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Neues Projekt von Caritas und Pastoralem Raum Völklingen ergänzt Beratungsangebot:Ämterlotsen helfen im Behördendschungel

Vom Wohngeldantrag, Kindergeldzugschlag über Schreiben vom Jobcenter – ohne Unterstützung sind viele Menschen im Behördendschungel überfordert. Hilfe gibt es ab sofort bei den "Ämterlosten" im Pfarrhaus St. Eligius in Völklingen.
Gerd Kockler (Lotse), Sarah Engels (Leitungsteam Pastoraler Raum), Andreas Neumüller (stv Leiter Soziale Dienste der Caritas), Zaher Abdullah (Sprachmittler), Rachida Mathieu (Integrationsbeauftragte der Stadt Völklingen), Steffi Dincher-Puhl (Teamleiterin Caritas Beratungszentrum Völklingen), Dorothee Schmitt (Lotsin), Jihan Bakir (Sprachmittlerin) (von links.) Foto: Oliver Hilt
Datum:
9. Juni 2022
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Völklingen – Vom Wohngeldantrag, Kindergeldzugschlag über Schreiben vom Jobcenter – ohne Unterstützung sind viele Menschen im Behördendschungel überfordert. Hilfe, unbürokratisch und persönlich, gibt es ab sofort im Pfarrhaus St. Eligius in Völklingen. Das Projekt „Ämterlotsen“ ergänzt das Beratungsangebot der Caritas und hilft, erste Hürden bei oft komplizierten Verwaltungsvorgängen zu überwinden.

Die Tür steht weit offen und ein großer Pfeil auf einem Plakat weist den Weg zu dem neuen Beratungsangebot im Pfarrhaus St. Eligius in der Völklinger Innenstadt. Leicht zu finden und ohne große Terminabsprache erreichbar sollen die „Ämterlotsen“ sein und damit die erste Hürde nehmen, die sonst oft schon die erste Schwelle für Menschen darstellen, die Anliegen an Behörden und Fragen zu klären haben und mit der komplizierten Materie nicht klar kommen.

„Es geht nicht darum, die Menschen tiefgehender zu beraten, sondern zu zeigen, welche Behörden gibt es, und sprachliche Unterstützung zu leisten. Das betrifft auch Menschen, die Deutsch als Muttersprache haben, die oft Schwierigkeiten haben, die Behördensprache zu verstehen“, erläutert Steffi Dincher-Puhl, Teamleiterin im Caritas Beratungszentrum (CBZ) Völklingen. Dass ein solches zusätzliches und ergänzendes Angebot notwendig ist, haben Erfahrung und Praxis in den Beratungsstellen deutlich gemacht. „Die Klienten kommen in unsere Beratungen und sind mit sehr vielen Problemen konfrontiert, sei es, dass sie die Amtssprache nicht verstehen, oder dass der Behördendschungel sehr kompliziert ist, dass sie Formulare nicht verstehen können. Deshalb ist uns klar geworden, dass eine Stelle eingerichtet werden müsste mit einem Lotsencharakter.“

Konkret wurde die Idee dann in einem gemeinsamen Arbeitskreis der Caritas und dem Pastoralen Raum Völklingen. „Dort wurde die Idee geboren, weil auch die Caritas immer wieder angemahnt hat, wie schwierig die Beratung ist, und dass ein vorgeschaltetes Angebot sehr, sehr hilfreich sein kann.  Wir sind durch unseren Partner Caritas schon gut im Beratungswesen aufgestellt. Uns ist es jetzt wichtig, mit Ehrenamtlichen weiter zu unterstützen“, erläutert Sarah Engels vom Leitungsteam des Pastoralen Raums.

Ämterlotsen entlasten Beratungsstellen

Die „Ämterlotsen“ arbeiten jeweils als Tandem, ein Ehrenamtlicher und ein Sprachmittler, in Anbindung an die Beratungsstellen. „Wir haben hier in Völklingen professionelle Angebote, das Caritas Beratungszentrum und die Gemeinwesenprojekte. Hier kann man Menschen fachlich anbinden, die sich engagieren möchten, die bereits im Ruhestand sind, vorher aber viel Hintergrundwissen erworben haben. aber auch Menschen aus dem Bereich Geflüchteter, die die Sprache können“, beschreibt Andreas Neumüller, stellvertretender Leiter Soziale Dienste der Caritas, die Zusammensetzung der Teams. So kann eine vertrauensvolle Gesprächsatmosphäre entstehen und Unterstützung angeboten werden, die sonst kaum zu leisten ist. „Unsere Beratungsstellen sind sehr stark belastet und stoßen an ihre Kapazitätsgrenzen. Durch diese Kooperation wird es für Beratungsstellen, aber auch die Menschen sehr viel einfacher, weil sie leichter an Termine kommen und vieles, was vor einer fachlichen Beratung liegt, geklärt werden kann: Das kann man mit Ehrenamtlichen, die fachlich angebunden sind, sehr gut leisten.“

Zum Start haben sich zwei „Ämterlotsen“-Teams gebildet. Als Sprachmittler engagieren sich Jihan Bakir, Hiba Husein und Zaher Abdullah. Sie dolmetschen für die Sprachen Arabisch, Englisch, Kurdisch und Türkisch. Maschinenbauingenieurin Bakir und Mechatronikerin Hussein kamen selbst vor wenigen Jahren als Geflüchtete nach Deutschland, kennen also die Schwierigkeiten aus erster Hand. Als Spezialisten für die Amtswege konnten Dorothee Schmitt und Gerd Kockler gewonnen werden.

„Reizen tut mich auf der einen Seite, Menschen bei Problemen und Fragestellungen weiter zu helfen“, sagt Kockler, „meine Motivation: Ich selbst wohne nicht in Deutschland, sondern in Frankreich, und habe dort eigentlich eine ähnliche Problematik, mit Unterlagen umzugehen. Auch wenn man eine Sprache spricht für den Alltag: Die  Amtssprache ist eigentlich die Schwierigkeit. Und an der Stelle setzen wir an.“ Was ihm auch wichtig ist: „Manchmal ist es nicht das Geld, das den Leuten weiterhilft, sondern dass sie einen Menschen brauchen, der ihnen Zeit zur Verfügung stellt. Das können Beratungsstellen oft nicht leisten. Ich habe ein bisschen Zeit, ich bin Rentner, kann mir ein Zeitfenster frei machen, und das stelle ich dann zur Verfügung, damit jemand weiterkommt.“ Im Pfarrheim von St. Eligius stehen den Tandems ein Laptop mit Internetverbindung sowie ein Drucker zur Verfügung, um so Antragsformulare gemeinsam ausfüllen zu können. Sollten die Ehrenamtlichen in einer Frage einmal nicht weiter wissen, stehen die Mitarbeitenden der Caritas telefonisch bereit.

Die Projektträger Pastoraler Raum und Caritas Völklingen, aber auch die Ehrenamtlichen sind sich zum Auftakt des neuen Angebots sicher, dass es für alle eine Win-Win-Situation sein wird. „Ämterlotsen“ können Hilfesuchenden unbürokratisch und persönlich bei den ersten Hürden helfen, Beratungsstellen werden entlastet und können sich so verstärkt auf ihre eigentlichen Beratungsaufgaben konzentrieren. Am Ende dürfte es auch die Arbeit von Behörden erleichtern, wenn Menschen gut vorbereitet mit ihren Anliegen vorstellig werden.

Das Projekt wird jeweils zur Hälfte aus dem Fonds für soziale Teilhabe des Bistums Trier sowie dem Fördertopf für soziale Projekte von Saarland-Sporttoto finanziert.

Offene Sprechstunden gibt es jeweils montags und dienstags von 9 bis 12 Uhr im Pfarrhaus St. Eligius in der Völklinger Innenstadt (Rathausstr. 22). In Überlegung steht, das Angebot auch für Geflüchtete aus der Ukraine auszuweiten, wenn Sprachmittler zur Verfügung stehen.

https://www.pr-voelklingen.de/aemterlotse/

(red)