Leiter des Fort- und Weiterbildungsinstituts ILF Karl-Heinz Adams geht in den Ruhestand:„Auf die Stärken jedes Einzelnen schauen“
Saarbrücken – Nicht die Schwächen ins Zentrum stellen, sondern auf die Stärken schauen, die jeder in sich trägt – dieses Credo hat Karl-Heinz Adams sein gesamtes Berufsleben beherzigt, ob in der Jugendarbeit als Pastoralreferent oder als Lehrer und zuletzt als Leiter des Instituts für Lehrerfort- und -weiterbildung (ILF) in Saarbrücken. Seit 2012 leitete der 62-Jährige das ILF und gab diese Botschaft unzähligen Lehrerinnen und Lehrern in den Veranstaltungen mit auf den Weg. „Das ist im System Schule, das zunächst einmal fehlerorientiert denkt, nicht immer einfach“, meint Adams. Am 31. Januar geht der gebürtige Rheinland-Pfälzer, der in den 1980ern der Liebe wegen im Saarland heimisch wurde, in den Ruhestand.
Nach dem Abitur stand für Karl-Heinz Adams zunächst die Frage: Theologie und Germanistik oder doch BWL? Er folgte seinem Herzen – unterstützt von seinem Heimatpfarrer und einem dortigen Pastoralreferenten – und wurde Diplom-Theologe. 1985 kam er während seiner Ausbildung zum Pastoralreferenten für ein Jahr nach Saarbrücken auf die Folsterhöhe – einem bis heute als sozialem Brennpunkt verschrienes Viertel. „Dort bin ich durchweg ganz netten Leute begegnet und dort wurde mein Interesse für die Schule geweckt und ich habe in meiner Wohnung dort im 7. Stock die schönsten Sonnenuntergänge meines Lebens erlebt.“, blickt er zurück. Nach dem Referendariat für das Gymnasium unterrichtete er ab 1990 für 21 Jahre an der katholischen Marienschule in Saarbrücken. Neben der Schulseelsorge rückte dabei auch immer stärker sein Interesse an der Weiterentwicklung des Unterrichts in den Vordergrund und er wurde Didaktikleiter. „An der Marienschule hatte ich exzellente Bedingungen: Ein ganz tolles Team und ganz nette Schüler. Langeweile gab es dort nie“, erinnert sich Adams, „da war die Überlegung, nach so vielen Jahren zu gehen, eigentlich unnötig.“ Doch Karl-Heinz Adams versteht sich als einen stets Lernenden, der allem Neuen, das hinter der nächsten Kurve des Lebensweges auf ihn wartet, neugierig begegnet. „Wenn schon einmal die Idee da ist, sich zu verändern, dann muss man es auch versuchen“, sagt er. Zunächst wechselte Adams für ein Jahr zum saarländischen Bildungsministerium in die externe Evaluation. „Wir sind raus in die Schulen gegangen und haben geschaut, was gut läuft und wo die Schulen noch Unterstützung benötigen. Da ist uns unglaublich viel Engagement seitens der Kollegien begegnet“, sagt Adams. Auch sei es für ihn wichtig gewesen, Schule nicht nur wie bisher mit der „gymnasialen Brille“ zu betrachten.
Als 2012 die Stelle des ILF-Leiters ausgeschrieben wurde, bewarb er sich – mit Erfolg. Rund 340 Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen für Lehrerinnen und Lehrer aller Fachrichtungen und Schulformen bietet das ILF im Jahr an, zwischen 5000 und 6000 Teilnehmer nutzen die Angebote. Im Corona-Jahr 2020 waren es deutlich weniger, die Angebote finden inzwischen auch digital statt. Neben den fachlichen Fort- und Weiterbildungen und der Unterrichtsentwicklung hat das ILF seine Schwerpunkte in der religionspädagogischen Weiterbildung sowie in der Stärkung personaler Kompetenzen. „Die Lehrergesundheit ist für uns ein Schwerpunkt. Die Kolleginnen und Kollegen stehen ziemlich unter Strom. Der Druck auf sie hat zugenommen. Unser Kursangebot soll ihnen helfen, in Balance zu bleiben und sich nicht von den Anforderungen auffressen zu lassen“, sagt Karl-Heinz Adams.
Der Vorteil eines vergleichsweisen kleinen Instituts mit vier pädagogischen Mitarbeitern und zwei Sekretärinnen seien die kurzen Wege: „Was wünschen sich die Lehrerinnen und Lehrer an Angeboten? Was sind die aktuellen Fragestellungen etwa auch im Bereich Inklusion?“, nennt er Beispiele, die beim Kursangebot berücksichtigt würden. So wurde etwa jüngst die Fortbildung „Unterrichten mit Maske“ ins Programm aufgenommen sowie Hilfestellungen zum Homeschooling-Programm „Online Schule Saar“. Ideen, was noch alles angestoßen werden könnte, hat Karl-Heinz Adams noch viele, doch dies wird die Aufgabe von Thomas Mann sein, der zum 1. April die Leitung des ILF übernimmt. Der St. Ingberter ist in der Schulabteilung des Bistums Speyer seit langen Jahren in verantwortlichen Positionen tätig.
„Ich höre vorzeitig auf, weil ich so viele Dinge habe, die in den letzten Jahren zu kurz gekommen sind“, sagt Adams. Dazu gehört für den 62-Jährigen, der selbst Bassklarinette und Saxophon spielt, die intensive Beschäftigung mit der Jazz-Musik. Aber der Vater von zwei erwachsenen Kindern freut sich auch auf mehr Zeit für die Fotografie und die Gartenarbeit. „Das Ende einer Reise ist nur der Anfang einer neuen.“ Eine Reise nach Portugal soll – sobald möglich – auch dabei sein.
Hintergrund:
Das ILF ist ein pädagogisches Fort- und Weiterbildungsinstitut in Trägerschaft der katholischen Kirche. In Rheinland-Pfalz gibt es das Institut seit 1970, im Saarland seit 1972. Das ILF bietet seine Dienste grundsätzlich für alle Schularten und Schulfächer an. Während sich das Institut in Saarbrücken an Lehrerinnen und Lehrer richtet, bietet das ILF in Mainz darüber hinaus auch Angebote für Erzieherinnen und Erzieher in Kindertageseinrichtungen an.
(uk)