Fachtagung:Auftrag fängt mit Prävention an
Bistum - „Gehen Sie davon aus, dass es sexualisierte Gewalterfahrung in der Vergangenheit eines Menschen oder in dessen Umgebung geben könnte, die nicht erinnert wird oder über die nicht gesprochen werden kann oder will.“ Diesen Hinweis gab Diplompsychologin Ruth Petri vom Frauennotruf Trier den Teilnehmenden mit und berichtete von Erfahrungen aus der Beratungsstelle mit jährlich etwa 100 Fällen.
Mögliche Scham- und Schuldgefühle bei den Opfern müssten stets mitbedacht werden, erklärte Petri. Betroffenen Frauen zeige sie explizit auf, dass sie nicht Schuld haben, sondern Opfer geworden sind, weil sie eine Frau sind. In der Ursachenforschung, so betonte sie, sei die Triebtheorie längst überholt. Sexualisierte Gewalt werde vielmehr als Ausdruck von Macht und Kontrolle gesehen.
Uns ist es wichtig, zu einer guten Prävention in unseren Krankenhäusern beitragen zu können.
Thomas Jungen, Referent für katholische Krankenhäuser im Diözesan-Caritasverband Trier
Die Folgen und der Umgang mit dem Ereignis seien sehr individuell. Den Ombudspersonen gab die Referentin mit auf den Weg, dass es immer darum gehe, zu erfahren, was die betroffene Frau im Moment benötigt.
Für die richtige Sprache und Gesprächsführung schärfte Psychologin Anne Tönnissen, Referentin Fachstelle Prävention gegen sexualisierte Gewalt des Bistums, den Teilnehmenden den Blick. Sie sensibilisierte für mögliche Stolpersteine, die ein Gespräch behindern könnten, und erörterte Lösungsansätze.
Wichtig ist gutes und wertfreies Zuhören
Neben einer guten Vor- und Nachbereitung sei es wichtig, zunächst einmal zuzuhören und die eigene Interpretation hintenan zu stellen, um wertfrei zu klären, worum es der Person geht. Für die Gesprächsführung bei sogenannten Verdachtsfällen gab sie den Teilnehmenden die WWSZ-Strategie, also Warten–Wiederholen–Spiegeln–Zusammenfassen an die Hand.
Auch wenn die Arbeit mit betroffenen Personen eine zentrale Aufgabe der Ombudspersonen in den Einrichtungen sei, fange ihr Auftrag mit Prävention und Verdachtsfällen bereits viel früher an. Psychologin Freya Schimpf von der Behandlungsinitiative Opferschutz (BIOS-BW) e. V., einem Verein, der sich der Behandlung von Tätern zur Verhinderung künftiger Straftaten widmet, machte deutlich, dass die Frage nach dem warum jemand zum Täter wird, nicht leicht zu beantworten sei. Man könne sich immer nur mittels Modellen annähern. Dennoch sensibilisierte sie die Teilnehmenden für gewisse Vorgehensweisen.
„Uns ist es wichtig, zu einer guten Prävention in unseren Krankenhäusern beitragen zu können“, betonte Thomas Jungen, Organisator der Tagung und Referent für katholische Krankenhäuser im Diözesan-Caritasverband Trier. Die Fachtagung und der Austausch der Ombudspersonen leisteten einen wertvollen Beitrag.