Bischof Ackermann feiert Patronatsfest und 250 Jahre Pfarrkirche Longuich:„Der wahre Schatz der Kirche sind die Menschen“
Longuich – Gemeinsam mit den Gläubigen aus dem Moselort Longuich hat Bischof Dr. Stephan Ackermann den 250. Geburtstag der Pfarrkirche Sankt Laurentius und das Patronatsfest der Pfarrei gefeiert. Zum Gottesdienst mit dem Bischof und Dechant Ralph Hildesheim versammelten sich dabei so viele Menschen, dass sogar vor der Kirche Bänke aufgestellt wurden, um die Corona-Auflagen einzuhalten. Der Patron der Pfarrei stehe heute noch für eine wichtige Botschaft, betonte Ackermann: „Der wahre Schatz der Kirche sind die Menschen.“
Ein Märtyrer mit Chuzpe
Die Geschichte um den heiligen Märtyrer aus Rom ist rasch erzählt: Im dritten Jahrhundert ist Laurentius so etwas wie ein Finanzverwalter für das römische Kirchenvermögen. Nachdem der römische Kaiser Valerian Papst Sixtus II. hatte enthaupten lassen, wird Laurentius ausgepeitscht und aufgefordert, den Kirchenschatz innerhalb von drei Tagen herauszugeben. Laurentius jedoch beweist in diesem Moment eine Chuzpe, die man erst einmal haben muss: Er verteilt den Kirchenschatz an Mitglieder der Gemeinde, versammelt eine Schar von Armen und Kranken, Witwen und Waisen und präsentiert sie dem Kaiser als „den wahren Schatz der Kirche“. Dafür wird er von den römischen Soldaten gefoltert und schließlich auf einem glühenden Eisenrost hingerichtet – mit dem er heute noch oft dargestellt wird.
Kirche geht mit durch bewegte Zeiten
„Sie feiern Ihr Kirchenjubiläum und Patronatsfest in schwierigen, bewegten Zeiten“, sagte Ackermann den Gottesdienstbesuchern in Sankt Laurentius. Die Corona-Pandemie habe sich während der vergangenen anderthalb Jahre stark auf das Leben aller ausgewirkt und tue es noch immer; nun sei noch die Flutkatastrophe in der Eifel und auch in Orten in der Umgebung wie Ehrang und Kordel geschehen. „Ganz zu schweigen von der Großwetterlage, in der sich die Kirche bildlich gesprochen seit Jahren befindet und in der sie berechtigten und wichtigen Kritikpunkten und Diskussionen ausgesetzt ist“, fügte Ackermann an. Er frage sich, was wohl die Menschen 1771 zur Zeit der Fertigstellung der Kirche Sankt Laurentius bewegt habe, so der Bischof. „Haben sie geahnt, dass auch ihnen bewegte Zeiten mit gewaltigen Umbrüchen durch die Französische Revolution und die anschließende Säkularisation bevorstanden, eine wahre Zäsur in der europäischen Geschichte?“ Damals seien die Klöster und Ordensgemeinschaften weitgehend aufgelöst und enteignet worden, ebenso die geistlichen Kurfürstentümer. Doch als Ergebnis entstanden neue Formen kirchlichen Lebens: „Die Pfarrseelsorge wurde viel wichtiger, es formierten sich Laienverbände, und Ordensgründer wie Peter Friedhofen mit den Barmherzigen Brüdern oder Mutter Rosa Flesch mit den Waldbreitbacher Franziskanerinnen wagten mit ihrem Fokus auf karitative Arbeit auch einen neuen Aufbruch in der Ordenslandschaft. So gehe Kirche im Lauf der Jahrhunderte immer auch mit den gesellschaftlichen und politischen Umständen mit.
Die Frohe Botschaft bleibt
„Doch mögen sich Strukturen oder Gebäude auch verändern, eines bleibt gleich: Die frohe Botschaft, die wir feiern, veraltet nicht“, so der Bischof. „Dass Gott an unserer Seite steht, einen persönlichen Plan für jeden von uns hat, dass er sich uns schenkt, um unser Leben zu stärken.“ Wenn er durch das Bistum fahre – gerade in Zeiten wie diesen – tröste und bestärke es ihn, dass es an vielen Orten noch Menschen gebe, die mit Leidenschaft und Einsatz für ebendiese Botschaft einstünden. „Deshalb möchte ich auch Ihnen heute für Ihr Engagement, Ihren Einsatz danken, dafür, dass Sie den Glauben nicht aufgeben. Wenn wir dieses Zeugnis weitertragen, hat Kirche in unserem Bistum nicht nur eine reiche Vergangenheit, sondern auch eine lebendige Zukunft“.
Im Anschluss an den Gottesdienst sprachen nicht nur der Bischof und Dechant Dr. Ralph Hildesheim, sondern auch Ortsbürgermeister Manfred Wagner und der Vorsitzende des Verwaltungsrates, Reinhard Boesten, ihren Dank an alle aus, die zum Gelingen des Gottesdienstes beigetragen hatten, unter anderem die Weinkönigin Luisa I. und ihre Weinprinzessin Eva, und das Empfangsteam rund um Henriette Schlöder. Für die musikalische Untermalung des Gottesdienstes sorgten Dekanatskantor Johannes Klar und ein Vokalensemble.
(sb)