SKM feiert Jubiläum mit vielen Ehrenamtlichen und Festgästen :100 Jahre Einsatz für hilfsbedürftige Menschen
Trier – Das Leben für hilfsbedürftige Menschen ein Stückchen besser machen, ihre Würde und Selbstbestimmung bewahren: Dafür setzt sich seit 100 Jahren der katholische Verein SKM (Katholischer Verein für soziale Dienste) Trier ein. Ob für suchtkranke, geistig oder psychisch behinderte oder gebrechliche alte Menschen, die niemanden mehr haben – wenn der Alltag nicht mehr selbst bewältigt werden kann, wenn Behördengänge nicht möglich sind und alles nur noch überfordert, sind die haupt- und ehrenamtlichen Betreuerinnen und Betreuer des SKM da. Das Jubiläum hat der Verein mit hunderten Gästen, darunter vielen Ehrenamtlichen, Landesministerin Dörte Schall, Bürgermeisterin Elvira Garbes, dem Caritasverbandsvorsitzenden Benedikt Welter sowie Generalvikar Ulrich Graf von Plettenberg gefeiert.
Aus dem ursprünglichen katholischen „Männerfürsorgeverein“ hat sich im Laufe eines Jahrhunderts ein professionell aufgestellter Fachdienst mit mehreren Säulen etabliert, wie Anne Reichert (32), Leiterin des Betreuungsvereins Trier, und Elke Ludig (63), Vorsitzende des ehrenamtlich agierenden Vorstands des SKM Trier, im Interview vor dem Festakt erklären. Heute bietet der Verein rechtliche Betreuungen an, schult Ehrenamtliche zu Betreuern, berät zu Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht. Der Verein ist dabei die Schnittstelle zwischen Ehrenamtlichen, Behörden und Betreuten. Zweiter Bereich ist der Integrationsfachdienst, der schwerbehinderte Menschen in Arbeit berät und begleitet und behinderten Schülern im Übergang zum Beruf hilft. Noch recht neu ist die Beratungsstelle für Jungen und Männer in akuten Krisen und schwierigen Lebenslagen – eine von lediglich dreien in ganz Rheinland-Pfalz. Rechtspflegerin Elke Ludig arbeitet am Amtsgericht und sagt, ihr habe das Betreuungsrecht schon immer am Herzen gelegen, sodass ihr die Entscheidung nicht schwerfiel, im sechsköpfigen Vereinsvorstand mitzuarbeiten. Und der erbringt jeden Monat viele Stunden ehrenamtlichen Einsatzes, von der Finanzierung über die Ausstattung der Geschäftsstelle bis hin zur Personalsuche. „Wir hatten in letzter Zeit das Glück, engagierte Kräfte zu finden – das ist heute im sozialen Bereich fast schon eine Seltenheit, weil er so nachgefragt ist.“ So arbeiten im Betreuungsverein derzeit elf Hauptamtliche, von Psychologen über Sozialarbeiterinnen bis zu Pädagogen.
Worauf der Verein achtet, wenn Ehrenamtliche eine Betreuung übernehmen möchten? „Erst einmal darauf, dass sie geschult werden und dass sie eng an den Verein angebunden sind“, legt Reichert dar. „Wir sind da, wenn es Probleme oder Fragen gibt, bevor etwas schief läuft.“ Besonders wichtig sei das Stichwort Selbstbestimmung. Also nicht den Betreuten „die eigenen Vorstellungen von einem ‚guten Leben‘ aufzudrücken, sondern das Lebensumfeld und die Wünsche des Betreuten zu berücksichtigen“, fügt Ludig an. „Wir schauen nach den Stärken der Menschen in Not, fragen, was sie noch alles selbst leisten können und ermutigen sie, das auch zu tun.“ Das sei sogar gesetzlich verankert. „Wir sind ganz weit weg von der Entmündigung, die es früher mal gab“, unterstreicht Reichert. Der Verein bringt die ehrenamtlichen rechtlichen Betreuer dann mit Klienten zusammen. „Wir haben junge Obdachlose, Drogenabhängige, Senioren ohne Angehörige. Und das große Feld der psychischen Erkrankungen, wo für die Betreuung den Ehrenamtlichen sehr viel Feingefühl, Wissen Erfahrung der Ehrenamtlichen vonnöten ist“, sagt Ludig.
Die Finanzierung eines Vereins wie des SKM ist nicht so ganz einfach. Die hauptamtlich Betreuenden, die immer rund 50 Fälle pro Kopf bearbeiten, werden mit Pauschalen von den Klienten oder der Staatskasse vergütet. Für Beratungen und Fortbildungen an der Volkshochschule bekommt der Verein Gelder von Stadt und Land. Im Integrationsfachdienst mit sieben Stellen wiederum gibt es zeitlich begrenzte Förderungen. Ein großes Problem, unterstreicht Ludig. „Denn mit Zeitverträgen können die Mitarbeitenden nicht längerfristig planen und wer lässt sich als junger Mensch darauf gerne ein?“ Eine freiwillige Leistung ist die noch junge Jungen- und Männerberatung. Häusliche Gewalt gegen Jungen und Männer sei heute noch ein Tabuthema, sagt Reichert. Vermittelt werden die Klienten von der Polizei oder Interventionsstellen. Derzeit wird das Angebot von der Kirche und durch Spenden unterstützt. „Viel Geld wird nicht gespendet, da gibt es sicher Protagonisten, die mehr Aufmerksamkeit bekommen“, schmunzelt Ludig. „Aber wir freuen uns über jeden Betrag.“ Der SKM verfolge also zwei Ziele: Die gesellschaftlichen Bedingungen für hilfsbedürftige Menschen zu verbessern und Menschen zu motivieren, einen sozial-karitativen Dienst zu übernehmen. Das würdigten auch die Festrednerinnen und -redner am 8. November bei der Jubiläumsveranstaltung im Tagungshaus der Barmherzigen Brüder Trier.
„Die Mitmenschlichkeit, das Zuhören, das Da-Sein für andere Menschen – das können wir als Staat gar nicht leisten nur durch Paragrafen und Zahlen in Sozialgesetzbüchern“, sagte die rheinland-pfälzische Sozialministerin Dörte Schall in ihrem Grußwort. Vereine wie der SKM böten ein individuelles Angebot, das von gerichtlich bestellten Rechtsanwälten gar nicht erbracht werden könne. „An Stellen, wo es hakt, wo andere vielleicht längst das Handtuch geschmissen hätten, stehen Sie den Menschen zur Seite. Deshalb möchte ich meinen großen Dank vor allem den Ehrenamtlichen aussprechen.“ Dachverband des SKM ist der Caritasverband im Bistum Trier. Dessen Vorsitzender, Domkapitular Benedikt Welter, betonte: „Krise? Können wir!“ Aus Krisenzeiten heraus seien die Caritas und ihre vielfältigen Fachverbände entstanden, um die Not der Menschen zu lindern. Beim Blick auf die politische Lage in der ganzen Welt sei ihm wichtig, dass die Caritas immer offen für alle Menschen in Not gewesen sei und niemand nach Religion, Herkunft oder Status gefragt werde. „Der SKM nimmt sich jener Menschen an, die sich in Grauzonen bewegen. Sie passen noch nicht in das System einer ambulanten oder stationären Betreuung, sondern benötigen in ihren Alltagsschwierigkeiten ein Geländer, um durch ihr Leben zu gehen. Das bieten ihnen die haupt- aber gerade auch die ehrenamtlichen Betreuer durch ihre Professionalität und ihr Knowhow.“ Auch Sozialdezernentin und Bürgermeisterin Elvira Garbes dankte dem SKM. Er sei ein „nicht mehr wegzudenkender, geschätzter Bestandteil der sozialen Infrastruktur Triers“. Und der Bedarf in diesem herausfordernden Bereich wachse. Garbes hob auch das neue Beratungsangebot für Männer und Jungen hervor, die Gewalt und Traumata erfahren haben. „Sie leisten hier Pionierarbeit.“
Mehr Informationen zur Arbeit und den Möglichkeiten, sich ehrenamtlich als Betreuer*in oder im Vereinsvorstand zu engagieren, gibt es unter: www.skm-trier.de.