einer Studie der Techniker Krankenlasse hat bereits jedes sechste Schulkind Mobbing erlebt, jedes zehnte hat schon einmal selbst gemobbt.“ Mobbing-Prävention spiele beim ilf, dem pädagogischen Fortbildungsinstitut in Trägerschaft der katholischen Kirche, auch bei den Schulungen von Lehrkräften eine große Rolle. Als die Landespolizei anklopfte, ob man nicht gemeinsam ein Projekt starten könne, rannte sie offene Türen ein. „Mobbing ist eine Form von Gewalt“, betont Mann. Zugleich verpflichte die UN-Kinderrechtskonvention, Kinder vor Gewalt zu schützen. „Spring on Mars“ solle daher auch einen Beitrag zum Kinderschutz leisten. Finanziert wurde das Musikstück vollständig von den privaten Sponsoren Petra und Ulli Stopp.  

 

Kombination von Musik und Mobbing-Thematik ermöglicht emotionalen Zugang

Staatssekretärin Jessica Heide.

„Über das Medium Musik werden auch gesellschaftliche Lehren, Social Skills, transportiert“, sagt der Dienststellenleiter der Polizei-Big Band Peter Niklos. Zum Aufgabenbereich der Big Band gehöre auch die Öffentlichkeitsarbeit für die Polizei. So sei neben Mobbingprävention und Kinderschutz auch ein Ziel des Projekts, Polizei an Schulen zu bringen. „Auf diese Weise können wir Ängste und Vorurteile der Kinder gegenüber Einsatzkräften abbauen und Vertrauten in die Polizei aufbauen“, so Niklos. 

„Danke für das großartige Engagement. Kinder stark machen – ein besseres Anliegen gibt es nicht“, dankte Innenminister Reinhold Jost allen Beteiligten. Dem Dank schloss sich Bildungs-Staatssekretärin Jessica Heide an: „Ich bin begeistert davon, dass sie diese Idee umgesetzt haben. Die Verknüpfung von Musik mit der Thematik Mobbing ist nicht alltäglich, aber unglaublich vielversprechend. Die Kombination kann einen neuen, emotionalen Zugang zu dem Thema Mobbing ermöglichen.“ Sie wünsche sich, dass auch Erwachsene durch die Musik sensibilisiert werden und Mobbing-Strukturen möglichst frühzeitig erkennen. Aktuell seien alle Schulen im Saarland dabei, ein Schutzkonzept zu entwickeln, in dem auch der Schutz vor Gewalt ein zentrales Thema sei. Das Musikstück könne sehr gut in das eigene Schutzkonzept integriert werden, regte sie an.  

"Spring on Mars" ab sofort buchbar

Uraufführung des Anti-Mobbing-Musikstücks 'Spring On Mars'.

Und Bo? In seiner Verzweiflung reißt er aus. Auf seiner Flucht trifft er einen Roboter und Maja, ein starkes Mädchen. Gemeinsam mit seinen neuen Freunden findet er einen Weg, aus dem Mobbing rauszukommen. Dabei wird es manches Mal dramatisch – und Bo entscheidet sich dafür, unter hohem Risiko, seinem Peiniger das Leben zu retten. Die Big Band zeigt während des 45-minütigen Stücks alle Facetten des Jazz, inklusive Gesangssoli.  

„Die Big Band wird auf jeden Fall gebucht“, sagt Musiklehrerin Annika Rauls von der Lothar-Kahn-Schule in Rehlingen im Anschluss an die 45-minütige Uraufführung. „Mobbing ist an jeder Schule Thema, wir gehen das an. Das Stück ist für unsere Bemühungen eine ausgezeichnete Unterstützung und eröffnet neue Blickwinkel auf das Thema.“ Auch andere anwesende Lehrkräfte zeigen sich begeistert: „Besonders toll finde ich, dass durch die vielen Solisten auch der Klang der einzelnen Instrumente vorgestellt wird“, so eine Lehrerin. „Das Stück bietet auf jeden Fall viel Anlass zur anschließenden Diskussion. Welche Möglichkeiten hätte Bo gehabt? Wie hätte sein Mobber reagiert, nachdem Bo ihm das Leben gerettet hat?“ Genau solche Diskussionen soll „Spring on Mars“ anstoßen, sagt ilf-Leiter Thomas Mann: „Das Stück ist ein Türöffner, um sich weiter mit dem Thema zu beschäftigen.“ Aber auch Mobbing-Betroffene sollen direkt etwas mitnehmen können, betont Co-Autor Ferdinand Roscher die Botschaft des Stücks: „Du hast es nicht verdient, wenn du gemobbt wirst. Kämpf' darum, dich davon zu befreien!“ 

Info: Wer für seine Schule die Big Band der Polizei des Saarlandes mit der Aufführung von „Spring on Mars“ buchen möchte, kann sich an Peter Niklos unter lpp43@polizei.slpol.de wenden. Das Stück richtet sich an Schülerinnen und Schüler der Klassen 3 bis 6.