Bistum und Stadt feiern Hochfest der Apostel Petrus und Paulus mit Gottesdienst:Dass Gottes Botschaft sich im Menschen auswirkt
Trier – „Wir feiern die Realisierung des Evangeliums im Menschen. Wir feiern, dass Gottes Botschaft sich im Menschen auswirkt – in Menschen wie uns, mit Stärken und Schwächen.“ Das hat Bischof Dr. Stephan Ackermann am Hochfest der Apostel Petrus und Paulus (29. Juni) im Trierer Dom erklärt. Insofern seien Heiligenfeste kein „Personenkult“. An diesem Tag wisse sich die Gottesdienstgemeinde verbunden mit der ganzen Weltkirche, mit den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Trier (vertreten durch Oberbürgermeister Wolfram Leibe und Bürgermeisterin Elvira Garbes), die den Apostel Petrus als Schutzpatron gewählt hat, und mit allen, „die Tag für Tag in diesen Dom kommen und denen der Ort ein Stück Heimat“ geworden sei.
In seiner Predigt wies Ackermann darauf hin, dass bei der aktuellen Landesausstellung „Der Untergang des römischen Reichs“ die Frage nach der Rolle des Christentums gestellt werde. Das Christentum sei damals attraktiv gewesen, weil es den Menschen „in ihrem Hunger nach Wahrheit und Sinn“ entgegen kam, weil es auf grundsätzliche Fragen im Leben Antworten für Kopf und Herz bot. Zudem erlebten die Zeitgenossen die verändernde Kraft des Glaubens im Leben eines Menschen, etwa nach der Taufe. Nicht zuletzt sei der veränderte Umgang der Christen untereinander im Zeichen der Nächstenliebe, die das gesamte Gemeindeleben prägte, anziehend gewesen.
Schaue man auf die jetzt veröffentlichten Zahlen zum kirchlichen Leben in Deutschland, stelle sich die Frage, ob das Christentum heute in einer ähnlichen Situation sei wie das römische Reich in der Spätantike: „Ist Zeit der Kirchendämmerung?“ Der Bischof wandte sich gegen diese Deutung, auch wenn es ähnliche Phänomene gebe. Vielmehr stünden wir in einer „Zeitenwende“, die die Chance zur Erneuerung und Weiterentwicklung von Christentum und Kirche biete: „Sie fordert uns dazu heraus“. Schon oft sei das „Ende der Volkskirche“ festgestellt worden. Das Bild, dass „an einem bestimmten Punkt das Ende erreicht ist und nun das Neue beginnt“, sei jedoch irreführend: „Der Übergang verläuft viel länger und mit viel mehr einzelnen schmerzlichen Abbrüchen als gedacht.“ Auch das römische Reich sei nicht an einem bestimmten Datum „kollabiert“. Der Bischof erinnerte daran, dass „der auferstandene und erhöhte Christus auch der Herr über Zeit und Geschichte“ ist. „Deshalb dürfen wir, ja müssen davon ausgehen, dass er uns nicht nur in seinem Wort und in den Sakramenten entgegenkommt, sondern auch in den Ereignissen der Geschichte, so schmerzlich sie auch sein mögen. Versuchen wir, Christus darin zu entdecken und glauben wir daran, dass er es nach wie vor mit seiner Kirche gut meint, so wie er es dem Simon Petrus versprochen hat.“
Am Ende des Gottesdienstes rief Dompropst Weihbischof Jörg Michael Peters den Gläubigen den 1. Dezember 2020 ins Gedächtnis, den Tag der Amokfahrt in der Trierer Innenstadt, an dem mehrere Menschen ihr Leben verloren und viele an Leib und Seele verletzt wurden. „Der Dom ist zum Zufluchtsort geworden für die Menschen mit ihren Fragen und ihrer Trauer und Klage, ein Ort für Gebet und Zuspruch.“ Eine Schulklasse aus Saarburg hatte unmittelbar nach der Tat Figuren gestaltet, um ihrer Anteilnahme Ausdruck zu verleihen. Diese trauernden Gestalten sind nun zusammen mit einer Tafel gegenüber der Marienkapelle als Gedenkort eingerichtet, „zur Erinnerung, wo wir einander in christlicher Solidarität beistehen können“. Peters dankte Jule Vogl und Finja Walter sowie Lehrerin Margit Schäfer, dass sie stellvertretend für die Klasse am Gottesdienst teilgenommen und die Fürbitten gesprochen hatten.
(JR)