Bischof Ackermann zur Europawahl 2024:Das „Projekt Europa“ ernstnehmen
Trier – Bischof Stephan Ackermann äußert sich zur Europawahl am 9. Juni 2024:
„Ich blicke mit gemischten Gefühlen auf das Ergebnis der Europawahl hier in Deutschland. Einerseits ist es sehr erfreulich, dass die Wahlbeteiligung mit rund 65 Prozent hoch ist und im Vergleich zur letzten Europawahl gestiegen ist. Das zeigt doch, dass es vielen Menschen wichtig ist, ihr demokratisches Recht auf Mitbestimmung wahrzunehmen – und dass sie das „Projekt Europa“ ernstnehmen.
Was mich erschreckt, ist die Analyse, dass viele der unter 30-Jährigen die AfD gewählt haben. Ich sehe nicht, dass diese Partei eine echte Antwort gibt auf die Sorgen junger Menschen um unseren Planeten oder um ihre Perspektiven für Ausbildung, Studium und Arbeits- und Familienleben. Deshalb müssen wir uns fragen, was diese Wahlentscheidung ausgelöst hat, ob es Unzufriedenheit ist oder ein Sicherheitsbedürfnis, und wie wir dem begegnen können.
In unserem Hirtenbrief vom April 2024 hatten wir Bischöfe aus den Grenzregionen Frankreichs, Luxemburgs, Belgiens und Deutschlands dazu aufgerufen, für ein Europa zu stimmen, das „ein Raum der Zukunft, der Partnerschaft und der internationalen Verantwortung“ sein soll. Nicht nationale Egoismen sollen bedient werden, sondern es geht um Zusammenhalt, um Solidarität, um ein gutes Miteinander. Und doch haben in ganz Europa rechtspopulistische Parteien teils große Zustimmung bei dieser Europawahl bekommen. Deshalb dürfen wir nicht nachlassen, für unsere Demokratie und unsere Grundwerte, ausgehend von der unveräußerlichen Würde aller Menschen, einzustehen und immer wieder dafür die Stimme zu erheben.“