Johannes Bähr engagierte sich als Freiwilliger im Haus der Jugend Wittlich :20-Jähriger gewinnt Preis mit Aufklärung über das Vapen
Wittlich – Wer ein freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) leistet, engagiert sich für die Gesellschaft, für das Allgemeinwohl. Und wer über die tägliche Arbeit in der Einsatzstelle hinaus kreative und innovative Projekte startet, gewinnt mit etwas Glück den „Mach was!”-Preis der Lotto Rheinland-Pfalz – Stiftung für besonderes Engagement in den Freiwilligendiensten. So wie Johannes Bähr aus Veldenz an der Mosel. Als er sein Freiwilliges Soziales Jahr im Haus der Jugend in Wittlich leistet, kommt ihm eine Idee: Dass immer mehr junge Menschen „vapen“, also E-Zigaretten konsumieren, weiß der 21-Jährige nicht nur aus dem eigenen Umfeld, sondern beobachtet es auch bei den Jugendlichen, mit denen er täglich arbeitet. Doch viele der farbenfrohen, mit Geschmäckern wie „Wassermelone“ oder „pinke Limonade“ werbenden Verdampfer mit eingebautem Akku sind Einmal-Produkte und landen nicht selten im Restmüll oder, schlimmer noch, in der Natur. „Zum einen wollte ich etwas gegen diese Umweltverschmutzung tun und zum anderen darüber aufklären, was in Vapes eigentlich so drinsteckt“, erklärt Bähr. Gesagt – getan, der FSJler startete sein Projekt, für das er am 4. November mit dem „Mach Was!”-Preis ausgezeichnet wird. Der Preis bewertet verschiedene Kategorien wie Nachhaltigkeit, Eigeninitiative und Innovation und ist mit 1.000 Euro dotiert. Außerdem wurde sogar ein Imagefilm über die fünf Preisträger gedreht.
Zusammenarbeit mit jungen Leuten auf Augenhöhe
Doch von Anfang an: Mit dem Realschulabschluss in der Tasche absolvierte Bähr ab 2019 eine Ausbildung zum Industriemechaniker. Obwohl er mit sehr guten Noten abschloss, spürte Bähr nach einem halben Jahr Berufstätigkeit, dass ihn eine Arbeit im sozialen Bereich mehr reizen würde. Also bewarb er sich spontan für ein FSJ im Haus der Jugend Wittlich, das von den Sozialen Lerndiensten des Bistums Trier und der Caritas getragen und betreut wird. In dem offenen Treff werden Kinder und Jugendliche von acht bis 21 Jahren betreut und ganz unterschiedliche Freizeitmöglichkeiten angeboten. „Ich kann hier mit Jugendlichen arbeiten, die Probleme haben, die ich vielleicht früher selbst hatte. So weit weg bin ich altersmäßig nicht, deshalb treffe ich da auch eher auf offene Ohren und werde als Ansprechpartner anerkannt“, sagt Bähr über seine Zeit dort. Schon früh sei während des FSJ der Wunsch gewachsen, Präventionsarbeit zu machen, Bähr besuchte Fortbildungen unter anderem zum Thema „Mediensucht“. „Wenn ich mich an meine Schulzeit erinnere, was wir da zum Beispiel an Drogenprävention hatten – das war ein Witz. Vielleicht zwei Religionsstunden. Mir war wichtig zu zeigen, dass das kein Tabuthema sein muss und man offen drüber reden sollte. Je mehr man ein Geheimnis um Suchtmittel macht, umso mysteriöser und interessanter scheinen sie. Und dann ist es traurig, wie unbedacht manche damit umgehen.
Von einer weggeworfenen Vape zur Projektidee
Als eine Kollegin eines Tages mit einer dicken Vape in Größe einer Deo-Dose hereinkam, die sie draußen in einem Busch gefunden hatte, kam Bähr seine Projekt-Idee. „Vapen ist ein derart großer Trend bei Jugendlichen, wird zum Teil auch ein Suchtproblem, aber es herrscht eigentlich null Wissen über die Entsorgung oder was man da konsumiert.“ Für ihn sei gleichzeitig sofort klar gewesen: „Ich wollte niemanden fürs Vapen verurteilen oder mit erhobenem Zeigefinger da stehen, sondern erklären, wie die E-Zigaretten funktionieren und wie sie richtig entsorgt werden.“ So begann er zuerst mit dem Design eines Flyers, der Aufbau und Inhaltsstoffe der duftenden Verdampfer beschreibt. „Den habe ich zur Polizei, der Caritas, dem Kinderschutzbund und der Stadtbücherei Wittlich gebracht. Zusätzlich bastelte der junge Mann – zuerst provisorisch, dann etwas stabiler – eine Sammelbox für leere Vapes und brachte diese gut sichtbar am Haus der Jugend an. Die E-Zigaretten werden dann von den Mitarbeitenden in Elektroläden abgegeben oder im Elektromüll entsorgt. „Es ist übrigens richtig gefährlich, Vapes in den Hausmüll zu werfen, denn sie können explodieren und anfangen zu brennen“, klärt Bähr auf. Sein Ziel sei, dass immer mehr Jugendeinrichtungen seine Idee übernehmen. „Das ist auch schon passiert – einige Jugendhäuser aus dem Bistum und aus Hamburg haben uns schon darauf angesprochen.“ Auch wenn Vapes offiziell erst ab 19 konsumiert werden dürfen und Sammelboxen theoretisch in Jugendeinrichtungen nichts verloren haben, plädiert Bähr für einen realistischen Blick: „Genauso wenig gehören sie als Müll an den Straßenrand. Und wenn man ehrlich schaut, konsumieren auch sehr viele jüngere Jugendliche Vapes.“
Am 4. November wird Johannes Bähr mit vier weiteren Preisträgern in Mainz ausgezeichnet. Der 2022 zum ersten Mal verliehene Preis der Landesarbeitsgemeinschaft für die Freiwilligendienste Rheinland-Pfalz und der Lotto-Stiftung wird unterstützt vom Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration. Mehr Informationen zum Preis gibt es auf: www.fsj-rheinlandpfalz.de/mach-was-2024. Möglichkeiten und Einsatzstellen für einen Freiwilligendienst, ob BfD oder FSj, gibt es bei den Sozialen Lerndiensten Trier unter: www.soziale-lerndienste.de.