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Noch bis 19. April führt die „junge bühne auersmacher“ die Passionsspiele auf:Bewegende Inszenierung voller Tiefe und Emotionen

Noch bis Karsamstag führt der Theaterverein "junge bühne auersmacher" die Passion Christi auf. Bei der diesjährigen Inszenierung spielen Frauen eine tragende Rolle.
Der römische Soldat Longinus sticht Jesus seine Lanze ins Herz.
Datum:
24. März 2025
Von:
Ute Kirch
Jesus (Simon Kliebenstein) ruft die Kinder zu sich und erzählt ihnen das Gleichnis vom verlorenen Schaf.

Auersmacher – Am Ende herrscht eine tiefe, fast greifbare Stille, als hielte das gesamte Publikum den Atem an. Nur ein Lichtkegel taucht das leere Kruzifix auf der Bühne in weißes Licht. Bei der Premiere der diesjährigen Passionsspiele in Auersmacher (Gemeinde Kleinblittersdorf) am Samstagabend im Ruppertshofsaal sind viele Zuschauer nach dem intensiven Stück ergriffen – bevor sich im Applaus die Begeisterung Bahn bricht. 

Die letzten Lebenstage Jesu werden bei den Passionsspielen der jungen bühne auersmacher in zweieinhalb Stunden ohne Pause vor einer minimalistischen Kulisse aufgeführt – an vielen Stellen werden sie frei interpretiert, mal sind sie näher am biblischen Text: der umjubelte Empfang in Jerusalem, der Verrat von Judas, die Verurteilung von Jesus und sein Tod am Kreuz. Doch bevor das Geschehen am Palmsonntag seinen Lauf nimmt, wird es voll auf der Bühne: Rund 150 Darstellerinnen und Darsteller stürmen mit lauten „Hosianna“-Rufen von allen Seiten des Saals die Bühne – die Begeisterung, die sie für Jesus empfinden bezieht somit auch das Publikum mit ein. Warum die Menge vom Messias begeistert ist, wird auch schnell klar: Christus-Darsteller Simon Kliebenstein gibt quasi ein „Best of“ seiner Botschaft: Er lehrt die Menge das Vaterunser, heilt eine blinde Frau, geht auf die verstoßene Samariterin zu, ruft die Kinder zu sich und erzählt ihnen das Gleichnis vom verlorenen Schaf. Er verteidigt die Ehebrecherin vor dem Hohen Rat („Wer von euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein!“), aber vor allem predigt er die Nächstenliebe, die für ihn auch Feindesliebe bedeutet: „Liebet eure Feinde. Wenn euch einer auf die linke Wange schlägt, haltet ihm auch die rechte hin!“ 

Pontius Pilatus (Thomas Kliebenstein) befragt Jesus (Simon Kliebenstein).

Die Darstellung vom Leben, Leiden und Sterben Christi beruht in Auersmacher auf einer 90-jährigen Tradition und wird nur alle fünf Jahre in der Gemeinde aufgeführt. 1935 hatte ein Wandertheater die Passion unter Mitwirkung des katholischen Kirchenchores in Auersmacher zum ersten Mal inszeniert. Seit 50 Jahren liegt die Inszenierung der Passion in den Händen der jungen bühne Auersmacher. Annähernd 150 Personen zählt das Ensemble, alle Sprechrollen sind doppelt besetzt. Darüber hinaus sind über 50 Helferinnen und Helfer vor und hinter den Kulissen im Einsatz – bei einer Einwohnerzahl von 2600. Gleich drei Regisseure teilen sich die Regiearbeit, Jannis Brach, Gilbert Meßner und Sebastian Wagner. Die Themen Krieg und Klimakatastrophe fließen in die diesjährige Inszenierung mit ein. „Liebet eure Feinde. Diese Aussage ist doch auch gerade heute sehr aktuell“, findet Gilbert Meßner.

Ebenso stärkt die Inszenierung die Rolle der Frau. „Maria Magdalena hat eine noch größere Bedeutung. Sie ist jetzt quasi die dritte Hauptfigur neben Jesus und Judas. Die Rolle der Frau, die in den letzten Jahren in unserer Passion zunehmend an Bedeutung gewonnen hat, hat die Aufführung noch mal auf eine neue Ebene gehoben“, sagt Jannis Brach. Auch beim letzten Abendmahl sind Frauen anwesend. Dass Maria Magdalena (Hélène Meßner) auch beim Gebet am Ölberg dabei ist, eine weitere Freiheit in der Interpretation. Es sind auch zwei Frauen, Maria Magdalena und Veronika, die die Frau von Pontius Pilatus bitten, auf ihren Mann einzuwirken, damit er Jesus freispricht. Dieser möchte Jesus zunächst auch gar nicht verurteilen, gibt dann aber dem Drängen der „Ans Kreuz mit ihm!“-Rufer nach. Pilatus-Darsteller Thomas Kliebenstein verurteilt mit Christus-Darsteller Simon Kliebenstein seinen eigenen Sohn zum Tode.

Beeindruckend auch die Zerrissenheit des Judas (gespielt von Sebastian Wagner): Sein Ringen und seine Enttäuschung über Jesus verheimlicht er nicht: Offen zeigt er seine Zweifel: „Ich kann das Herz nicht die wichtigen Dinge entscheiden lassen“, gibt er Kopf und Verstand den Vorzug. Sein Verrat geschieht offen und mit Ansage. Auch der Hohe Rat, der Jesus verurteilt, wird vielschichtig inszeniert: Während die jüngeren Hohepriester betonen, dass Jesus keine irdische Herrschaft anstrebt, setzen sich die älteren Priester durch, die entsetzt sind, dass Jesus Sünden vergibt und sich somit gottgleich stellt.

Das reduzierte Bühnenbild – bestehend aus mit beigem Stoff bezogenen Kasten, die sich aus- und einfahren lassen – erweist sich während der Aufführung als äußerst vielseitig: Nur wenige Requisiten genügen, um aus der Bühne den Abendmahlsaal, den Palast des Herodes oder aber den Kreuzigungshügel Golgotha zu machen. Die Inszenierung verzichtet auf die der Überlieferung nach zwei weiteren Männer, die neben Jesus gekreuzigt werden. Dadurch ruht der Fokus ganz auf Christus, der von seiner Mutter Maria, Maria Magdalena, Veronika und dem Jünger Johannes begleitet wird. Die Bühne ist in blutrotes Licht getaucht, als Jesus stirbt. Als letzte Szene verbreitet Maria Magdalena mit dem Gleichnis vom Senfkorn, das zum großen Baum wächst, Hoffnung: Jesus ist das Senfkorn, seine Botschaften verbreiten sich auch nach seinem Tod – bis heute. „Es hat mich tief berührt, besonders die intensive Kreuzigungsszene“, sagt Bischof Dr. Stephan Ackermann, der Gast bei der Premiere war. Besonders das Nebeneinander der freien und biblischen Texte habe er als gelungen empfunden, ebenso das intensive Ringen des Judas.

Info: Bis Karsamstag, 19. April, finden insgesamt 19 Aufführungen statt. Infos unter www.passionsspiele-auersmacher.de, Auskunft und Kartenbestellung freitags von 16 bis 18 Uhr und samstags von 11 bis 13 Uhr unter Telefon (01522) 8158258. Spielort ist der Ruppertshofsaal (Ruppertsstraße 42, 66271 Kleinblittersdorf-Auersmacher). Gespielt wird samstags und sonntags jeweils zu zwei Terminen sowie an Karfreitag.

Passionsspiele Auersmacher 2025:Fotos von der Premiere der Auersmacher Passion

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