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Weihnachten anders:Der Heiland kommt per Kurier

Seit 2016 laden die Kirchen in Bad Neuenahr-Ahrweiler an Heiligabend zu „Weihnachten anders“ ein – einem alternativen ökumenischen Gottesdienstformat an ungewöhnlichen Orten. Diesmal fand die Feier unter dem Motto „Jingle Bells – ein Paket ist da“ vor einem Postverteilzentrum statt.
Pfarrer Jörg Meyrer, Ulrike Phiesel, Nadine Kreuser und Bärbel Knieps vom Vor­bereitungsteam mit der Figur des Jesuskinds, das von einem Postboten per Fahrrad geliefert wurde.
Datum:
9. Jan. 2024
Von:
red/Paulinus Wochenzeitung im Bistum Trier

Bad Neuenahr-Ahrweiler - Das Vorbereitungsteam mit den beiden Pfarrern Jörg Meyrer und Friedemann Bach sowie Bärbel Knieps, Nadine Kreuser und Ulrike Phiesel versucht jedes Jahr aufs Neue, die Weihnachtsbotschaft in niedrigschwelligen Gottesdiensten an wechselnden Orten in alltägliche Situationen von heute zu übersetzen. Seit der Premiere 2016, die unter einer Straßenbrücke stattfand, traf man sich bereits in einer Tiefgarage, einem Fußballstadion, in einem Feuerwehrhaus, auf dem Marktplatz und – nach der Flutkatastrophe – an einer Brücke über die Ahr. 

Ein Bote legt das Jesuskind auf einen Berg aus Paketen 

Diesmal waren rund 350 Menschen an das zentrale Postverteilzentrum in der Weinbergstraße gekommen, wo vom neugeborenen Messias zunächst keine Spur, dafür aber eine Vielzahl von Paketen und Postkisten zu sehen war. Dann aber hieß es: „Jingle Bells“ – ein Paket ist da! Ein Fahrradbote brachte das Jesuskind und legte es auf einen großen Berg aus Paketen. Die Musikvereinigung spielte dazu „Halleluja“ von Leonard Cohen. Weihnachten anders. 

„Wie ist das zu verstehen? Wie kommt Gott an?“, bemühte sich Pfarrer Meyrer, das Festgeheimnis einzufangen. Er fragte stellvertretend für die Besucherinnen und Besucher: „Ist Jesus da? In den Paketen, die ankommen? Den Wünschen, die wir zu Weihnachten haben? Ist Jesus – wie in Bethlehem – in den Boten, die uns beliefern? Oder ist er das leere Paket? Kommt er zum Vorschein, wenn alles ausgepackt und geöffnet ist? Oder findet er sich in den Verpackungen, zwischen den Paketen?“ Wo man Jesus bestellen könne, wer der Absender sei und wie nun die Weihnachtsbotschaft aussehe? Unklar. 

Die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukas-Evangelium erinnerte an die Zeit im leeren Futtertrog und daran, dass Jesu Geburt letztlich ein Geschenk für die Menschen ist. Sie können es annehmen – oder eben nicht. 

Bei der „Post“, die die Gläubigen bei den Fürbitten an Gott adressierten, war auch die Flut wieder ein Thema: Reale Post, die nicht ankommt, weil Menschen immer noch nicht in ihre Häuser und Wohnungen können.  

Das eigentliche Geschenk ist eine persönliche Zusage 

„Die Geburt Jesu ist ein Geschenk, das immer bleibt“, zitierte Bärbel Knieps eine Aussage Martin Luthers. Sie sei ein Geschenk, das immer wieder neu verpackt und verteilt werde. Hinter all diesen Gedanken stehe die Überzeugung, dass es bei Weihnachten nicht um Materielles gehe, sondern um eine Zusage: „Die Geburt Jesu ist ein Geschenk für Dich! Diese Zusage gilt Dir!“ In diesem Sinne könne man aus ganzem Herzen „Frohe Weihnachten!“ wünschen.