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Multimedia-Veranstaltung beleuchtet berühmte Schrift von Nancy L. Eiesland:„Der behinderte Gott“

Die Multimedia-Veranstaltung in der Trierer Dom-Information beleuchtete die berühmte Schrift von Nancy L. Eiesland in Wort, Bild, Tanz und Musik.
Das Tanzensemble Beweg-Grund Trier
Datum:
24. Sept. 2018
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Trier – Wort, Bild, Tanz, Musik: Die Multi-Media-Veranstaltung „Der behinderte Gott“ am 20. September in der Dom-Information Trier erlaubte, sich der gleichnamigen Schrift von Nancy L. Eiesland mit allen Sinnen anzunähern. Philosophieprofessor Werner Schüßler berichtete, in einer Predigt des heutigen Weihbischofs Franz Josef Gebert habe er erstmals den Namen der US-amerikanischen Theologin Nancy L. Eiesland gehört. Schüßler hat den Lehrstuhl für Philosophie II an der Theologischen Fakultät Trier inne und beschäftigt sich seit Jahren mit dem Thema „Behinderung“. Die Lektüre von Eieslands Schrift „The Disabled God“ („Der behinderte Gott“), ein Klassiker theologischer Studien über Behinderung, brachte ihm viel: „Dank der Schrift ist man auf Dinge gestoßen, die man vorher nicht gesehen hat.“ Schüßler hat diese „Befreiungstheologie der Behinderung“ ins Deutsche übersetzt – „in der Hoffnung, dass die Schrift auch bei uns stärker rezipiert wird“.

Worum geht es in dem Buch der 2009 verstorbenen Theologin, die an einem angeborenen Knochendefekt litt? Laut Schüßler hat Eiesland auf Basis der biblischen Auferstehungserzählung im Gegensatz zu dem Bild eines vollkommenen, autarken Gottes das Symbol des „behinderten Gottes“ entwickelt. Eiesland erkenne im auferstandenen Christus mit seinen durch die Wundmale beeinträchtigten Hände und Füße, die er den zweifelnden Jüngern zeigt, den Erlöser als behinderten Gott. Es sei ein Symbol, das auch Menschen mit Behinderung die Möglichkeit eröffne, sich mit diesem Gott zu identifizieren und sich mit dem eigenen Körper und mit der Kirche als Leib Christi zu versöhnen. Ein Symbol der Solidarität also. Eiesland sei es darum gegangen, „Menschen mit Behinderung als Akteure wahrzunehmen, die Zugang zum sozial-symbolischen Leben der Kirche bekommen sollen und umgekehrt“.

Dr. Michael Thomas, Kulturreferent des Bistums, moderierte den Abend und las einige Kapitel aus dem 1994 erschienenen Buch vor. Er räumte ein, dass es bis heute auf viele Menschen provozierend wirke. „Jesus, Gott behindert?“ Viele Gläubige reagierten mit Unverständnis, ja Ärger. Davon konnte auch die Künstlerin Madeleine Dietz berichten. Die Mannheimerin, die in Landau lebt und arbeitet, hat im Jahr 2000 mit ihrer Collage „Madonna mit dem Kinde“ für Wirbel gesorgt. Sie hatte das Kinder-Foto einer befreundeten Frau mit Down-Syndrom in einer Collage anstelle des Jesuskindes auf den Schoß der Muttergottes platziert. Als Grundlage diente das Gemälde von Joos van Cleve aus dem Jahr 1520. „Ich wollte gar nicht provozieren, will nicht den Finger heben oder gar jemanden verletzen“, sagte Dietz. Aber: „Maria hätte ein behindertes Kind doch nicht nicht gewollt.“ Ihr sei es darum gegangen, dieses Kind der „Schutzmutter“ anzuvertrauen. Es gehe um Geborgenheit, Vertrauen, um „diese Liebe, die man zu diesem Kind entwickelt“. Micha Flesch, Kulturbeauftragter des Bistums, brachte es auf den Punkt: „Das Bild fordert uns auf, über unsere eigene Menschlichkeit nachzudenken. Damit haben wir schon genug zu tun.“ Das Finale der Gemeinschaftsveranstaltung des Arbeitsbereichs Kultur und Pastoral des Bistums Trier und der Theologischen Fakultät Trier war das eigens für „Der behinderte Gott“ konzipierte Stück „Divinus“ vom inklusiven Ensemble „BewegGrund Trier“. Riana Schüßler, Marina Idaczyk, Thomas Stoll und Gudrun Paulsen (gleichzeitig künstlerische Leitung des Stücks) tanzten ihre Sicht der Verbindung von Kunst und Göttlichem und ihre Version von Einheit und Vielheit.

(red)