In der Schatzkammer der Trierer Stadtbibliothek entstehen neue Kunstwerke:Buchmalerei - heilige und weltliche Kunst
Trier – Goldstaub liegt in der Luft und auf den Pergamenten. Verschiedene Farben und Motive historischer Buchmalereien liegen auf den Tischen in der Schatzkammer der Stadtbibliothek Trier. Gerade findet der Kurs „Buchmalerei als Auszeit“ der Katholischen Erwachsenen Bildung (KEB) Trier statt. Die fünf Teilnehmer des Pilot-Projektes, von denen einer sogar extra aus der Schweiz angereist ist, lassen sich von den Exponaten der Schatzkammer inspirieren und malen verschiedene christliche Motive und Initialen.
Diplom Designerin Birgit Maringer nimmt an diesem Kurs wegen der entspannenden und meditativen Wirkung teil, aber auch weil es „eine interessante Gegenposition zur Digitalisierung darstellt und um die alten Techniken vor dem Verlorengehen zu bewahren.“ Die ehemalige Lehrerin Heidemarie Peerenboom malt sogar ausschließlich mit historischen Farben und auf Pergament. „Ich möchte herausfinden, ob ich auch schon im Mittelalter für die Buchmalerei angestellt worden wäre“, sagt Peerenboom. Auch Ernst Wilhelm Lenik aus München lässt sich von Kursleiter Dr. Andreas d´Orfey gern in die Welt der Buchmalerei entführen. Der Schauspieler spielt zur Zeit im Stadttheater Trier und wurde durch seine Kollegen auf den Kurs aufmerksam.
Die KEB Trier möchte mit der Veranstaltung die christliche Symbolsprache und Schriftkultur den Kursteilnehmern näher bringen, aber vor allem „kulturelle Diakonie“ betreiben. Ihr sei wichtig, den Menschen in der ganzen Bandbreite zu „dienen“ (Übersetzung von „Diakonie“), sagt Katharina Zey-Wortmann, Leiterin der KEB Trier. Inspiriert wurde sie für die Idee des Buchmalerei-Kurses von der Schatzkammer und ihren wertvollen Handschriften. Dort findet auch der Kurs statt, sodass die Teilnehmer sich direkt vor Ort durch die Exponate Anregungen holen und von ihnen lernen können. Diese Voraussetzung sei einzigartig und hebe die Qualität des Kurses. In ähnlichen Kursen gebe es nur die Möglichkeit, sich an Kopien zu orientieren, nicht an einer solchen Auswahl von Originalen, sagt Kursleiter Dr. Andreas d´Orfey.
Die Buchmalerei ist eng verknüpft mit dem Christentum. Denn „in dem Moment, wo sich das Christentum etablierte, wurden prächtige Bücher gebraucht, da ein Buch – das Evangelium – Jesus Christus symbolisiert und verkörpert“, sagt d´Orfey. Es mussten ganz neue Farben und Bindemittel geschaffen werden, damit sie auch auf Pergament und Papier hielten und flexibel genug waren und sich beim Umblättern nicht ablösen. Parallel zur Buchmalerei habe sich zudem im Westen die Heroldskunst, das Entwerfen von Wappen, und im Osten die Ikonographie, die Darstellung von Heiligen für den gottesdienstlichen Gebrauch, entwickelt. Diese drei Kunstformen mit christlicher Symbolik beeinflussten sich aber auch gegenseitig.
Weitere Buchmalerei-Kurse soll es vom 4. bis 7. im Februar und vom 17. bis 20. November 2020 geben, jeweils eine Woche von Dienstag bis Freitag zu den Öffnungszeiten der Schatzkammer. Mehr Informationen gibt es unter www.keb-trier.de und Tel.: 0651-9937270.
(aw)