Zum Inhalt springen

Bis zum 26. Mai zeigt Judith Boy in Wiebelskirchen ihre Ausstellung „Aufruhr im Paradies“:„Das Paradies ist hier und jetzt“

Wer die Bilder und Skulpturen von Judith Boy betrachtet, sieht es sofort: Im Paradies ist mächtig was los!
Judith Boy bei ihrer Performance zu 'Skyfall'
Datum:
29. Apr. 2024
Von:
Ute Kirch
Künstlerin Judith Boy, Pfarrer Markus Krastl, Bildungsreferent Klaus Becker, Gemeindereferentin Claudia Busch und Pianist Joshua Fuchs.

Wiebelskirchen – Wer die Bilder und Skulpturen von Judith Boy betrachtet, sieht es sofort: Im Paradies ist mächtig was los! Es wird bedroht von den ägyptischen Plagen aus dem Alten Testament: Blut, Frösche, Stechfliegen, Heuschrecken und Finsternis. „Aufruhr im Paradies“ lautet denn auch der Titel der Ausstellung, die am 28. April in der Dreifaltigkeitskirche in Wiebelskirchen auf Einladung der Pfarrei und der Katholischen Erwachenen Bildung (KEB) im Rahmen einer Vernissage eröffnet wurde. Passend dazu auch die Performance der Künstlerin: Zu „Skyfall“ (zu deutsch: Himmelssturz) von Adele gespielt von Joshua Fuchs verkörpert sie in einem Tanz mit goldenen Flügeln die vier Elemente – die Leben und Tod bringen. „Mit meiner Kunst übersetze ich die zehn biblischen Plagen in unsere Zeit“, erklärt Boy. Unsere Plagen seien Egoismus, Haben-Wollen, Krieg, Umweltverschmutzung, Zerstörung zwischenmenschliches Versagen. „Das Paradies ist hier und jetzt. Doch die Menschen vertreiben sich selbst aus dem Paradies, das wir im Einklang mit der Natur haben könnten“, so Boy. Doch dabei will die Künstlerin mit ihren Werken einen positiven Blick auf das Ausstellungsthema ermöglichen und Kraft und Freude vermitteln: „Ohne Stechfliegen – die vierte biblische Plage – gibt es keinen Humus, den die Erde braucht.“

Einen hoffnungsvollen Blick auf die Schöpfung trotz aller Nöte von Umweltzerstörung und Kriegen stellten Gemeindereferentin Claudia Busch und Pfarrer Markus

Krastl der Ausstellung voran. Im Wechsel lasen sie die Schöpfungsgeschichte aus der Genesis vor und stellten dem entgegen, wie der Mensch mit Gottes Schöpfung umgeht. So erschuf Gott Pflanzen, Tiere, die Sterne und Planeten und am Ende den Menschen. Doch der Mensch greife ein, verändere Gene, züchte Pflanzen passend oder rode Regenwälder, wenn Pflanzen dem Profit im Weg stehen. Auch das Weltall bliebe nicht verschont: Weltraumschrott bilde eine unkontrollierbare Gefahr. Massentierhaltung und daraus resultierende Seuchen wie die Vogelgrippe, Überfischung der Meere. Und auch vor sich selbst mache der Mensch nicht halt: Betriebe betrachteten Menschen als Kostenfaktor, gnadenlose Machthaber sorgten für Flucht und Vertreibung. „Nicht alles ist hoffnungslos und verloren, solange es Menschen gibt, die anders handeln. Wir können unsere Fähigkeiten einsetzen, um zu gestalten und zu verändern“, sagten Busch und Krastl.

Installation Lost Heart in der Barbarakapelle

Die Ausstellung, die seit 2021 schon an mehreren Orten zu sehen war, passt Judith Boy an den jeweiligen Raum an – nirgends ist sie identisch. In Wiebelskirchen wird auch die Barbarakapelle mit einbezogen – hier können die Besucherinnen und Besucher die Installation „Lost Heart“ (Verlorenes Herz) betreten: Fischernetze umgeben einen menschlichen Torso ohne Herz – die Netze, die der Mensch selbst achtlos ins Meer geworfen hat, umschließen ihn nun selbst. Eine Skulptur zeigt einen namenlosen Sakralbau, in dem schon das Wasser steht, umgeben von Netzen – die Natur holt sich irgendwann zurück, was ihr genommen wurde.

Besucherinnen und Besucher können bis zum 26. Mai Teil der Ausstellung werden, in dem sie auf eine Postkarte schreiben, was für sie ihr Paradies ist. Davon haben viele Gemeindemitglieder bereits im Rahmen der Osteraktion im Vorfeld der Ausstellung Gebrauch gemacht. Das Paradies: „…ist eine Welt ohne Krebs“, „…sind für mich Menschen, die im Frieden zusammen leben“, „…unser Planet Erde ohne das Kapital. Einfach nur Mensch sein“, „…in Gottes Gegenwart mit allen Menschen, Tieren, der Natur in Frieden und Freude leben“ ist etwa auf den Karten geschrieben, manche haben Naturbilder gezeichnet.

Parallel zur Ausstellung gibt es ein Rahmenprogramm. In Gottesdiensten werden Menschen als Gastprediger zu Wort kommen und aus ihrer Perspektive berichten, was für sie das Paradies bedeutet. Darunter Tobias Schunk vom saarländischen Flüchtlingsrat, Agnes Schaadt-Lentes, Schulleiterin des Pallotti-Hauses, die Rundfunkbeauftragten des Bistums Trier für den SR Corinna Achtermann und Luisa Maurer, Anne Schmitt von der Familienbildungsstätte in Neunkirchen und Pastoralreferentin Marion Latz und Klaus Becker von der KEB Saarbrücken.

Das Programm findet sich auf der Webseite der Pfarrei unter https://www.dreifaltigkeit-nk.de/aktuelles/paradies

Öffnungszeiten 28. April bis 26. Mai:

Montags, Dienstag, Donnerstag, Freitag: 16 bis 19 Uhr

Mittwoch: 10 bis 12 Uhr

Samstag: vor und nach der Vorabendmesse (18.30 Uhr)

Sonntag: 16 bis 18 Uhr

Besuchstermine außerhalb dieser Zeiten – gerne auch für Gruppen – sind nach Absprache mit dem Pfarrbüro möglich: Tel. 06821-52107; E-Mail hl3faltigkeit@gmail.com