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Warnung vor vermehrten Kämpfen zwischen Guerilla und Paramilitärs:Angst vor einem neuen Massaker in Kolumbien

Im Westen Kolumbiens gibt es vermehrt Kämpfe zwischen bewaffneten Gruppierungen. Leidtragende ist die Bevölkerung. Die Kirche warnt vor einer Eskalation.
Kolumbien zwischen Pazifik und Karibischem Meer. Die Stadt Quibdó liegt südwestlich von Medellin und nördlich von Calí mitten im Dschungel von Kolumbien.
Datum:
15. Apr. 2019
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Quibdó/Bogotá – Im Westen Kolumbiens ist es in den vergangenen Monaten wieder vermehrt zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Guerilla und paramilitärischen Truppen gekommen. Darauf hat die Diözese Quibdó zusammen mit Vereinigungen der verschiedenen Ethnien in einem öffentlichen Schreiben aufmerksam gemacht. Gleichzeitig warnen sie vor einer weiteren Eskalation der Gewalt. „Wir wollen alles tun, um gehört zu werden und um das Schlimmste zu verhindern“, erklärt Ursula Holzapfel. Die Gemeindereferentin aus dem Bistum Trier lebt und arbeitet seit über 30 Jahren in der Diözese Quibdó.

Seit Februar kommt es immer wieder zu Kämpfen zwischen der Guerilla-Gruppe des Ejército de Liberación Nacional (ELN) und der paramilitärischen Gruppierung der Autodefensas Gaitanistas de Colombia (AGC). Die Kämpfe bedrohen die Sicherheit mehrerer indigenen sowie afrostämmigen Gemeinden. Einige Familien haben sich bereits gezwungen gesehen, aus ihren Dörfern zu fliehen.

In ihrem Schreiben wirft die Diözese Quibdó der ELN unter anderem vor, Menschen zu ermorden, Anti-Personen-Minen einzusetzen, Kinder und Jugendliche als Soldaten zu rekrutieren sowie Bewohner der Gemeinden einzuschüchtern und sie in ihrer Bewegungsfreiheit einzuschränken. Der Mord zweier Jugendlicher in den vergangenen beiden Monaten wird der ELN explizit angelastet. Der AGC wird vorgeworfen, die humanitäre Krise durch die Einschränkung von Bewegungsfreiheit, dem Zugang zu Lebensmitteln, Medizin und Treibstoff zu verschärfen. Sie sollen insbesondere Vorsteher der Gemeinden bedroht und ebenfalls Zwangsrekrutierungen durchgeführt haben. Dem Kolumbianischen Militär wird die Unterstützung der paramilitärischen Kräfte zum Vorwurf gemacht.

„Wieder einmal versäumt es der Kolumbianische Staat seine verfassungsmäßige Pflicht, Frieden zu schaffen, zu erfüllen“, heißt es in dem Schreiben unter Hinweis auf ein Massaker aus dem Jahre 2002, bei dem 79 Menschen ums Leben kamen, das unter ähnlichen Vorzeichen geschehen war. Damals hatten paramilitärische Truppen gegen die Guerilla-Gruppe FARC-EP in den Dörfern Bojayá und Bellavista gekämpft.

In dem offenen Schreiben fordern die Unterzeichner, dass ihre Warnungen gehört werden und der Staat entsprechend eingreife, um den Frieden zu garantieren. Gleichzeitig werden die bewaffneten Akteure ermahnt, sich an die internationalen Menschenrechte zu halten sowie die Vereinbarungen der Genfer Konvention. „Wir fordern, dass die bewaffneten Parteien sich nicht inmitten der Bevölkerung verschanzen und die Zivilbevölkerung nicht als menschliche Schutzschilde missbrauchen!“, heißt es in dem Schreiben.

Vertreter der Diözese seien vor Ort, um die Situation zu beobachten und die Menschen zu unterstützen, erklärte Ursula Holzapfel. Im Vorfeld des Massakers im Mai 2002 habe man ebenfalls versucht, den Staat und die Öffentlichkeit zu warnen, was „leider nicht gehört wurde; wir hoffen, dass wir jetzt gehört werden!“, sagt Ursula Holzapfel.

Dominik Holl