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Bischof berät erneut mit Gremien über den Weg der Synodenumsetzung:Attraktive Alternative zum Status Quo

Bischof Dr. Stephan Ackermann berät sich erneut mit den Gremien über den Weg der Synodenumsetzung. Die Mehrheit trägt die Überlegungen der Bistumsleitung mit.
Rund 170 Frauen und Männer - teils online zugeschaltet - beraten über die weiteren Schritte der Synodenumsetzung.
Datum:
7. Sept. 2020
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Trier – „In welche Richtung sollen wir den Weg vorantreiben?“ Diese Frage hat Bischof Dr. Stephan Ackermann am Ende eines Treffens mit rund 170 Frauen und Männern aus dem ganzen Bistum am 5. September gestellt. Sie waren teils vor Ort in Trier St. Maximin zusammengekommen, teils online zugeschaltet, um die weiteren Schritte der Synodenumsetzung zu beraten. Der überwiegende Teil der Frauen und Männer aus Räten, Berufsgruppen und Einrichtungen signalisierten dem Bischof, dass sie die Überlegungen der Bistumsleitung (siehe https://t1p.de/Synodenumsetzung-September2020) mittragen.

„Raum der Nähe – Raum der Weite“

„Mit der Pfarrei haben wir einen Raum der Nähe, mit dem Pastoralen Raum einen Raum der Weite“: So beschrieb Mechthild Schabo, Direktorin für den Bereich Pastoral und Gesellschaft im Bischöflichen Generalvikariat Trier, die überarbeitete Planung. Die Pfarrei stelle für die Gläubigen ein erreichbares und überschaubares Territorium dar, mit allen Rechten, Pflichten und Aufgaben, die eine Pfarrei ausmachten. Mechthild Schabo zeigte zwei Varianten als Startpunkt auf: Eine Möglichkeit sei, die derzeit 172 Pfarreiengemeinschaften zu Pfarreien zu fusionieren – das bedeute einen strukturellen Impuls für die Kirchenentwicklung und reduziere etwa die Anzahl der Gremien, bedürfe aber eines starken Eingriffs des Bischofs. Die zweite Variante sei, die bisherigen Dekanate und Pfarreiengemeinschaften aufzulösen und mit den bestehenden 887 Pfarreien zu starten, die dann auf freiwilliger Basis fusionieren könnten (siehe auch https://t1p.de/Synodenumsetzung-September2020, Folien 14-31). Hierzu gab die Versammlung kein eindeutiges Stimmungsbild; insgesamt zeichnete sich aber Zustimmung zu einem Weg mit mehr Gestaltungsspielraum vor Ort und einem weniger straffen Zeitplan ab.

Generalvikar Dr. Ulrich Graf von Plettenberg und Direktorin Mechthild Schabo stellen die überarbeitete Planung vor.

Die Pastoralen Räume, die in den Grenzen der 35 ursprünglich geplanten Pfarreien der Zukunft gedacht werden, ermöglichten die gemeinsame Verantwortung für die Synodenziele, Vernetzung über die Pfarreien hinaus, wie es die Instruktion vorsehe, und eröffneten neben den Pfarreien den Rahmen für neue thematische und personelle Orte von Kirche. „Der Pastorale Raum bietet die Chance und die Möglichkeit, unser christliches Engagement in der Gesellschaft mit Kooperationen und Vernetzungen für eine diakonisch-missionarische Kirche zu zeigen.“ Schabo erinnerte daran, dass mit dem pastoralen Rahmenleitbild bereits eine inhaltliche Vision für die Pfarreien vorliege: „Das Rahmenleitbild ist die Gewähr dafür, dass wir auf der Spur der Synodenumsetzung bleiben und die Vision vom Reich Gottes zum Leuchten bringen.“

Inhaltliche Entwicklungen anstoßen

Die Überlegung, künftig nur noch auf der Ebene der Pfarrei zu arbeiten -  ausgehend von der Zahl der heutigen Pfarreiengemeinschaften (172) oder mit 70 bis 80 etwas weniger -, stieß auf geringe Zustimmung. Generalvikar Dr. Ulrich Graf von Plettenberg hatte zuvor deutlich gemacht, dass die Bistumsleitung das sogenannte Zwei-Ebenen-Modell mit Pfarrei und Pastoralem Raum favorisiere, denn „es ist offen auf weitere Entwicklungen hin und hilft, den personellen, finanziellen und verwaltungsbezogenen Herausforderungen der heutigen Pfarreien besser zu begegnen“. Er informierte darüber, dass parallel zu den strukturellen Fragen die pastoralen Entwicklungen angestoßen werden. Bereits auf dem Weg seien ein Konzept zur Ehrenamtskoordination, und auch die Fachgruppe Diakonische Kirchenentwicklung habe konkrete Vorschläge erarbeitet. Die Ergebnisse der weiteren inhaltlichen Teilprozessgruppen (siehe https://www.bistum-trier.de/teilprozessgruppen-arbeitsgruppen/) sollen ebenfalls in den kommenden Monaten aufgegriffen werden. Von Plettenberg berichtete, dass es Gespräche mit den Vertretern der Priestergemeinschaft Unio Apostolica und der Initiative „Kirchengemeinde vor Ort“ gegeben habe, die in Rom gegen das im Oktober vom Bischof erlassene Umsetzungsgesetz geklagt hatten. Beide Gespräche seien konstruktiv verlaufen, denn die Beteiligten wollten gemeinsam die Kirche im Bistum Trier weiter voranbringen.

Zielbild und Prozessschritte im Januar klar

Der Generalvikar betonte, bei den neuen Planungen stehe der Prozess stärker im Vordergrund. Es könne eine Phase der Vorbereitung geben, in dem die Bistumsleitung eine Rückmeldung zu den möglichen Fusionen einholen wolle und in der die pastorale Entwicklung angestoßen werden könne. Parallel dazu solle sich der Pastorale Raum entwickeln. Die Abstimmung mit Rom sei geplant für Herbst. In den kommenden Wochen soll es ein Schreiben an die amtierenden Gremien geben. „Im Januar 2021 wollen wir das neue Zielbild für die Synodenumsetzung erarbeitet und die Prozessschritte geklärt haben“, kündigte von Plettenberg an.

Die Versammlung diskutierte nach der Präsentation vor allem die Zeitschiene, die ohne Druck geplant werden, aber auch das Signal zum Aufbruch geben solle. Auch die Frage, ob die Fusionen angeordnet oder durch freie Entwicklung vor Ort von statten gehen könnten, nahm breiten Raum ein. Hier gab es Hinweise, die Prozesse zu vereinfachen und Anreize für Zusammenschlüsse zu schaffen. Weitere Themen waren, wie Pfarrei und Pastoraler Raum zueinander stehen, welche Schnittstellen es gibt und wo das pastorale Personal und die Angestellten der Kirchengemeinden angesiedelt sein sollen. Generalvikar von Plettenberg betonte, es solle bei den beiden Ebenen künftig keine Über- oder Unterordnung geben, sondern „Pfarrei und Pastoraler Raum sollen sich ergänzen“. Auch der Bischof sagte, er sehe, dass Struktur und Prozess in eine neue Balance kämen. „Die strukturellen Fragen sind doch auch Inhaltsfragen, denn sie sind verbunden mit einem Bild von Pfarrei, vom Pfarrer, von Gremien oder Gemeinde.“ Sein Anliegen sei es, dass der Prozess der Synode treu bleibe. Mit Blick auf die Zukunft der Pfarrei sagte er: „Wir wollen am Ende starke Pfarreien haben.“

Vielfalt kirchlichen Lebens wird Platz haben

„Als wir zum Schluss dem Bischof unsere Meinung durch ein Stimmungsbild gezeigt haben, kamen bei mir wieder synodale Gefühle auf“, sagte Manfred Thesing, Vorsitzender des Katholikenrats. Gleichzeitig mahnte er wie mehrere Rednerinnen und Redner im Laufe des Tages an, es müssten jetzt schnell auch Vorschläge kommen, wie die Gremienstruktur aussehen solle. Rita Schneider-Zuche als Vorsitzende des Pastoralrats lobte, „dass es im sich abzeichnenden Prozess eine starke Verknüpfung zwischen Struktur und Inhalt gibt“. Mit Sorge sieht sie den Megatrend der Kirchenaustritte; deshalb mache ihr Hoffnung, dass auch in der neuen Planung „die Orte von Kirche mit ihrer Vielfalt kirchlichen Lebens einen Platz haben“.

Bischof Ackermann dankte allen, die sich an den Beratungen beteiligt haben.

Attraktive Alternative zum Status Quo anbieten

Zu Beginn des Treffens hatte Bischof Ackermann betont, die aktuelle Herausforderung sei „noch mehr und überzeugender an einer attraktiven Alternative zum Status Quo zu arbeiten und sie zum Leuchten zu bringen, im Wort und in der konkreten Erfahrung. Wir wollen uns zu Umkehr und Veränderung herausrufen lassen“. Mit der Instruktion „Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche“ liege eine breite argumentative Grundlage dafür vor. Ackermann erinnerte daran, dass der Titel des Synodenabschlussdokuments „herausgerufen – Schritte in die Zukunft wagen“ die geplanten Perspektiv- und Spurwechsel anklingen ließen. Gleichwohl habe es auch für den Titel Überlegungen gegeben, den Begriff der „Umkehr“ aufzunehmen: „Das Wort ist für uns also nicht neu.“ Umkehr ohne Hinkehr bleibe blind: „Bei Jesus steht die Umkehr in der Verbindung mit der Perspektive des Himmelreichs.“ Wenn es eine attraktive Alternative gebe, falle die Umkehr leichter. Auch im Bistum müsse man jetzt mit Beispielen deutlich machen, was die Vision vom Reich Gottes sei. „In der italienischen Fassung der Instruktion wird das Wort ‚conversio – Bekehrung‘ verwendet: Lassen wir uns von seiner Botschaft, aber auch von unserem konkreten Erleben und den Lebenswirklichkeiten unserer Zeit auf Jesus stoßen.“ Der Bischof dankte allen, die die Beratung in interaktiver Form möglich gemacht und sich beteiligt hatten. „Was wir tun, hat Auswirkungen auf den Himmel. Es hat Bedeutung vor Gott – das gibt dem Tun eine Würde und eine Wucht zugleich.“

An dem Treffen nahmen teil die diözesanen Gremien (Pastoral-, Katholiken-, Priester- und Kirchensteuerrat), Dekanatsleitungenen, Vertretungen von Berufsgruppen, Einrichtungen und der Katholischen Büros, Leitungspersonen aus Bischöflichem Generalvikariat, Diözesan- und Ortscaritasverbänden sowie Mitglieder der designierten (gemäß ausgesetztem Umsetzungsgesetz) Leitungsteams. Die römische Kleruskongregation hatte im November 2019 die ursprünglichen Planungen zu einer Pfarreienreform gestoppt; deshalb sind nach Gesprächen im Juni und der Instruktion im Juli jetzt Veränderungen notwendig. 

Alle Informationen rund um die Synodenumsetzung sind unter www.herausgerufen.bistum-trier.de zu finden.

(JR)                                      

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