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Eine Gruppe aus dem Dekanat Trier startet Aktion zu neuen Glaubensorten:Wie ein rotes Sofa „Kirche vor Ort“ sein kann

Mit einer Aktion will die Initiative "Kirche in Trier" herausfinden, wie Glaube und Spiritualität heute funktionieren.
Elisabeth Lamberti (links) und Marie-Luise Burg an ihrem Stand am Pranger
Datum:
14. Aug. 2018
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Trier – Mitten in Trier unweit des Hauptmarktes steht ein rotes Sofa, daneben einige Sitzkissen, ein Tisch mit Getränken und darüber gespannt ein Pavillon: Nicht unbedingt das, was man im hektischen Einkaufsgetümmel in der Innenstadt erwarten würde. Aber genau damit will eine Arbeitsgruppe der Initiative „Kirche in Trier“ herausfinden, wie Glaube und Spiritualität heute funktionieren. „Wir wollen dahin gehen, wo die Menschen sind“, erklärt Elisabeth Lamberti und spricht damit schon ein großes Ziel der Synodenumsetzung an: Sehen, was die Menschen vor Ort brauchen, zuhören, beobachten.

Die Idee sei schon im letzten Jahr bei einer Veranstaltung des Dekanats unter dem Motto ‚Katholisch in Trier‘ entstanden. „Dort hatten sich Leute getroffen, die Interesse an der Kirche haben und waren eingeladen, nach Themen zu suchen, die für die Menschen relevant sind“, berichtet Gemeindereferent Maik Bierau, einer der Organisatoren der Aktion. Eine Gruppe, die sich zusammentat, habe sich mit dem Thema „Wie geht Glaube und Spiritualität heute“ beschäftigt und die Aktionsidee entwickelt. Das Ziel: In die Beobachtung gehen und Analyse betreiben. „Wir wollten wissen, ob Leute auf ein so relativ niedrigschwelliges Angebot ansprechen. Deshalb haben wir die Couch aufgestellt und Kaffee und Wasser verteilt.“ Als geistlicher Hintergrund sei ihnen der Spruch „Halt an, wo läufst du hin“ in den Sinn gekommen, erklärt Bierau weiter. Ziel sei nicht, möglichst viele Kaffeebecher zu verteilen, sondern zu schauen, wie Leute auf solch eine Unterbrechung reagierten.

Und diese Reaktionen müssen die sechs Haupt- und Ehrenamtlichen der Arbeitsgruppe erst einmal austesten an diesem Freitagnachmittag. „Am Anfang sind wir selbst eher hektisch herumgerannt und wollten möglichst viele Leute ansprechen, aber wir haben schnell gemerkt, dass die Haltung dann eher ablehnend ist. Also haben wir uns irgendwann hingesetzt und eine einladende Haltung angenommen“, erzählt Elisabeth Lamberti. Bierau ergänzt: „Wenn man quasi mit Blickkontakt auf die Leute zugeht, dann sind sie eher neugierig.“ Auch seine Kollegin Marie-Luise Burg findet es etwas schwierig, die Menschen im Laufen zu unterbrechen. „Wenn ich ihnen unseren Aufkleber gebe, wollen sie ihn nicht, aber wenn ich sage, es gibt eine Mitmachaktion im Internet, dann hören sie hin.“ Einige Passanten halten wirklich an, setzen sich, nehmen dankend die Getränke an. Für Lamberti sind es „schöne Gespräche“, die die Gruppe führt. Vor allem ein Erlebnis habe alle besonders beeindruckt: „Ein Pärchen ist bei uns gestrandet, das eigentlich auf Pilgerreise nach Santiago di Compostela war, diese aber wegen eines Bänderrisses der Frau abbrechen musste“, berichtet Lamberti. „Die beiden hatten kaum noch Geld, da sie die Arztkosten in Frankreich selbst vorstrecken musste und sie waren auf der Suche nach einem Quartier. Wir konnten dann mit Hilfe einiger Leute eine Unterkunft und Geld für die Zugfahrt besorgen. Die beiden waren so dankbar und ergriffen - das war wirklich ein richtig tolles Erlebnis. Selbst wenn wir nur dafür einige Stunden dort gestanden hätten, hätte es sich schon gelohnt.“ Das Fazit der Gruppe: Mit den Erkenntnissen aus der Aktion werden sie weitermachen und neue Formen von „Kirche vor Ort“ ausprobieren.

Auf der Seite www.haltan.de lädt das Dekanat alle Menschen dazu ein, selbst eine Nachricht zu hinterlassen.

(red)