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Restaurierungsarbeiten:Arbeit mit offenem Ausgang

Die Westfassade der Liebfrauen-Basilika in Trier wird restauriert. Wie sie nach den Arbeiten aussieht, ist aktuell noch eine offene Frage
Zunächst haben Thomas Lutgen und sein Team die Figuren rechts und links des Eingangs entfernt.
Datum:
21. Mai 2025
Von:
Sarah Schött/Paulinus Wochenzeitung im Bistum Trier

Trier. Ein kleines Gerüst deutet bereits an, dass etwas passiert – ein Bauzaun wird bald folgen. Im Rahmen der Restaurierungsarbeiten an der Liebfrauen-Basilika in Trier hat das Team rund um Restaurator Dr. Thomas Lutgen am 12. Mai damit begonnen, die Figuren rechts und links des Portals zu entfernen.

Ob sie wieder an diesen Platz zurückkehren, ist allerdings fraglich, wie Dr. Markus Nicolay, Pfarrer von Trier-Liebfrauen, erläutert. Zum einen seien nicht alle Figuren Originale. Drei davon sind Betonabgüsse, die Originale befinden sich zum Teil im Museum am Dom, zum Teil in anderen Museen. Zum anderen sei unklar, ob die Figuren ursprünglich so angeordnet waren, wie sie es heute sind. „Wir erhoffen uns, nach der Abnahme der Figuren feststellen zu können – etwa anhand der Halterungen – wie die Figuren früher befestigt waren und ob es noch alte Halterungspunkte gibt, anhand derer man erahnen kann, wie das Ensemble ursprünglich zusammengepasst hat“, so der Pfarrer. 

Wissenschaftlich sind die Portale alle noch nicht so aufgearbeitet, wie man sie aufarbeiten müsste.

Dr. Thomas Lutgen 

Und dann steht auch noch zur Debatte, wie mit den beiden Figuren Synagoge und Ecclesia umgegangen wird. Im vergangenen Jahr gab es dazu bereits eine Vortragsreihe, die sich damit beschäftigt hat, wie man mit der Gegenüberstellung der triumphierenden Ecclesia – stellvertretend für das Christentum – und der geschwächten, blinden Synagoge als Allegorie für das Judentum umgeht. Die Vorträge haben für das Thema sensibilisiert, und „ich bin froh und dankbar, dass man nicht einfach sagt, es muss wieder so gemacht werden wie es war“, meint Nicolay. Für eine Entscheidung brauche es allerdings noch weitere Kriterien, sodass es aktuell eher eine Überraschung bleibt, wie das Ergebnis am Ende aussehen wird. „Im Moment weiß das außer dem lieben Gott noch niemand.“ 

Was aber klar ist: Das Portal wird nun vorerst geschlossen bleiben. Besucher können die Liebfrauen-Basilika über das „Paradies“, die Verbindung zum Dom auf der linken Seite, betreten. Geplant ist, dass die Restaurierungsarbeiten bis zum Herbst abgeschlossen sind. 

Als Kosten gibt Thomas Schiffler, Vorsitzender des Verwaltungsrates der Pfarrei, 300 000 Euro an. Die Summe wird finanziert in Teilen von der Kirchengemeinde, von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, vom Bistum sowie  von der Manfred-und-Christa-May-Stiftung. 

Wobei eine genaue Bezifferung auch deshalb schwierig sei, weil noch nicht genau klar ist, welche Arbeiten ausgeführt werden müssen. „Wenn die Figuren weg sind, machen wir eine Untersuchung des Baubestands, von den Archivolten, dem Tympanon. Wir schauen, was man im Detail machen muss“, erklärt Restaurator Lutgen. 

Ihn interessiert neben der Entstehung – für das Tympanon etwa wurden eigens Bildhauer und Material aus Frankreich eingekauft – auch, welche Farbfassung das Ensemble früher hatte. Der Restaurator hofft, mittels Digitalmikroskopie Informationen in den Elementen hinter den Figuren zu finden. Denn, so Lutgen, der über „die ursprüngliche Raumfarbigkeit von Sakralbauten des 13. Jahrhunderts – Studien unter besonderer Berücksichtigung der Liebfrauenkirche in Trier“ promoviert hat: „Wissenschaftlich sind die Portale alle noch nicht so aufgearbeitet, wie man sie aufarbeiten müsste.“