St.-Matthias-Bruderschaft:Dauerhaft mit Pilgervirus infiziert
Mayen - Mit dem Gleichnis vom Senfkorn lässt sich die Historie der Fußwallfahrt der Mayener St.-Matthias-Bruderschaft (SMB) nach Trier treffend beschreiben: Es geht ums Säen und um die Bestellung des Bodens für das kleinste aller Samenkörner. Der Samen keimt, und aus einem dünnen Halm wird eine große Pflanze.
So etwa hat sich die Fußwallfahrt zum Grab des Apostels Matthias seit ihrer Wiederbelebung entwickelt. In der Mayener Pfarrkirche Herz Jesu und im Pfarrzentrum wurde mit Pilgern und Interessierten gefeiert. Im Jubiläumsjahr hatten 110 Pilger am dritten Wallfahrtstag voller Dankbarkeit die Abtei St. Matthias in Trier erreicht. Dort feierte Präses Jörg Schuh den Abschlussgottesdienst. Der Geistliche hatte sich der Pilgergruppe auf ihrem Weg von Klausen nach Trier angeschlossen. „Es herrschte eine tolle, beeindruckende Atmosphäre“, resümierte Schuh.
Eine enorme Leistung
Als Erstpilger nahmen drei Menschen mit Beeinträchtigungen den 100 Kilometer langen Weg unter die Füße. „Die Jungs, Beschäftigte der Caritas Werkstätten Mayen, sind von der Pilgergruppe super gut aufgenommen worden und hatten unterwegs tolle Gespräche. Es war für sie eine enorme Leistung, jeden Tag eine so lange Strecke zu gehen“, betonte Betreuer Klaus Thelen.
Es war für sie eine enorme Leistung, jeden Tag eine so lange Strecke zu gehen.
Betreuer Klaus Thelen
Auf die Geschichte der Fußwallfahrt ging Rolf Keuser, Brudermeister der SMB, bei der Feier ein. Eine Urkunde von 1640 weise hin auf die Bruderschaft und die Fußwallfahrt, an der bis zu 300 Pilger teilnahmen. 1785 verbot Kurfürst und Erzbischof Clemens Wenzeslaus von Trier wegen wenig frommen Freizeitverhaltens mehrtägige Wallfahrten. Davon war auch die SMB Mayen betroffen.
Im gleichen Jahr gab die Bruderschaft dem Mayener Künstler und Bildhauer Heinrich Alken den Auftrag, als Ersatz für die Wallfahrten eine überlebensgroße Matthias-Figur anzufertigen. Später gab es immer wieder mal eine Wallfahrt, bis sie zwischen 1800 und 1830 in Vergessenheit geriet. Die Wiedereinführung der Tradition verdanken die Pilger dem heutigen Ehrenbrudermeister Heinz Schäfer sowie Rolf Keuser, Ulli Halbfeld, Hermann Schuster und Peter Schwindenhammer. Sie hatten 1998 den Entschluss zur Neugründung gefasst. Der Samen war also ausgesät.
Die Saat ist aufgegangen
Ein Jahr später starteten 38 Pilger von Mayen aus zur ersten Fußwallfahrt. Die Bruderschaft erfuhr eine große Wertschätzung. In den Jahren 2000 bis 2003 pilgerten jeweils 80 bis 120 Pilger nach Trier. Eine besondere Herausforderung stellte die Corona-Pandemie dar. Die Tradition wurde jedoch nicht unterbrochen, sondern 2020 von Heinz Schäfer und Peter Schaaf sowie im folgenden Jahr von Michael Faber und Willi Geisen aufrechterhalten.
Inzwischen ist die Saat längst aufgegangen, „zahlreiche Menschen wurden dauerhaft mit dem Pilgervirus infiziert“, erklärte Rolf Keuser. Allerdings würde er sich wünschen, dass auch junge Menschen an der Wallfahrt teilnehmen. Und so hat der Brudermeister beim Jubiläumsfest ganz spontan die Messdiener und den Jugendchor aus Alzheim – unter Leitung von Stefanie Pavonet hatte er das Hochamt musikalisch mitgestaltet – eingeladen, im kommenden Jahr dabeizusein. Und das ganz ohne Teilnahmegebühr. „Das gilt auch für alle anderen jungen Interessierten, die mitpilgern wollen“, versprach Keuser.