Bistum Trier finanziert Theaterprojekt an berufsbildenden Schulen in Koblenz:22 Jugendliche, acht Nationalitäten, ein Ziel
Koblenz – Es wird geschrien, gerannt, Bücher geknallt, aber auch in leisen Momenten mit brüchiger Stimme über die Flucht aus der Heimat gesprochen – schon die Proben zum Theaterstück „Nach Damaskus“ lassen erahnen, welche Emotionen in der Vorbereitung auf die Premiere der Inszenierung am 22. September stecken. Die Ensemblemitglieder haben allesamt eigene Fluchterfahrungen: 22 Schülerinnen und Schüler der berufsbildenden Carl Benz und Julius-Wegeler-Schule in Koblenz stammen unter anderem aus Syrien, der Ukraine, Afghanistan, dem Iran, Rumänien und Vietnam und treffen sich seit März wöchentlich mit Theaterpädagoge Marc-Bernhard Gleißner. Finanziert wird das Theaterprojekt durch das Bistum Trier.
„Wir haben uns das Diakonische auf die Fahne geschrieben. Dass bedeutet, für die Menschen da zu sein, unabhängig von Religion oder Herkunft“, berichtet der Trierer Generalvikar Dr. Ulrich Graf von Plettenberg beim Besuch der Proben. Dazu zähle auch, den ganzen Menschen zu bilden, beim Entdecken von eigenen Kompetenzen zu unterstützen und das Selbstbewusstsein zu fördern. Diese Entwicklung sei schon nach wenigen Wochen spürbar, betonen die Lehrerinnen und Lehrer. „Fähigkeiten, Begeisterung und Talente kommen hier zum Tragen“, erklärt Isabelle Nieder-Raspiller, Leiterin der Carl Benz Schule.
Theaterprojekt als Teambuilding-Maßnahme
Vor den ersten Proben standen intensive Wochen voller Sprach- und Stimmtraining sowie Übungen der Körpersprache. „Das war wie ein Teambuilding. Sie wachsen als Ensemble wirklich zusammen“, lautet die Beobachtung von Theaterpädagoge Gleißner. Dies sei nicht selbstverständlich, handle es sich nicht nur um Jugendliche zwar benachbarter, aber verschiedener Schulen, sondern auch um insgesamt acht Nationalitäten, die durch unterschiedliche Kulturen und Religionen geprägt sind, „was auch immer mal Thema unter den Jugendlichen ist“, so Gleißner. Doch die Unterschiede spielten hier keine große Rolle. „Die Schülerinnen und Schüler unterstützen und ermutigen sich gegenseitig“, beobachtet Gleißner.
Originalszenen und eigene Erfahrungen
Das Stück besteht aus Originalszenen des Dramas „Nach Damaskus von August Strindberg, aber auch aus Teilen von Interviews, die der Theaterpädagoge mit den Geflüchteten geführt hat. „Warum bist du geflüchtet? Wann fühlst du dich noch fremd? Was macht dich als Mensch aus?“, lauteten Fragen. „Das war sehr emotional und intensiv“, so Gleißner.
„Die Zusammenarbeit am Stück gibt den Teilnehmenden einen völlig anderen Zugang zur Sprache, die manche vielleicht durch die Flucht verloren haben“, so Alois Wehrhausen, Religionslehrer an der Carl Benz Schule und Koordinator des Projektes. Die Verständigung läuft größtenteils auf Deutsch, was das Erlernen der neuen Sprache zusätzlich verbessere.
„Es rührt mich davon zu hören, wie gut das Projekt angenommen wird“, sagt Generalvikar von Plettenberg nach dem Gespräch mit den Verantwortlichen und dem Eindruck nach den geprobten Szenen. „Vielleicht inspiriert es auch andere Träger und Kooperationspartner, solch ein Projekt zu initiieren.“
Die Darstellerinnen und Darsteller sind zwischen 17 und 22 Jahre alt. Die Teilnahme am Projekt ist freiwillig. Die Welturaufführung findet im Rahmen des 50-jährigen Bestehens der Carl Benz Schule und der Julius-Wegeler-Schule am 22. September statt. Das Projekt ist auf Initiative der Schulabteilung des Bistums Trier entstanden. Das Bistum unterstützt das Theaterprojekt fachlich und finanziell, wie durch die Übernahme der gesamten Kosten.