Junge Frau aus Pakistan absolviert Freiwilligendienst auf Calvarienberg:„Meine Mama ist sehr stolz auf mich!“
Bad Neuenahr-Ahrweiler – In ihrer Heimat ist es undenkbar, dass eine Frau alleine verreist. Sneeta Hameed ist also eine Ausnahme. Denn die 27-jährige aus Pakistan leistet seit eineinhalb Jahren einen Freiwilligendienst am Gymnasium Calvarienberg in Bad Neuenahr-Ahrweiler.
„Ich bin froh, hier zu sein“, sagt die junge Frau. In der Schule arbeitet sie unter anderem in der Bibliothek, hilft innerhalb der Nachmittagsbetreuung den Schülerinnen und Schülern bei den Hausaufgaben oder begleitet Ausflüge. In ihrem Heimatland hat sie bereits Erfahrungen im Unterrichten gemacht. „Es ist eine gute Möglichkeit, andere Menschen kennenzulernen“, kommentiert sie ihren Freiwilligendienst.
Aufgrund von Corona hatte sich ihr Arbeitsfeld allerdings verändert. So betreute sie beispielsweise Kinder von Lehrerinnen und Lehrer, als die Kitas geschlossen waren. „Sneeta ist sehr flexibel und wissbegierig“, erklärt Annette Gies, die Schulleiterin des Gymnasiums. „Und sie ist zuverlässig, höflich und ordentlich“, lobt Lehrerin Susanne Alertz.
Dass die Freiwilligendienstleistende aus Pakistan stammt, kommt nicht von ungefähr: Die Schule hat eine enge Verbindung zu diesem Staat in Südasien, seit ein Referent des katholischen Hilfswerks „missio“ über die dortige Lage berichtete. Das beeindruckte die Schüler nachhaltig, so dass sie gemeinsam mit Susanne Alertz eine Pakistan-AG gründeten. Durch Spenden wird Kindern der kostenpflichte Schulbesuch ermöglicht. Sneeta Hameed hat selbst von diesem Projekt profitiert. Durch das Geld aus Bad Neuenahr-Ahrweiler konnte sie zur Schule gehen. Sie ist sehr dankbar dafür.
Und andersherum erfahren die deutschen Jugendlichen durch die junge Frau viel über eine ganz andere Kultur. „Mir war es wichtig, das Pakistan-Projekt sozusagen an die Schule zu holen“, erklärt Annette Gies. Der persönliche Austausch sei zentral, um das Projekt erfolgreich fortzuführen. „Wir müssen in Kontakt bleiben, damit wir uns alle besser verstehen“, stimmt Sneeta Hameed zu. Der Verein Soziale Friedensdienste im Ausland (kurz „SoFiA“) in Trägerschaft des Bistums Trier hat die Schule bei der Umsetzung unterstützt, erklärt Annette Gies.
Ich bin selbstständiger geworden“, blickt Sneeta Hameed auf die vergangenen Monate zurück. Zuerst wohnte sie bei Gastfamilien, doch dann wollte sie auf eigenen Beinen stehen. Anfangs sei es schwierig gewesen, gibt sie zu. „Ich konnte mir das erst auch gar nicht vorstellen, alleine zu wohnen.“ Doch sie meisterte diese Hürde. „Meine Mama ist sehr stolz auf mich!“. Ihre Familie vermisst sie natürlich und manchmal auch das heimische Essen. Doch Currywurst, Käsekuchen und Kartoffelauflauf hat sie hier kennen- und lieben gelernt. Zusätzlich schätzt sie die Pünktlich- und Verbindlichkeit der Deutschen.
Sneeta Hameed wird voraussichtlich im Januar 2021 zurück in ihre Heimat kehren; nach zwei Jahren an der Ahr. Durch Corona und auf eigenen Wunsch wurde ihr Einsatz auf diese Zeit verlängert. In Pakistan möchte sie gerne zu Ende studieren und weiterhin für das Projekt arbeiten, das ihr eine Schulbildung ermöglicht hat. „Ich bin froh, dass ich als pakistanische Frau diese Erfahrungen machen durfte“, sagt sie abschließend.
Reverse-Freiwilligendienste ermöglichen es, dass junge Menschen aus dem Ausland einen sozialen Friedensdienst in Form eines Bundesfreiwilligendienstes in Deutschland absolvieren können. Begleitet werden sie dabei von SoFiA.
Weitere Infos gibt es auf www.sofia-trier.de oder bei Julie Cifuentes unter Tel.: 0651-993796-311. (jf)