Sabine Müller macht eine Ausbildung zur Kantorin im Bistum Trier:Das Wort Gottes in Moderne Melodien gekleidet
Marpingen – Seit über 30 Jahre singt Sabine Müller im Kirchenchor. Künftig wird sie während der Messe auch alleine am Ambo stehen und singen: Die Lehrerin macht zurzeit eine Ausbildung zur Vorsängerin und Kantorin über das Bistum Trier.
„Ich war mir anfangs unsicher, ob das wirklich etwas für mich ist, ganz alleine am Ambo zu stehen“, erzählt sie. „Das ist einfach anders als im Chor zu singen. Gesang hat für mich damit zu tun, etwas Inneres preis zu geben; Gesang ist mehr als nur Noten und Worte.“ Diese Hemmschwelle stand ihrer Ausbildung aber nicht lange entgegen. Mit der Unterstützung ihrer Familie und ihres Chorleiters hat sie es schließlich gewagt. Zusammen mit elf Frauen und Männern aus dem ganzen Saarland hatte sie vor fast zwei Jahren den ersten Kurs, die Ausbildung zur Vorsängerin, begonnen. „Wir haben zunächst viel Theorie gelernt: Musiktheorie, Notenwerte, Töne und so weiter.“ Neben den Grundlagen der Musik erfuhren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kurses auch viel über Kirchenmusik: den speziellen Aufbau von Kirchentonarten, Liturgiegesänge und wie die Liturgie aufgebaut ist, aber auch besondere Gesänge wie Psalmen. „Das war neu für mich. Ich kannte Psalmgesänge zwar zum Teil aus dem Chor, aber die Feinheiten waren mir neu. Psalmen verkünden das Wort Gottes und sollen als solche Verkündigung auch herüberkommen. Dafür gibt es eigene Melodien, sogenannte Psalmtöne.“ Die Psalmen im Gotteslob orientieren sich stark an Gregorianischer Musik, es gebe aber auch spezielle Kantorenbücher, in denen die Psalmtöne auskomponiert sind und moderner klingen, erläutert Müller.
In der Ausbildung findet einmal im Monat ein Seminar statt, zu dem sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer für zwei Stunden treffen. „Während der Kurse hatten wir ungefähr 60 Minuten Theorie und die restliche Stunde haben wir zusammen gesungen: Lieder aus dem Gotteslob oder Psalmen.“ Auch Dirigieren gehörte zum Kurs, um die übrigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim Singen zu leiten. Zusätzlich zu den monatlichen Seminaren gibt es auch zwei Intensivwochenenden, zu denen alle Auszubildenden aus dem ganzen Bistum Trier zusammen kommen. „Alle zwei Wochen habe ich auch Gesangsunterricht“, erzählt die zweifache Mutter. „Mit den Frauen, die auch in dem Unterricht sind, haben wir eine kleine Schola gegründet und schon im Gottesdienst gesungen.“
Am 22. September hat Sabine Müller dann ihre Abschlussprüfung. Danach ist sie Kantorin und darf vom Ambo aus singen. Vorsängerinnen und Vorsänger stehen meist auf der Empore bei der Orgel. Die Prüfung ist unterteilt in einen schriftlichen und einen mündlichen Teil. „Wir müssen Lieder vorbereiten und vortragen, darunter auch ein Hallelujah mit einem improvisierten Teil; wir müssen einen Text frei interpretieren, ohne vorher Melodien oder Noten zu haben.“ Die Ausbildung, aber auch das Singen in der Kirche machen ihr großen Spaß – und die Rückmeldungen bestärken sie: „Ich kriege vor allem auf die modernen Psalmtöne viele positive Reaktionen. Meine Kinder finden das cool! Mein Sohn geht dann auch mal mit in die Messe, wenn ich singe und gibt mir dann Feedback: das hast du gut gemacht, das nicht so. Und die Leute sagen, das sollte ich ruhig öfters machen!“
Dominik Holl