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Telefonseelsorge Trier legt Jahresbericht 2020 vor – Nachfrage steigt mit Beginn der Krise:Corona lässt die Drähte glühen

Die Telefonseelsorge Trier legt ihren Jahresbericht 2020 vor. Gab es im Jahr 2019 10.495 telefonische Beratungsgespräche, waren es im vergangenen Jahr 11.550.
Foto: privat
Datum:
8. Mai 2021
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Trier – „Kann ich mit Ihnen sprechen? Meine Sorgen erdrücken mich“ – so beginnen viele Gespräche von Ratsuchenden mit der Telefonseelsorge Trier. Die Corona-Krise hat zu einer verstärkten Nachfrage geführt. Dies geht aus dem nun vorgelegten Jahresbericht 2020 hervor. Gab es im Jahr 2019 10.495 telefonische Beratungsgespräche, waren es im vergangenen Jahr 11.550. Insbesondere mit Beginn des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 sei die Nachfrage gestiegen. Um dem gewachsenen Bedarf Rechnung zu tragen, wurden die Dienste der Telefonseelsorge aufgestockt. Dennoch mussten sich die Anruferinnen und Anrufer auf Wartezeiten einstellen.

Im Jahr 2020 nahmen 73 ehrenamtlich Engagierte und zwei hauptberuflich Tätige die Anrufe entgegen, die bei der Telefonseelsorge Trier eingingen. Bundesweit zählten die 105 Telefonseelsorgestellen rund 1,2 Millionen Anrufe. Die Mitarbeitenden sind dabei rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche erreichbar. Laut Jahresbericht der Telefonseelsorge Trier finden die meisten Gespräche zwischen 14 und 22 Uhr statt, 14 Prozent fallen auf die Zeit zwischen 0 und 6 Uhr.

Neben der telefonischen Beratung bietet die Telefonseelsorge Trier auch Mailberatung über eine gesicherte Plattform an. Während über die Hälfte der Anrufenden zwischen 40 und 69 Jahre alt ist, wird die Mailberatung zu mehr als der Hälfte von jungen Menschen zwischen 15 und 29 Jahren genutzt. Darüber hinaus bieten die beiden hauptamtlichen Mitarbeiter auch persönliche Beratung an. Diese wurde im Jahr 2020 von 44 Ratsuchenden in 329 Beratungsstunden genutzt. 94 Prozent aller Ratsuchenden gaben an, dass es für sie wichtig sei, anonym bleiben zu können.

Die Corona-Pandemie verunsichere nach wie vor viele Menschen, verschärfe bestehende Probleme und schaffe neue. Viele Anrufende hätten Angst vor Arbeitslosigkeit, litten darunter, Freunde und Familie nicht mehrsehen zu dürfen oder fragten sich, wie sich familiäre Beziehungen gestalten lassen, wenn durch Homeoffice und Homeschooling der eingespielte Alltag auf den Kopf gestellt wird. Besonders schwer sei die Situation für Personen, die unter Depressionen und Ängsten litten. Sie erlebten die Pandemie als Problemverstärker.

Die häufigsten Gesprächsthemen der Telefonseelsorge Trier drehten sich mit 3.165 Anrufen um Partnerschaft, Familie und Trennung. Einsamkeit war bei 2.105 Anrufen auch in 2020 eines der zentralen Themen. In 774 Telefonaten wurden Suizidgedanken und Suizidalität benannt. Die Telefonseelsorge wird auch von vielen Personen mit einer diagnostizierten psychischen Erkrankung kontaktiert (etwa ein Drittel aller Anrufenden). Zwei von drei Personen rufen mehr als einmal bei der Telefonseelsorge an.

Die Telefonseelsorge Trier bildet jährlich rund zehn neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus. Freiwillig Engagierte leisten pro Monat im Schnitt 20 unbezahlte Arbeitsstunden. „Unsere Ehrenamtlichen werden sehr sorgfältig und umfassend auf den Dienst vorbereitet und haben gelernt, mit den Problemen umzugehen, mit denen sie am Telefon und per Mail konfrontiert werden“, erläutern die Hauptamtlichen der Trierer Telefonseelsorge, Gabriela Kokott und Dr. Bernd Steinmetz. Supervisionen, Fortbildungen und individuelle Beratung stehen ihnen dauerhaft zur Verfügung. Die Telefonseelsorge ist anonym und gebührenfrei unter 0800-1110111 und 0800-1110222 zu erreichen.  

Die Jahresbericht 2020 kann auf Wunsch zugesandt werden. Weitere Informationen gibt es bei der Telefonseelsorge Trier, Hindenburgstraße 7, 54290 Trier, Tel: 0651-72273, E-Mail: mail@telefonseelsorge-trier.de

(uk)


Hintergrundinformation zur TelefonSeelsorge®

Mit mehr als 7500 geschulten Ehrenamtlichen in 104 Städten oder Regionen ist die TelefonSeelsorge® deutschlandweit tätig. Als eine der ersten Suizidpräventionseinrichtungen wurde sie 1956 in der alten Bundesrepublik gegründet. Um möglichst vielen Menschen den Zugang zu ermöglichen, stehen die Mitarbeitenden rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr zur Verfügung. Die TelefonSeelsorge® berät Menschen jeder Nationalität, jedes Geschlechts, jeder Konfession und jedes Alters. Sie verpflichtet sich zu weltanschaulicher Neutralität. Seit letztem Jahr hat sich auch der „KrisenKompass“ der Telefonseelsorge als ein weiterer Baustein der Krisenintervention etabliert. Rund ein Jahr nach Freigabe der App bei Google Play und im App Store liegen die Downloadzahlen des „Notfallkoffers für die Hosentasche“ bei je etwa 11.000. Die App richtet sich an drei Gruppen: an Menschen, die sich deprimiert fühlen oder bereits Suizidgedanken haben, an Menschen, die bei Angehörigen oder im Freundschaftsumfeld solche Stimmungen wahrnehmen und an Menschen, die durch den Suizid einer ihnen nahestehenden Person belastet sind. Sie bietet Hilfen zur Einordnung der als quälend empfundenen Gefühle, vermittelt Fakten rund um diese Gefühlslage und zeigt, wie sich Krisen meistern und Kraftquellen aufbauen lassen.