Jugendkreuzweg:Am Ende steht die Zuversicht

Simmern - Zahlreiche Jugendliche konnte man auf dem Weg durch die Innenstadt der Hunsrückgemeinde Simmern treffen. Entlang verschiedener Stationen beschäftigten sie sich mit ihrem Leben und dem Leiden Christi. So wurden der Spielplatz Gerhard-Hauptmann-Straße und der Parkplatz der Kreisverwaltung mit der Josefsgrotte zu Orten des Nachdenkens, Erzählens oder Singens. Die Route begann bei der Freien evangelischen Gemeinde (FEG) und endete in St. Josef.
Jugendgruppen der evangelischen und katholischen Gemeinde hatten im Vorfeld die Motive zu den Stationen „Auf Deinem Weg“ aufgeteilt, sich damit befasst und inhaltlich für alle Teilnehmenden vorbereitet. Dabei griffen sie auf Popsongs, kreative Elemente, Schauspieleinheiten und Texte zurück. Die Teilnehmenden wurden auch aktiv eingebunden und zur Selbstreflexion angeregt.
Von Stolpersteinen und leeren Akkus
Michael Lauff, Pastor der FEG, begrüßte die Jugendlichen mit einer ungewöhnlichen Bestuhlung in der Johann-Philipp-Reis-Straße. Sie sollten Platz nehmen können an ihrem Weg. Begleitet wurde jede Station von einem Liedruf, den Mitglieder der neuen Band der Jugendkirche „Crossport to heaven“ musikalisch gestalteten.
An der ersten Station mit dem Titel „Stolpernd“ war der Song „Gott steh mir bei“ von Adel Tawil zentrales musikalisches Element. Jugendliche berichteten aus ihrem Schulalltag: Lehrer, die sticheln, einem nix zutrauen. Die Schule lässt sie stolpern. Sie wünschen sich mehr Zusammenhalt. Sie erleben Mobbing: „Die warten nur, dass sie über mich lachen können“. Alle sammeln ihre persönlichen Stolpersteine, die den Menschen ins Leben geworfen werden, sie sogar zu Fall bringen können. Symbolisch legen sie die Steine beim purpurfarbenen Mantel und einer Dornenkrone ab.
„Kriechend“ ist das Motiv der zweiten Station überschrieben. Dabei nehmen die Jugendlichen in den Blick, was ihnen guttut und was sie schwächt. Sie wagen den Vergleich mit Akkus, die geladen und entladen werden können. Stress in der Schule, bei anstrengenden Familienfeiern, Sport und Verpflichtungen lassen sie am Boden liegen. Sie fühlen sich wie ein Handy mit leerem Akku – kraftlos wie Jesus, der auf dem Boden kriechend sein Kreuz trug. Auf kleine Akkus schreiben sie, was ihnen die Energie raubt. Und sie tauschen sich darüber aus, was den Akku wieder auflädt: Familie, Freunde, schöne Erinnerungen, das persönliche Gebet.
Was ist wirklich wichtig und gibt Hoffnung?
Bei den folgenden Stationen in der Stephanskirche lenken die Jugendlichen den Blick auf das, wofür sie einstehen. Sie lassen die Teilnehmenden bewerten und auch ergänzen, was ihnen wichtig ist: Umwelt, Sport, Glaube, vielfältige Gesellschaft, Frieden, Gerechtigkeit, Familie und Freunde.
In einem Anspiel dreht sich das Gespräch um den Wert von Turnschuhen: für einen selbst, für die Wirkung gegenüber anderen. Sie vergleichen es mit dem Schwimmbad: Dort seien alle gleich, da Äußerlichkeiten wie Handy, Schuhe, Klamotten dort bedeutungslos sind.
Für die letzte Station in St. Josef haben die Jugendlichen einen Film gedreht. Sie zeigen Situationen, in denen gestritten wird, jemand ausgeschlossen ist, einer weint. Wann hattest du zuletzt Streit, wurdest ausgeschlossen, hast geweint, werden die Teilnehmer gefragt. Dem kritischen Blick in die eigene Situation folgt der Ausblick: Was gibt Hoffnung auch im größten Leid, und wer kann für einen da sein?
So schließt der Jugendkreuzweg mit Zuversicht für den eigenen Weg. Dank einer Spende der Bäckerei Dhein gibt es Laugengebäck und Getränke zur Stärkung. Auch die Kollekte für die deutsch-evangelisch-lutherische Schule Talita Kumi nahe Bethlehem wird gehalten. Dort lernen Mädchen und Jungen, Christen und Muslime auf Arabisch, Englisch und Deutsch gemeinsam in geschütztem Raum, können sich entfalten und erhalten Perspektiven.