Militärpfarrer Andreas Bronder zu Gast beim Theo Talk :„Auch ein General kann uns nichts befehlen“
Trier – Bei der Bundeswehr gibt es rund 75 katholische und etwa 100 evangelische Militärpfarrer sowie zwei jüdische Militärseelsorger. Der gebürtige Saarländer Andreas Bronder ist einer von ihnen. Auf Einladung von Katharina Zey-Wortmann und Dr. Samuel Acloque hat er beim letzten „Theo Talk“ der Katholischen Erwachsenenbildung von seinen Einsätzen erzählt.
Was macht eigentlich ein Militärpfarrer? Eine Frage, die in dieser spannungsgeladenen Zeit offenbar viele Menschen bewegt, wie das voll besetzte Kegel- und Bowlingcenter Heiligkreuz bewies, wo die Gesprächsreihe stattfindet. Bronder war zwischen den Gästen in seinem Schutzanzug in Tarnfarben, oder „Erbsenanzug“, wie er ihn nennt, gut zu erkennen.
Vier Dekanate der Militärseelsorge gibt es in Deutschland, der Standort Idar-Oberstein ist Bronders „Pfarrei“. Dort betreut der Geistliche rund 2.500 Soldatinnen und Soldaten, unterstützt von Pfarrhelferinnen und -helfern. Militärgeistliche sind an einem Kreuz auf Schulterklappen und Ärmel zu erkennen, haben aber im Gegensatz zu Medizinern keinen militärischen Rang, was auch ein klarer Vorteil sein könne, so Bronder: „Wir stehen außerhalb der ‚Befehl-und-Gehorsam‘-Kette; auch ein General kann uns nichts befehlen“.
Die Kaserne und das zugehörige Gebiet sind das eine Arbeitsfeld des 58-Jährigen, die Einsätze in Kriegs- und Krisengebiete das andere. Von seinen bisher zwei Einsätzen werde ihm einer besonders in Erinnerung bleiben: „Ich war 2017 in Mali, als ein Hubschrauber abstürzte und beide Piloten starben.“ Damals sei es unter anderem seine Aufgabe gewesen, die Überführung der Toten nach Deutschland würdig zu gestalten und den Trauernden innerhalb der Einheit tröstend zur Seite zu stehen.
Mehr als seine zivilen Kollegen sei ein Militärgeistlicher auf ein gutes Miteinander mit den Soldatinnen und Soldaten angewiesen. „Wir sind für alle da, unabhängig von der Konfession.“ Rund 90 Prozent der Soldaten seien der Militärseelsorge gegenüber positiv gestimmt, obwohl die meisten von ihnen heute keinen Bezug mehr zur Kirche hätten. Deshalb müsse man aber in der Lage sein, auf diese Menschen einzugehen: „Wenn die Truppe dich ablehnt, kommt das einer Abwahl gleich. Dann kann man nur noch sein Zeug packen und wieder nach Hause fliegen.“ An jedem Tag der Woche rund um die Uhr ist Bronder für die Truppe zu sprechen. Im Feld komme es auch vor, dass er um eine Segnung gebeten werde. „Das ist dann immer ein ganz besonderer Moment für mich.“ Doch sein Segen bleibe immer den Menschen vorbehalten: „Waffen segne ich nicht.“
Vor seiner Zeit als Militärpfarrer arbeitete Bronder zuletzt in der Pfarreiengemeinschaft Schweich. Vor seinem 50. Geburtstag suchte er eine neue Herausforderung, die er schließlich in Idar-Oberstein als Seelsorger in Extrem- und Ausnahmesituationen fand.