Beim Diözesantag der Kinder- und Jugendhilfe im Bistum Trier halten sich Akteure selbst den Spiegel vor:Brauchen junge Menschen die Kirche überhaupt noch?
Bistumsweit/Trier – „Spieglein, Spieglein an der Wand – wofür braucht es noch Kirche für junge Menschen in diesem Land?” Eine Frage, die sich insbesondere Akteuren in der kirchlichen Kinder- und Jugendarbeit stellt. Denn der gegenwärtige Trend zeigt: Immer mehr Menschen haben in ihrem Alltag keinen Bezug mehr zur Religion. Um sich selbst „den Spiegel vorzuhalten”, also Probleme zu benennen und neue Perspektiven zu entwickeln, hat eine abteilungsübergreifende Vorbereitungsgruppe aus dem Bischöflichen Generalvikariat (BGV) und der Caritas zum diesjährigen Diözesantag der Kinder- und Jugendhilfe im Bistum Trier eingeladen: Knapp 90 Mitarbeitende aus den Bereichen Kita, Schule, Jugend, Beratung, Seelsorge und Familienbildungsstätten, aber auch von kommunalen Jugendhilfeträgern, kamen am 15. November nach Trier ins Robert-Schuman-Haus.
Wie sehe ich selbst Kirche, und welche Auswirkungen hat das auf meine Arbeit? Und was kann kirchliche Jugendarbeit leisten, was kommunale Jugendarbeit vielleicht nicht kann? Antworten darauf gab es in den nach Regionen aufgeteilten Gruppen und im anschließenden Plenum, das von Alexander Houben (Trierischer Volksfreund) moderiert wurde.
Ohne junge Menschen gibt es keine Erneuerung in der Kirche
„Wir brauchen junge Menschen in der Kirche, denn ohne sie gibt es keine Erneuerung“, brachte Monika Neumann, Leiterin der Lebensberatungsstelle Gerolstein, die Stimmungslage auf den Punkt. Gefragt nach dem Alleinstellungsmerkmal kirchlicher Jugendarbeit sagte sie: „Ein wichtiger Faktor ist, dass wir die Kraft und Stärke des Gebets mitgeben können – als Möglichkeit, als Angebot.“ Weitere Aspekte seien, dass die Kirche Halt geben könne, dass sie Erfahrungsräume biete, die eigenen Talente zu entdecken und zu entfalten, und dass sie Sinn stiften könne, um dem Leben eine Bedeutung zu geben, ergänzten weitere Teilnehmer*innen der Gruppe Trier.
Mit Pop-Up-Kirchen der Jugend raus aus der Bubble!
„Unsere Botschaft ist, dass der Mensch im Vordergrund steht – es ist die Botschaft von einem menschenfreundlichen Gott. Wir wollen bestehende Strukturen nutzen, konkret den Runden Tisch der Jugendhilfe, um die Kooperationen zu stärken und neue Projekte zu initiieren“, referierte Jörg Ries, Leiter Fachstelle Jugend Dillingen, die Ergebnisse der Gruppe Saarbrücken. Der Anspruch sei, Jugendliche nicht defizitorientiert wahrzunehmen, sondern, ganz im Gegenteil, auf Ressourcen und Chancen zu schauen, sagte Anne Schauer, Referentin für Grund- Förder- und Gemeinschaftsschulen im Saarland im Team Religionsunterricht und Schulpastoral im BGV. Torsten Hauer, Leiter im Haus der Jugend (HDJ) in Bitburg, stellte klar: „Denjenigen, die zu uns kommen, begegnen wir auf Augenhöhe. Das empfinde ich allerdings nicht überall in der Kirche so.“ Außerdem müsse man die Verbindung zwischen Kirche und Jugendarbeit sichtbarer machen, denn: „Viele Leute bringen uns auf den ersten Blick gar nicht mit Kirche in Verbindung“, ergänzte seine Stellvertreterin Diana Heine-Dambly, Pädagogische Fachkraft im HDJ.
Doch wie könne man junge Menschen jenseits der „innerkirchlichen Bubble” erreichen und ihnen die Kirche wieder näherbringen, fragte Organisatorin Kerstin Knopp, Leiterin der Abteilung Jugend im BGV. Elisabeth Pick, derzeit in der Ausbildung zur Pastoralassistentin im Pastoralen Raum Trier, punktete mit pragmatischen Ideen, die man mit geringem Aufwand umsetzen könnte: Anbieten würden sich etwa Pop-Up-Kirchen der Jugend als Anlaufpunkt für junge Menschen überall im Bistum in Form eines Lastenrads oder als mobiles Tiny House. Es gehe dabei um eine sozialräumliche Orientierung, mit der man aber auch abgelegenere Orte in der Fläche ansteuern könne.
Weitere Programmpunkte der Poetry Slam „Nenn mir einen Grund in der Kirche zu bleiben” von Alexandra „Ali“ Krämer (29) aus Landscheid, Bildungsreferentin im Kolpingwerk Trier, und ein Theaterstück.
Weitere Informationen gibt es auf www.jugend-bistum-trier.de.