Pilgerbegleitung auf dem Hildegardweg bietet Mehrwert für alle Interessierten:Auf den Spuren einer Heiligen

Bad Kreuznach – „Ich bin dann mal weg“, der Bestseller von Hape Kerkeling ist zwar schon fast 20 Jahre alt, aber der Trend des Pilgerns ist ungebrochen. Doch nicht nur im fernen Spanien gibt es interessante und anspruchsvolle Strecken, sondern auch vor der Haustür: Der Hildegard-von-Bingen-Pilgerwanderweg führt von Idar-Oberstein bis Bingerbrück. Wer die Strecke oder Abschnitte davon mit einem „Mehr“ an Informationen, Impulsen und Gemeinschaft erleben möchte, ist bei Pilgerbegleiterinnen und Pilgerbegleitern wie Elisabeth Hamburger und Anja Weyer genau richtig.
Rund 20 Frauen und Männer wurden seit dem ersten Lehrgang 2019 durch das Scivias-Institut für Kunst und Spiritualität mit der Vorsitzenden Dr. Annette Esser in Zusammenarbeit mit der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) Rhein-Hunsrück-Nahe ausgebildet. „Unser Ziel ist es, Menschen auf dem Weg zu begleiten“, erklärt Elisabeth Hamburger, die den ersten Ausbildungskurs 2018 absolviert hat. Anja Weyer war 2023 Teil des dritten Lehrgangs. Beide Frauen interessieren sich für die Heilige aus der Region und bewegen sich gerne in der Natur: Das Ehrenamt „Pilgerbegleitung“ ist für die Bad Kreuznacherinnen also ein wahrer Glücksfall.
Informationen, Stille und Impulse
„Der Lehrgang bietet die Gelegenheit, Fähigkeiten und Wissen zu erwerben, um Pilger und Wanderer auf dem Hildegardweg zu führen und zu begleiten. Die Zertifizierung wird von der Naheland-Touristik, die auch Kooperationspartnerin ist, anerkannt“, berichtet Markus Becker, Leiter der KEB. Momentan läuft wieder ein Lehrgang, dieses Mal sogar mit Teilnehmenden aus den USA und Niederlanden, aus der Schweiz und Frankreich, denn Hildegard von Bingen ist auch international bekannt und beliebt. Das liege vielleicht auch daran, dass „die lebensbejahende Einstellung und ihre Spiritualität einer der bekanntesten Frauen des 12. Jahrhunderts auch heute noch aktuell sind, wie auch ihre Visionen beispielweise im Bereich Umweltschutz“, vermutet die Historikerin Weyer, die auch als Stadtführerin in Bad Kreuznach unterwegs ist.
Die Begleitung wird an verschiedenen Tagen auf den zehn Etappen des 140 Kilometer langen Weges zwischen Nahe und Rhein angeboten. Selbstverständlich könnten Interessierte die Strecke auch für sich allein laufen, doch die Begleitung biete einen Mehrwehrt, sind sich Weyer und Hamburger einig. „Wir schauen, wer ist Teil der Gruppe, was führt die Menschen auf den Weg“, erklärt die Theologien und pensionierte Lehrerin Hamburger. Die Begleiterinnen und Begleiter gingen individuell auf die Teilnehmenden ein. „So gehen wir Teile in Stille, geben neben Informationen zum Leben und Werk von Hildegard auch Impulse oder machen Meditationsübungen“, so Hamburger. Eine trockene Geschichtsstunde müsse also niemand befürchten, ergänzt Weyer mit einem Lachen und lädt alle Interessierten ein, den Hildegardweg zu entdecken.