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Suizid-Prävention im Fokus :Telefonseelsorge Saar legt ihren Jahresbericht 2016 vor

Die Suizid-Prävention steht in diesem Jahr im Blickpunkt des aktuellen Jahresberichts der Katholischen und Evangelischen TelefonSeelsorge.
Fast 9000 Gespräche haben sich 2016 aus den Anrufen bei der Telefonseelsorge Saar ergeben
Datum:
27. Apr. 2017
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Saarbrücken – Die Suizid-Prävention steht in diesem Jahr im Blickpunkt des aktuellen Jahresberichts der Katholischen und Evangelischen TelefonSeelsorge. Grund ist die Zahl an Suiziden, die im Saarland im Gegensatz zum Bundestrend gestiegen sei, wie Pfarrer Bier, der Evangelische Leiter der TelefonSeelsorge bei der Vorstellung des Jahresberichts für das Jahr 2016 zusammen mit seiner Katholischen Kollegin, Heidrun Mohren-Dörrenbächer am 27. April berichtet.

Die TelefonSeelsorge bildet ihre Mitarbeiter im Umgang mit dem Thema Suizid vor Beginn ihrer Arbeit speziell aus. „Wir fragen gezielt und sehr direkt nach, wenn wir hören, dass jemand sagt, er oder sie wolle nicht mehr“, erklärt Pfarrer Bier den Umgang bei solchen Gesprächen. „Die Menschen reagieren erleichtert, wenn wir das Thema Suizid konkret ansprechen. Damit nehmen wir ihnen den Druck, ihre Gedanken zu Verheimlichen und überwinden die Scham, die viele mit diesem Thema verbinden.“ Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der TelefonSeelsorge helfen somit bei der Prävention von Suiziden mit, denn „wer auf der Brücke steht, ruft nicht mehr bei uns an. Diejenigen, die bei uns anrufen, sind in einer Ambivalenz“, sagt Mohren-Dörrenbächer. Laut der Statistik im Jahresbericht sind die Gespräche in Bezug auf suizidale Krisen mit fast einer halben Stunde die längsten. Etwa 600 Anrufe drehten sich 2016 um das Thema Suizid.

Insgesamt hat das Telefon bei der TelefonSeelsorge Saar im vergangenen Jahr rund 14.000 Mal geklingelt. Davon führten über 8.500, sprich mehr als zwei Drittel aller Anrufe auch zu intensiven Seelsorge- und Beratungsgesprächen. Neben den telefonischen oder elektronischen Gesprächen gebe es im Saarland zudem die Möglichkeit, einen Kontakt als Beratung persönlich und vor Ort mit ausgebildeten Hauptamtlichen fortzusetzen, ergänzte Pfarrer Bier. Die absolute Zahl der Anrufer ist 2016 im Vergleich zum Vorjahr zwar gesunken, doch laut Mohren-Dörrenbächer nicht wegen des gesunkenen Bedarfs: „Die Zahl ist bundesweit gesunken, weil vor allem missbräuchliche Anrufe zurückgegangen sind“, erklärt sie. In der großen Mehrzahl der Fälle sind es Frauen, die die Nummer der TelefonSeelsorge wählen: 61 Prozent der Anrufer sind weiblich. Als häufigsten Grund, weshalb Menschen anrufen, nennt die katholische Leiterin der TelefonSeelsorge Einsamkeit. 22 Prozent, also mehr als jede fünfte Anruferin und jeder fünfte Anrufer fühlt sich allein und einsam. Im Vergleich zu 2014 stieg diese Zahl um 4 Prozent. „Wir sehen, dass sich Trends fortsetzen“, stellt Mohren-Dörrenbächer fest, „Vor allem Menschen, bei denen eine psychische Erkrankung diagnostiziert wurde, rufen verstärkt bei uns an. Die Zahl steigt jedes Jahr weiter an.“ In diesem Jahr auf über 40 Prozent der Anrufer.

Auch die Zahl der Menschen, die sich auf dem elektronischen Weg bei der TelefonSeelsorge melden, ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Zwischen 2010 und 2016 hat sich die Zahl der Anfragen per Mail um fast 10.000 auf 27.053 erhöht. Während mehr als ein Drittel aller Anrufer über 60 Jahre alt ist, nehmen gerade jüngere Menschen die Möglichkeit der Kontaktaufnahme per Mail oder Chat wahr.

„Wenn sie in einer Krise sind, nutzen sie die Wege, die ihnen vertraut sind“, erläutert Mohren-Dörrenbächer. Mehr als die Hälfte der Anfragen per Mail oder Chat kam von Menschen im Alter zwischen 20 und 40 Jahren. „Der Bedarf wird hier immer größer und wir werden in diesem Jahr noch einmal eine spezielle Ausbildung hierzu anbieten“, kündigt die katholische Leiterin der TelefonSeelsorge an. Auch die Gründe der Absender sind anders gelagert als bei den Anrufern: Depressive Stimmungen und Ängste sind hier die häufigsten Anlässe, gefolgt von Suizidalität.

Weitere Informationen: www.telefonseelsorge-saar.de

Die Telefonseelsorge ist in Deutschland durch über 100 Stellen, bundesweit, 24 Stunden, gebührenfrei und anonym unter der Telefonnummer 0800 111 0 111 erreichbar. Die Evangelisch-Katholische Telefonseelsorge und Beratungsstelle Saar ist für das gesamte Saarland und damit für rund eine Million Einwohner per Telefon aus dem Festnetz und über D1 ansprechbar. Darüberhinaus landen hier Handyanrufe aus den übrigen Handynetzen aus dem gesamten Bundesgebiet. Bei der Telefonseelsorge Saar engagieren sich rund 80 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die 24 Stunden, rund um die Uhr seelsorgerliche Gespräche am Telefon anbieten. Für diese Aufgabe werden sie über ein Jahr lang sorgfältig ausgebildet. Vier hauptamtliche Kräfte (zwei Psychologinnen, ein Psychologe und ein evangelischer Pfarrer) begleiten die Beratungen am Telefon, unterstützen die ehrenamtlich Mitarbeitenden und bieten persönliche Gespräche in der Beratungsstelle an.

Dominik Holl