Bischof trifft sich mit Parlamentariern aus dem Bistum Trier zum Austausch:Dialog zwischen Kirche und Politik
Berlin/Trier – Politikerinnen und Politiker von CDU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen, die Linke und FDP, die aus dem Bistum Trier kommen, sind am 26. Juni einer Einladung des Trierer Bischofs Dr. Stephan Ackermann zum Parlamentarierabend im Katholischen Büro Berlin gefolgt.
„Die sogenannte Volkskirche ist noch in Teilen im Bistum Trier vorhanden. Aber die Kirche stellt sich den gleichen Herausforderungen wie die Politik“, markierte der Bischof in seiner Begrüßung ein Thema des Abends. Die aktuelle Debattenkultur, eine zunehmende Spaltung der Gesellschaft und die stärkere Individualisierung der Lebensplanung seien deutliche Hinweise, dass ein christliches Menschenbild als Basis des gesellschaftlichen Konsenses nicht mehr von allen geteilt werde. Ackermann sprach auch die Situation der Rettungsschiffe im Mittelmeerraum an. Auch wenn die Aktionen der Hilfsorganisationen und der Schlepper näher betrachtet werden sollten, so könne Europa dennoch nicht zusehen, wenn Menschen in Not seien. Es sei Europas nicht würdig, wenn diese Notlagen als politisches Druckmittel eingesetzt werden. Der Bischof forderte die Parlamentarier auf, sich weiterhin für solidarische Lösungen einzusetzen, auch wenn dies mühsam sei. Einigkeit bestand darin, dass in einer komplexen Welt mit vielen Unsicherheiten einfache Antworten oftmals zu kurz griffen. Kirche wie Politik müssten es besser schaffen, die Fragen der Zeit aufzugreifen und durch eine klare Sprache Lösungen zu erklären. Aufgabe von Kirche und Politik sei es, Orientierung zu geben.
Die Bundestagsabgeordneten sprachen sich für einen regelmäßigen Austausch aus, damit die jeweiligen Arbeitsschwerpunkte aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet würden. Insbesondere die Kirche als identitätsstiftendes Element vor Ort sei von besonderem Interesse für die Menschen, waren sich die Parlamentarier fraktionsübergreifend einig. Dr. Hans Günther Ullrich, Leiter der Abteilung Ehrenamt, Bildung und Gesellschaft im Bischöflichen Generalvikariat Trier, verwies in diesem Zusammenhang auf die geplanten Foren „Die Kirche bleibt im Dorf“, die eine Möglichkeit bieten, die ländlichen Räume des Bistums und Beispiele aktiver Kirchengemeinden genauer in den Blick zu nehmen.
Auf Rückfrage von Bischof Ackermann zum Thema Organspende bestätigten die Politikerinnen und Politiker, dass die Kirchen dazu beitragen könnten, eine breitere Akzeptanz in der Bevölkerung für die Bereitschaft zur Organspende zu erlangen, wenngleich das persönliche Entscheidungsrecht bleiben müsse.
Für Bischof Ackermann war es sehr erfreulich, dass fast alle Fraktionen der Einladung zu einem offenen Gespräch gefolgt seien. „Das Bistum Trier ist in Berlin gut vertreten.“ Die Anregungen für einen weiteren Austausch nehme er gerne auf.
(JR)