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Trierer Weihbischof besucht Wohnungslose und Geflüchtete in Andernach :Am Rand der Gesellschaft 

Weihbischof Robert Brahm hat im Zuge seiner Visitation im Pastoralen Raum Andernach Geflüchtete und Wohnungslose getroffen. 
Weihbischof Robert Brahm hat sich im Pastoralen Raum Andernach mit Obdachlosen getroffen.
Datum:
22. Apr. 2025
Von:
Julia Fröder

Andernach – Sie leben am Rande der Gesellschaft, weil sie aus anderen Ländern nach Deutschland geflüchtet sind oder weil sie keine eigene Wohnung haben. Der Trierer Weihbischof Robert Brahm hat im Zuge seiner Visitation Geflüchtete und Wohnungslose getroffen. 

Oft drehen Passanten sich weg, wenn sie Frauen und Männer in der Stadt sehen, die keine Waschmöglichkeiten haben, in Zelten oder auf Parkbänken leben. In Andernach bieten Peter Schroeder und Diakon Andreas Schlösser wöchentlich eine Sprechstunde im katholischen Pfarrhaus Maria Himmelfahrt (Agrippastraße 13) für Menschen in prekären Situationen an. Der Trierer Weihbischof Robert Brahm hat sich im Rahmen seiner Besuchsreise (Visitation) durch den Pastoralen Raum Andernach mit den Obdachlosen getroffen. 

Immer montags zwischen 10 und 12 Uhr nehmen sich Schroeder und Schlösser Zeit für die Anliegen der Menschen ohne festen Wohnsitz. „Teilweise sind dann fünf bis sechs Leute gleichzeitig da“, so Schroeder, der sich seit fast einem Jahr ehrenamtlich in diesem Bereich einbringt. Zu etwa 13 Wohnungslosen haben sie regelmäßig Kontakt. Er und der Diakon unterstützen, wo es geht, vermitteln bei medizinischen Fragen, geben gespendete Schlafsäcke und warme Socken aus. „Die Unterstützung aus der Bevölkerung ist sehr groß. Wir bekommen viele Spenden“, freut sich Schroeder. 

Froh über die Arbeit des Ehrenamtlichen und des Diakons sind die Frauen und Männer, die mitunter seit Jahren ohne eigenes Dach über dem Kopf leben. Mit Lob vor dem Weihbischof halten sie daher nicht hinter dem Berg: „Das sind die besten Menschen, nah und herzenswarm, mit denen kann man über alles reden. Sie sehen uns als Mensch mit unseren Gefühlen,“ sagt eine Besucherin der Sprechstunde.  

Unmittelbare Hilfe möglich 

Weihbischof Brahm im Gespräch mit Jochen Grade und Claus Peitz

Schroeder engagiert sich in der Obdachlosenhilfe, weil er gläubiger Christ ist, so der Ruheständler, der früher in Andernach politisch engagiert war. „Am Rande der Gesellschaft ist hier unmittelbare Hilfe möglich“, das überzeuge ihn, sich hier ehrenamtlich zu betätigen. „Ich setzte mich zu ihnen, rede mit ihnen, wenn ich sie in der Stadt treffe. Ich möchte ihnen das Gefühl geben, Teil der Gesellschaft zu sein, auch wenn sie am Rande dieser leben“, erklärt Schroeder. Der Weihbischof dankt ihnen für ihren wertvollen Dienst: „Diakon Schlösser und Herr Schroeder machen den christlichen Glauben anschaulich und greifbar.“ 

Die Frauen und Männer nutzen den Vormittag, um Weihbischof Brahm von den Herausforderungen in ihrem Leben zu berichten. Dabei sprachen sie in einer großen Offenheit mit dem Seelsorger, der aus Trier eingereist war. „Mein Wunsch ist es, mit Menschen in Kontakt zu kommen, die nicht alltäglich im Mittelpunkt der Öffentlichkeit sind und die mit ihren Sorgen und Nöten nicht im Fokus sind“, erklärt Weihbischof Brahm seinen Besuch bei den Wohnungslosen. 

Zum Abschluss des Gesprächs hat Schlösser noch eine gute Nachricht: „Wir arbeiten als Kirchengemeinde gerade recht konkret an einem Konzept für einen Ort der Begegnung für alle Andernacherinnen und Andernacher.“ Viel mehr könne er momentan noch nicht dazu sagen, da sich das Projekt noch in Abstimmung mit möglichen Kooperationspartnern und Unterstützern befindet. „Das ist ein Meilenstein und eine wirkliche Chance“, betont Schroeder und verspricht, die Wohnungslosen auf dem Laufenden zu halten. 

Im Mittelpunkt steht der Mensch 

Weihbischof Brahm besuchte die Einrichtung des Fördervereins Flüchtlingshilfe Andernach

Eine syrische Familie, die seit zehn Monaten in Deutschland lebt, öffnet dem Trierer Weihbischof Robert Brahm, Pfarrer Eric Condé und Simone Thomas vom Leitungsteam des Pastoralen Raums Andernach, ihre Wohnungstüre. Die Eltern von zwei jungen Kindern befürchten, dass sie nach Bulgarien zurückmüssen, weil sie nach einer gefährlichen und beschwerlichen Reise über dieses Land in die EU gereist sind. Dieses und weitere Schicksale hat der Trierer Seelsorger im Rahmen seiner Besuchsreise (Visitation) in einer Unterkunft für Geflüchtete durch den Förderverein Flüchtlingshilfe Andernach kennengelernt. 

Vorsitzender Jochen Grade und Peter Schroeder, der sich ebenfalls im Andernacher Verein engagiert sowie Geflüchtete gaben Weihbischof Brahm einen Einblick in ihre Wohnung bzw. in ihre Zimmer. Auch Bürgermeister Claus Peitz nahm an dem Termin teil und gab Hintergrundinformationen über die Flüchtlingsarbeit von Seiten der Stadt. 

Unterstützung durch Pfarrei 

Die Gäste erfuhren von den unterschiedlichen Herausforderungen der Menschen, bei denen der Förderverein sie teilweise unterstützen kann. Der Verein hat sich 2015 gegründet, zählt an die 90 Mitglieder. Die Ehrenamtlichen bieten Begleitung und Unterstützung an und sind daher regelmäßig in den verschiedenen Unterkünften und Wohnungen in Andernach unterwegs. „Wir erleben viele engagierte Menschen, die sich in die Gesellschaft einbringen möchten“, berichtet Grade. 

Austausch mit Dolmetscher in der Flüchtlingsunterkunft

Unterstützt wird der Flüchtlingshilfeverein unter anderem von der örtlichen katholischen Pfarrei in Form von Spenden. „So haben wir gemeinsam mit Gemeindemitgliedern Winterbekleidung gesammelt oder helfen bei der Finanzierung eines Dolmetschers“, erklärt Diakon Andreas Schlösser. „Wir müssen uns als Kirche für Menschen einsetzen“, betont Simone Thomas. Dem kann Weihbischof Brahm nur zustimmen: „Unser Fokus liegt auf der jeweiligen Situation der Menschen“, und zugleich merkte er an, dass eine Willkommenskultur immer wichtig sei. Nach dem Besuch dankte er den Haupt- und Ehrenamtlichen für ihr Engagement. „Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Kraft bei Ihrer Arbeit.“ 

Weitere Informationen zum Verein gibt es hier www.fluechtlingshilfe-andernach.de.  

Hintergrund: Der Trierer Weihbischof Robert Brahm besucht im Rahmen einer Visitation (Besuchsreise) unterschiedliche Einrichtungen im Pastoralen Raum Andernach und tauscht sich mit Haupt- und Ehrenamtlichen im kirchlichen Bereich aus. Über ein Jahr hinweg wird er immer wieder in der Region zu Gast sein. Besucht hat er unter anderem bereits die Klinik Nette Gut, die Rhein-Mosel-Fachklinik, eine Kindertageseinrichtung und eine Wohnförderstätte. Im Rahmen der Visitation finden auch Firmungen statt. Der Pastorale Raum Andernach besteht aus den Pfarreien St. Marien Andernach, Heilig Geist Mülheim-Kärlich und Plaidt Heilige Dreifaltigkeit sowie aus der Pfarreiengemeinschaft Kruft-Nickenich. Hier leben etwa 39.000 Katholikinnen und Katholiken.