"Theo Talk":Den Herausforderungen stellen

Trier - Gleich zu Beginn des Abends wird deutlich: Bischofssekretär wäre vermutlich der bessere Begriff. Denn seelsorgerische Arbeit, wie sie ein Kaplan in der Pfarrei leistet, steht nicht wirklich auf dem Dienstplan. Eine Tatsache, die Florian Dienhart eher nicht gefällt. Und er weiß, wovon er spricht: Als Kaplan war er in der Pfarreiengemeinschaft Saarburg tätig. Dort erreichte ihn eines Tages an der Theke im Supermarkt ein Anruf: Ob er sich vorstellen könne, als Bischofskaplan …
Man muss sich im entscheidenden Moment den Herausforderungen stellen, die auf einen zukommen.
Florian Dienhart
Eine Frage, die zunächst einen Sturm der Gefühle in ihm ausgelöst habe. Dass es vor allem um organisatorische Dinge gehen würde, war ihm sofort klar. „Deshalb war meine erste Frage: Weshalb muss ein Geistlicher diese Aufgabe übernehmen?“, berichtet der Theo-Talk-Gesprächspartner.
Die Funktion des Bischofskaplans gibt es in allen Bistümern. Aber nur in dreien, darunter Trier, nimmt ein Geistlicher diese Aufgabe wahr. Bischof Stephan Ackermann hatte diese Frage erwartet. „Er hatte sie sich auch selbst gestellt“, erinnert sich Dienhart. Die Antwort habe ihm dann eingeleuchtet: „Die verschiedenen theologischen Sichtweisen können bereichern. Theologische Fragestellungen können im geschützten Raum diskutiert werden, ohne dass der Vorgang am nächsten Tag öffentlich wird.“
Diese „Lehrjahre“ bieten spannende Einblicke
Der gebürtige Saarländer traf seine Entscheidung erst nach reiflicher Überlegung. Das Angebot sei auch eine Fortsetzung seiner „Lehrjahre“, wobei er spannende Einblicke in organisatorische Vorgänge und Tätigkeiten gewinne. Zudem hatte er sich einen zeitlichen Rahmen gesetzt: „Nach vier bis fünf Jahren sollte eine neue Aufgabe auf mich warten.“
Mittlerweile ist Dienhart seit über drei Jahren im Amt, und wie erwartet sind die Aufgaben vielfältig. „Termine und Gespräche müssen vereinbart und vorbereitet werden. Die inhaltliche Zuarbeit gehört ebenso wie Pflege und Ausbau eines Netzwerkes dazu. Das Thema ‚Digitalisierung‘ nimmt wie überall breiten Raum ein, Visitationen und damit verbundene Gespräche müssen geplant werden. Nicht zu vergessen: die Beantwortung von Briefen und die Pflege der Partnerschaften des Bistums.“ Hin und wieder gelte es auch, knifflige Fragen zu lösen.
„Seinen“ Bischof sieht Dienhart nahezu täglich. „Wir wohnen im gleichen Haus, frühstücken, essen und beten gemeinsam.“ Da taucht das Thema Seelsorge wieder auf und damit die Frage: „Wo finde ich als Priester statt?“ Eine Lösung habe sich in seiner Mitarbeit im Leitungsteam des Felixianums gefunden. Das Orientierungs- und Sprachenjahr des Bistums richtet sich in erster Linie an Frauen und Männer im Alter von 18 bis 30 Jahren, die sich mit ihrem Glauben auseinandersetzen oder als Erstsemester für Theologie an der Universität einschreiben wollen.
Und wo sieht sich Dienhart in vier bis fünf Jahren? Schließlich gebe es genügend vakante Pfarreien. Angesichts der vielfältigen Veränderungen im kirchlichen Bereich kann und will der Bischofskaplan diese Frage nicht beantworten und erklärt: „Man muss sich im entscheidenden Moment den Herausforderungen stellen, die auf einen zukommen.“