Bundesverdienstkreuz für Heidemarie Zech:„Das Helfen ist mir in die Wiege gelegt worden“
Dillingen –Kirchengemeinde, Stadtrat und vor allem die Dillinger Tafel: Für ihr vielseitiges ehrenamtliches Engagement über vier Jahrzehnte hinweg ist Heidemarie Zech aus Dillingen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland am Bande ausgezeichnet worden. Sie erhielt die hohe Auszeichnung gemeinsam mit vier weiteren Frauen und sechs Männern vom Staatsoberhaupt persönlich am 9. März im Weltkulturerbe Völklinger Hütte. Steinmeier hatte im Rahmen seiner „Ortszeit Deutschland“ für drei Tage seinen Amtssitz in die Hüttenstadt verlegt.
Bis heute weiß Heidemarie Zech nicht, wer sie für das Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen hat. „Als etwa vier Wochen vor der Ehrung der Brief vom Bundespräsidialamt in der Post war, war das für mich eine riesige Überraschung“, sagt die 80-Jährige. Sie fühle sich durch die hohe Auszeichnung sehr geehrt. „Ich bin gleichzeitig bemüht, von der Freude etwas an die Mitarbeiter der Tafel weiterzugeben. Denn alleine erreicht man das nicht“, betont Zech.
Das Engagement entstand durch Vorbilder
Wie denn der Bundespräsident so sei, hätten viele Gratulanten von ihr wissen wollen. „Er ist ausgesprochen zuvorkommend und geht auf die Leute zu“, schildert Heidemarie Zech ihren Eindruck. „Obwohl er solche Verleihungen öfters macht, hat man gemerkt, dass es auch für ihn nicht alltäglich ist. Es war eine persönliche Begegnung.“ Zu der Feier in der Völklinger Hütte hat sie Sohn und Enkel mitgenommen, anschließend wurde im Familienkreis gefeiert. „Mein Enkel sagt, dass er wahnsinnig stolz auf seine Oma ist“, freut sich Zech.
„Das Helfen ist mir in die Wiege gelegt worden“, sagt die Dillingerin, der Rest habe sich einfach ergeben. „Ich wurde immer angesprochen, ob ich nicht mithelfen kann und dann habe ich ja gesagt.“ So richtig los ging es in ihren frühen Dreißigern in der Kirchengemeinde Maria Trost in Dillingen, als ihre Kinder zur Erstkommunion und Firmung gingen. 16 Jahre lang saß sie zudem im Pfarrgemeinderat. „Wir haben in der Gemeinde auch Theater gespielt und es hat Spaß gemacht, damit den älteren Menschen eine Freude zu bereiten.“ Bis heute ist sie mit ihrer Kirchengemeinde eng verbunden. Die Freude am Ehrenamt hat sich die 80-Jährige bis heute bewahrt. „Man macht es eben gerne und bekommt auch viel zurück“, beschreibt sie ihre Motivation. Als sie gefragt wurde, ob sie für den Dillinger Stadtrat kandidieren möchte, überlegte sie zwei Jahre lang. Sie engagierte sich damals bereits als Mitglied bei der Frauen-Union für die Belange alleinerziehender, berufstätiger Mütter. „Das politische Engagement kam durch Vorbilder aus dem näheren Bekanntenkreis“, sagt Zech. Dreißig Jahre lang – von 1989 bis 2019 – saß sie für die CDU im Stadtrat, unter anderem im Kultur-, Umwelt- und Sozialausschuss sowie den Rechnungsprüfungsausschuss. Eine zunächst ungewohnte Tätigkeit für Zech, die in der Bäckerei der Eltern ausgebildet wurde und arbeitete.
Die Not wächst überall
Als sie 2006 angesprochen wurde, sich bei der von Stadt und Caritasverband Saar-Hochwald neu gegründeten Tafel zu engagieren, sagte sie zu: „Ich habe die Notwendigkeit gesehen und es muss getan werden.“ Inzwischen ist sie seit 17 Jahren dabei. „Die Not wächst, das ist überall so“, so ihre Beobachtung. Bis vor zwei Jahren leitete Zech die Tafel, die derzeit vorübergehend in der Dillinger Stadthalle untergebracht ist. „Aber noch heute macht sie die Schichtpläne und kümmert sich darum, dass ausreichend Arbeitsmaterial vorhanden ist“, sagt die neue Leiterin Marina Mokin vom Caritasverband Saar-Hochwald. Jeden Freitag packt die 80-Jährige acht Stunden lang mit an, bereitet die Ausgabe vor, hilft beim Austeilen und Aufräumen. „Aber das Engagement bei der Tafel bedeutet, dass wir fast täglich telefonieren. Es ist kein Job für nur einen Wochentag“, sagt Mokin.
„Die Tafel braucht man dringend“, sagt Zech. Zum Glück erfahre die Einrichtung in der Stadt große Anerkennung. Rund 50 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer packen mit an, sammeln mit drei Autos die Lebensmittelspenden ein. Rund 400 Haushalte mit etwa 1200 Personen versorgt die Dillinger Tafel aktuell. „Neue Helfer können wir jederzeit gebrauchen. Vielleicht motiviert mein Beispiel den ein oder anderen, auch mitanzupacken“, so Zech.