Bischof Ackermann predigt an Gründonnerstag im Trierer Dom:Sich immer wieder von der atemberaubenden Liebe Jesu treffen lassen

Trier – „Die Trennung von der Kirche Jesu Christi ist keine Alternative.“ Das hat Bischof Dr. Stephan Ackermann in der Gründonnerstagsliturgie (18. April) im Trierer Dom betont. Die wahre Alternative sei, sich immer wieder von der „atemberaubenden Liebe“ Jesu betreffen zu lassen und sich zu ihm hin zu bekehren, um das Denken und Handeln tiefer von ihm prägen zu lassen. In diesem Sinne wolle er das Ritual der Fußwaschung sehen, das er an sechs Frauen und Männer vom Besucherdienst (www.bistum-trier.de/besucherdienst) des Bistums Trier vollzog, sowie an sechs Männern von der Fazenda Haus Sabelsberg in Boppard (www.fazenda.de/boppard). Die Fazenda ist eine christliche Einrichtung für Männer mit einer Suchtproblematik.
Ackermann bezog sich in seiner Predigt auf die Wahrnehmung, dass Menschen angesichts der abgründigen Verbrechen von Amtsträgern der Kirche und der scheinbaren Reformunfähigkeit der Kirchenleitung zu dem Punkt kommen können, an dem sie sich von der Kirche distanzieren, um ihren Glauben an Jesus Christus zu retten. Der Bischof zog eine Parallele zur Situation Jesu am Gründonnerstag: Jesus wird von außen angefeindet; aber es gibt auch Zweifel in den eigenen Reihen. Jesus sehe alles schon kommen, ist der Bischof überzeugt, nicht bloß das, was in seinen nächsten Stunden geschieht: „Vielmehr sieht er in seiner Einsamkeit im Garten von Getsemani schon den Verrat, die Dunkelheiten, die Bosheiten, die Scheußlichkeiten der ganzen Kirchen-, ja der ganzen Menschheitsgeschichte.“ Da wäre es verständlich, wenn Jesus sich, „um die Reinheit seiner Botschaft und die Glaubwürdigkeit seines Einsatzes zu retten“, von den Jüngern lossagen würde. Doch stattdessen, erklärte Ackermann, mache Jesus nicht das menschlich Naheliegende, sondern das komplette Gegenteil: „Er distanziert sich nicht, sondern er verbindet sich mit ihnen enger als je zuvor: Er macht sich in der Fußwaschung vor ihnen klein, macht sich zu ihrem Diener, obwohl er weiß, dass er aus ihrem Kreis verraten werden wird. Er liefert sich ihnen aus mit seiner ganzen Existenz, mit Fleisch und Blut, bezeichnet in den Gaben von Brot und Wein.“ Diese endgültige Bindung an die Apostel, „das ist unsere Rettung. Das ist der Kern der Erlösung!“ betonte der Bischof.
Damit wolle er keinesfalls Versagen, Schuld und Verbrechen kleinreden oder vorschnell „Absolution erteilen“, sagte Ackermann. „Wir haben unsere Verantwortung wahrzunehmen. Damit wir es aber überhaupt können, ohne an der Welt, an der Kirche, an uns selbst zu verzweifeln, öffnet Gott uns seinen Weg der Rettung.“ Für ihn heiße das: Wenn Gott selbst sich so an seine Kirche und damit an fehlbare Menschen gebunden habe, „dann sind auch wir an die Kirche gebunden“. Dann gebe es das Evangelium nicht ohne die konkrete Gemeinschaft derer, die den Namen Jesu Christi tragen, „mögen sie auch noch so oft Versager und Sünder sein. Der Kirche ist das Evangelium anvertraut, weil Jesus selbst sich in der Nacht vor seinem Leiden den Aposteln anvertraut hat“.
(JR)
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