Bunte Stoffstreifen „erzählen“ Geschichten von Leben, Lieben, Tod und Trauer:„Bitte, lieber Gott, grüße meine Mama von mir“
Gebete, Sorgen, Wünsche, Freude, Leid: Die bunten Bänder transportieren Botschaften. Am Fürbitteort auf dem Domfreihof können sie bei den Heilig-Rock-Tagen zu Stoff gebracht werden.
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Datum:
14. Apr. 2016
Von:
Bischöfliche Pressestelle
Trier – Sie flattern farbenfroh im Wind, leuchten mit der Sonne um die Wette und trotzen auch strömendem Regen. Und es werden stündlich mehr. Unzählige Stoffstreifen – vor dem Dom an einem Bauzaun drapiert – machen während der Heilig-Rock-Tage auf sich aufmerksam und wecken die Neugierde vieler Besucher. Gut so, denn die bunten Bänder haben mehr zu bieten als nur Blickfang zu sein. Sie punkten mit „inneren“ Werten und transportieren Botschaften. Gebete, Sorgen, Wünsche, Freude, Leid: All das kann am Fürbitteort zu Stoff gebracht werden. „Die Kinder malen gerne etwas auf die Bänder; die Erwachsenen schreiben auf, was sie gerade bewegt“, erzählt Josefa Becker aus Trier. Wegen des starken Regens leistet sie an diesem Tag im Zelt vor dem Dom ihren ehrenamtlichen Helferdienst und verteilt Bänder und Stifte. Sie freut sich, denn „das Angebot wird richtig gut angenommen“. In der Tat: „Eine Delegation“ der Kindertagesstätte St. Peter und Paul Saarlouis lässt sich nicht vom schlechten Wetter abhalten, im Freien die beschrifteten und bemalten Bänder an den Zaun zu knoten. Darauf zu lesen, „was wir uns wünschen von Gott“. „Danke steht da auch drauf. Das weiß ich ganz genau“, erzählt die vierjährige Lara und schaut dabei so betont ernst, dass keine Zweifel aufkommen, wie wichtig ihr das ist. Einfach köstlich – und anrührend zugleich. Ein Thema bewegt die Menschen ganz besonders: „Wir beten um Frieden“ oder „Frieden für alle“ heißt es auf vielen Bändern schwarz auf bunt. Eine häufig gestellte Frage lautet: „Wann hört der Krieg auf?“ Oder: „Wann endlich gibt es eine Welt ohne Krieg?“ Auch die politische Großwetterlage wird verarbeitet: „Bitte, lieber Gott, lass Europa nicht auseinanderfallen“, heißt es da. Und: „Wir müssen in Zeiten des Terrors zusammenrücken.“ Das Leid der Flüchtlinge beschäftigt die Menschen. Ganz allgemein wird um „mehr Toleranz“ geworben und „mehr Menschlichkeit“ gefordert. Es gibt konkrete Anliegen: „Hilf Mehmet und Almaz bei der Wohnungssuche.“ Fürbitten sind auch in anderen Sprachen zu finden. Zum Beispiel: „I wish to be free!“ („Ich wünsche mir, frei zu sein.“) Oder: „Je suis triste, Paris!“ („Ich bin traurig, Paris!“) Herzerfrischend ist diese Nachricht: „Ich freue mich sehr über mein neues, gutes Bett. Danke Mami und Papi.“ Andere Botschaften lassen erahnen, welche Schicksalsschläge die Verfasser zu verkraften haben: „Ich hoffe, dass ich endlich geheilt bin und gesund bleibe“; „Bitte, lieber Gott, grüße meine Mama im Himmel von mir“ oder „Viel zu früh musstest Du gehen: Ich wünsche Dir, dass Du bei Gott allen wieder begegnest.“ Und ganz wie es sich für ein Bistumsfest gehört, ist auch folgendes auf Stoff geschrieben: „Ich bete für Bischof Stephan und alle Trierer!“ „Jeden Tag komme ich hier vorbei und schaue, was für neue, bewegende Geschichten es gibt“, erzählt die 80-jährige Hannah Müller. Gut findet sie, dass die Fürbitten nicht nur „vom Winde verweht“ draußen eine Rolle spielen, sondern in die Gottesdienste eingebunden sind. „Das ist sehr wertschätzend. Dafür danke ich!“ Einen dieser Gottesdienste feiert Weihbischof Dr. Helmut Dieser am 13. April. Zu den Bitten vom Domfreihof sind an diesem Tag 200 Wünsche und Gedanken aus dem ganzen Bistum gekommen. Im Jubiläumsjahr des Diözesan-Caritasverbandes waren Postkarten in karitative Einrichtungen verteilt worden, damit sich auch Menschen an der Fürbitteaktion beteiligen, die nicht in Trier dabei sein können. Mitarbeitende des Bistums und der Caritas haben sie an diesem Tag mitgebracht. „Die Bitten dringen an Gottes Herz“, versichert der Weihbischof den Gläubigen. „Gott hat für uns sein Herz geöffnet in Jesus.“