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Kreuzweg-Ausstellung im Domkreuzgang eröffnet:Betonplastiken verbinden das Leiden Jesu mit gegenwärtigem Elend

Die Kreuzweg-Ausstellung „Die gegenwärtige Passion“ ist eröffnet worden und noch bis zum 10. Mai im Domkreuzgang zu sehen.
Monika Stein und die Station der weinenden Frauen
Datum:
2. März 2020
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Trier – Mit dem Kreuzweg „Die gegenwärtige Passion“ setzt die bayrische Künstlerin Monika Stein das Leiden Jesu in Beziehung zu Katastrophen der Gegenwart. Die ausdrucksstarken Skulpturen in 14 Stationen sind noch bis zum 10. Mai im Trierer Domkreuzgang zu sehen. Dompropst Werner Rössel hat die Ausstellung am 28. Februar gemeinsam mit Micha Flesch, Kulturbeauftragter im Bischöflichen Generalvikariat, eröffnet. Den musikalischen Rahmen bildeten Beiträge der Waldracher Vokalisten unter der Leitung von Laurentius Lauterbach.

Der im Begleitheft verwendete Begriff „Ausstellung“ passe eigentlich nicht zu dem Kreuzweg, stellte Dompropst Werner Rössel bei der Begrüßung der zahlreich erschienenen Gäste im Kreuzgang fest. Vielmehr gehe es darum, die Andacht der Betrachter zu provozieren und im Innern des Herzens zu bewegen. Flüchtlingselend, Klimawandel und die dadurch bedingten Hungersnöte sowie menschengemachte Katastrophen habe Monika Stein mit dem Kreuzweg Jesu in Verbindung gebracht. Dieser Kreuzweg, so Rössel, „ist der betende Nachvollzug des Leidensweges unseres Herrn von der Verurteilung bis zum Begräbnis“. Seit dem Mittelalter werde dieser Weg erfahrbar und nachempfindbar gemacht. Die Verbindung der Leidensgeschichte Jesu mit brandaktuellen Themen in den Skulpturen von Monika Stein bezeichnete Rössel als „wertvolles Geschenk, das Sie uns gemacht haben“.

Die letzte Station Jesus wird ins Grab gelegt Die Himmelsscheibe von Nebra weist hin auf die Ewigkeit.

Die Kunst des Kreuzes erschüttert den Menschen

Das Kreuz und die Kreuzigung Christi seien in der christlichen Kunst das mit Abstand am häufigsten bearbeitete Thema, wobei die Künste immer wieder „von Seiten der Kirche verpflichtet wurden, eine kanonistische oder dogmatische Ästhetik zu wahren“, erläuterte Micha Flesch. Die Kunst des Kreuzes greife den Menschen an und erschüttere ihn, der Anblick erschrecke und lasse Gott seiner Herrlichkeit beraubt, wehrlos, entwürdigt und ohnmächtig erscheinen. Aber: „Golgatha muss durchlitten werden, damit wir Menschen sehen, was schon in Bethlehem geschah. Krippe und Kreuz sind aus demselben Holz geschnitzt“. Zu allen Zeiten, so Flesch, saugten die in der Atmosphäre des Kreuzes gewachsenen Kunstwerke wie ein Schwamm die Leiden der Welt in sich auf. Auch die Kreuzwegstationen von Monika Stein hielten „die selbstgemachten Katastrophen und Desaster als Kreuze heutiger Zeit vor Augen“, sagte der Initiator der Ausstellung. Dabei werde aber deutlich, dass Golgatha nicht das Ziel, sondern ein Durchgangspunkt sei und Erlösung nicht nur „von etwas weg“, sondern „auf etwas hin“ bedeute. Immer wieder seien Christen aufgefordert, einen solchen Kreuzweg zu gehen. Nicht zuletzt lade auch das Leitwort der Heilig-Rock-Tage 2020 „Herausgerufen – mach uns zu Neuem bereit“ dazu ein.

Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz - die Schere zwischen Gold und Hartz IV, zwischen reich und arm stellt das Kreuz dar

Das Leid der Geflüchteten war Anstoß für die künstlerische Auseinandersetzung

„Die gegenwärtige Passion“ sei 2015 im Hinblick auf das Flüchtlingselend und andere aktuellen Nöte und Katastrophen entstanden, berichtete Monika Stein. „Ich komme ja von der Malerei, hatte eigentlich null Ahnung und habe einfach angefangen“, berichtete die Chiemgauerin. Das Ergebnis aus der ein Jahr dauernden thematischen Auseinandersetzung sind Plastiken aus Beton, die zum Beispiel Gegenstände wie Handgranaten und Gewehre als Symbol für den Waffenexport miteinbeziehen. Auch gesellschaftliche Missstände wie etwa die Schere zwischen Arm und Reich versinnbildlicht die Künstlerin in ihrer Arbeit. Als Hinweis auf die Religionsfreiheit wurden Symbole aus anderen Religionen integriert. Beim Modellieren der je rund 100 Kilogramm schweren Plastiken habe sie besonderen Wert auf die Gestaltung der Gesichter, Hände und Füße gelegt, so Stein. Bisher waren die mit Betonbeize farbig gefassten Skulpturen schon in Traunstein, Rosenheim und Bergen in Oberbayern sowie im vergangenen Jahr in Maria Laach zu sehen. Die Präsentation im Kreuzgang des Trierer Doms sei für sie allerdings ein ganz besonderes Erlebnis, betonte Monika Stein.

„Die gegenwärtige Passion – ein Kreuzweg von Monika Stein“ ist im Kreuzgang des Trierer Doms noch bis zum 10. Mai zu sehen. Bezug auf die Thematik nehmen auch die Fastenpredigten an den Fastensonntagen am 8., 15. und 22. März, jeweils um 18 Uhr im Hohen Dom. Weitere Informationen zur Ausstellung gibt es im Arbeitsbereich Kultur des Bischöflichen Generalvikariates, E-Mail: micha.flesch@bistum-trier.de und auf www.art-monistein.de.

(red)