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Das Ehepaar Clemens aus Zemmer engagiert sich für elf syrische Flüchtlinge:Vom Kugelschreiber zum „Wir müssen helfen“

Das Ehepaar Clemens aus Zemmer engagiert sich für elf syrische Flüchtlinge und mit ihnen viele andere Dorfbewohner. Insgesamt mehr als 150 Flüchtlinge werden in der „Fidei“ begleitet und betreut - im „Netzwerk Flüchtlingshilfe auf der Fidei“ mit 30 ehrenamtlichen Helfern.
Melanie und Michael Clemens mit den Flüchtlingen bei einem Rundgang durch Zemmer. (Foto: Caritas)
Datum:
8. Apr. 2016
Von:
Bischöfliche Pressestelle
Zemmer – Mit einem Kugelschreiber hat alles angefangen. Eigentlich wollten Melanie und Michael Clemens die elf gerade neu angekommenen Flüchtlinge aus Syrien nur willkommen heißen in ihrem Heimatdorf Zemmer im Landkreis Trier-Saarburg. Und eigentlich wollte Melanie Clemens beim Abschied nur den ausgeliehenen Stift zurückgeben. „Nein, nein, behalten Sie den Kugelschreiber. Dann vergessen Sie uns auch nicht“, habe einer der Männer auf Englisch zu ihr gesagt. In dem Moment habe es bei ihr „Klick“ gemacht: „Wir müssen helfen!“ So wie das Ehepaar Clemens, Eltern von zwei kleinen Kindern, haben auch andere in den Dörfern der „Fidei“ gedacht. Entstanden ist ein Willkommensnetz im Bistum Trier, das „Netzwerk Flüchtlingshilfe auf der Fidei“ mit 30 ehrenamtlichen Helfern. Ehrenamtskoordinator Andreas Flämig vom Caritasverband Trier und Pastoralreferent Roland Hinzmann vom Dekanat Schweich-Welschbillig haben das Projekt als „Tandem“ initiiert und aufgebaut. Mehr als 150 Flüchtlinge werden seitdem in der „Fidei“ begleitet und betreut. So wie die elf syrischen Männer im Alter zwischen 17 und 45 Jahren. Es war ein trüber Samstagnachmittag vor sechs Monaten, als Familie Clemens sie kennenlernte. „Wir spürten, dass sie frustriert waren, aufs platte Land gekommen zu sein“, erzählt Michael Clemens. Im vergangenen Sommer hat das letzte Lebensmittelgeschäft in Zemmer geschlossen, tagsüber ist kaum ein Mensch in den Straßen unterwegs. „Kein Vergleich zu einem Leben in der Stadt wie vorher in Trier“, sagt er. Es habe ein paar Wochen gedauert, bis die Männer erfahren haben, dass in Zemmer Menschen leben, die für sie da sind. Michael Clemens schaffte einen Fernseher und einen DVD-Spieler an, kramte Filme mit arabischen Untertiteln aus und kaufte CDs für einen Sprachkurs. Und sorgte damit für ein wenig Kurzweil im Haus der Flüchtlinge. Alle elf wollen das Gleiche: So schnell wie möglich die deutsche Sprache lernen, Arbeit finden, auf eigenen Füßen stehen. Zuhause in Damaskus, Homs, Aleppo und in den kurdischen Gebieten Syriens haben sie als Übersetzer, Pharmazeuten, Laboranten, Agraringenieure, Anwalt, Buchhalter und Hilfsarbeiter gearbeitet. In Zemmer steht einmal die Woche Deutsch mit Michael Ludwig und Norbert Schönhofen auf dem Stundenplan, zusätzlich zum täglichen Sprachunterricht in Trier-Ehrang. Auch die pensionierte Lehrerin Gisela Krütten hat sich zwei von ihnen, Yasar und Radwan, angenommen, lehrt in der Küche oder beim Spaziergang. „Die beiden sind sehr höflich und nett, lernen schnell. Es macht mir richtig Freude, sie zu unterrichten.“ Auch sie sei als Kind im Krieg mit ihren Eltern eine Flüchtlingsfamilie gewesen, die aufgenommen wurde. „Das habe ich nie vergessen. Jetzt gebe ich etwas davon zurück.“ Sprache sei der Schlüssel zur Eingliederung, sagen die beiden Koordinatoren Andreas Flämig und Roland Hinzmann. Sie sind mehr als zufrieden mit dem „Netzwerk Flüchtlingshilfe auf der Fidei“. Es tauge als Modell für das ganze Bistum. „Das ehrenamtliche Engagement ist großartig.“ Die einen suchen nach Dingen des täglichen Bedarfs, andere organisieren Lagermöglichkeiten, wieder andere helfen, dass sich die Flüchtlinge in der neuen Heimat zurechtfinden. So tun es Melanie und Michael Clemens bei ihren elf Syrern. „Wir sind nicht das Kindermädchen, aber wir leiten sie an, damit sie das Alltägliche selbst managen können“, sagen die beiden. „Wir haben klare Grenzen gezogen, was wir leisten können und wollen.“ Aus Fremden seien in den vergangenen sechs Monaten Freunde geworden. Sie essen gemeinsam zu Abend, tauschen sich aus, gehen in die Kirche und feiern Feste nach deutschem Brauchtum. „Dass sie mit in die Kirche gehen konnten, einfach so, das hat ihnen gefallen. Vom musikalisch gestalteten Abendlob schwärmen sie immer noch“, sagt Melanie Clemens. Ob St. Martin, Remigius-Kirmes oder Karneval, die elf Syrer kommen, wenn sie eingeladen sind und feiern mit.