460 Ehejubilare feiern an den Heilig-Rock-Tagen ihren großen Tag :Die Freude(n) der Liebe
Trier – Elfriede und Herberto Schwartz schauen sich an, sie sehen genau hin, blicken sich tief in die Augen - und verharren eine ganze Weile in diesem Moment. So ungefähr muss es im April 1966 gewesen sein, als die beiden vor dem Traualtar in Merzig-Besseringen standen. „Es ist ein großes Glücksgefühl, so lange zusammen zu sein und hier sein zu dürfen“, sagt Elfriede (68) Schwartz. „Es ist unglaublich“, fügt ihr Mann Herberto (72) Schwartz hinzu. Die beiden haben am 16. April Goldene Hochzeit. Zusammen mit rund 230 Paaren – silberne, goldene, diamantene und eiserne Jubelpaare – haben sie am 11. April den Tag der Ehejubilare bei den Heilig-Rock-Tagen gefeiert. Bei Kaffee und Kuchen im Bischöflichen Priesterseminar tauschen sie sich mit Bischof Dr. Stephan Ackermann und den Weihbischöfen aus. Später gibt Weihbischof Jörg Michael Peters ihnen im Pontifikalamt Gottes Segen mit auf den weiteren Weg. „Auf viele Jahre gemeinsamen ehelichen Lebens zurückblicken zu dürfen, ist etwas sehr Kostbares und zugleich ein guter Anlass, in Dankbarkeit zurückzuschauen“, sagt er und gratuliert den Jubilaren. Peters bezieht sich in seiner Predigt auch auf das von Papst Franziskus veröffentlichte Schreiben „Amoris Laetitia“, die Freude der Liebe.
„Ich sehe in Ihnen, liebe Jubilarinnen und Jubilare, einen Beleg für das, was unser Heiliger Vater mit diesem Schreiben über Ehe und Familie sagen will“, sagt der Weihbischof im Trierer Dom. Franziskus ließe in seinem Schreiben keinen Zweifel daran, dass er in einer „dauerhaften und verbindlichen Ehe“ ein „großes Ideal und Geschenk“ sehe. Der Papst empfiehlt in „Amoris Laetitia“ unter anderem, den Morgen immer mit einem Kuss zu beginnen. Maria (80) und Siegward (76) Müller aus Thür gehören zu den Ehepaaren, die dieses Ritual auch nach 50 Ehejahren aufrechterhalten. „Ich begrüße meine Frau jeden Morgen so freundlich“, sagt Siegward Müller und lacht. Auf den Tag genau vor 50 Jahren haben sie sich das Ja-Wort gegeben. Das Geheimnis ihrer Ehe? „Dass wir fast alles zusammen machen und uns gegenseitig akzeptieren“, sagt Elfriede Müller. Es sind die Freuden der Liebe, die sie teilen. Wenn er sie liebkost und sie fast etwas peinlich berührt drein schaut. Im Zelt im Hof des Bischöflichen Priesterseminars ist an diesem Nachmittag Liebe in der Luft.
Paare halten Händchen, liegen sich im Arm, machen gemeinsame Fotos oder freuen sich an einem Gespräch mit dem Bischof oder den Weihbischöfen. „Wir möchten uns heute den bischöflichen Segen abholen für noch viele gemeinsame Jahre“, sagt Luzia Süßenberger (71) aus Prüm. Im November feiern sie und ihr Mann Hilarius (75) Goldene Hochzeit. 1962, am Rosenmontag, haben sich die beiden kennen- und lieben gelernt. „Er hat mich zum Tanzen aufgefordert“, sagt sie. „Nicht nur einmal“, fügt ihr Mann bestimmt hinzu. Seit über 40 Jahren singen sie gemeinsam im Basilika-Chor in Prüm. „Wir gehen zusammen von Probe zu Probe – so ist das auch im Eheleben“, sagt Hilarius Süßenberger. Der Zusammenhalt mache eine Ehe aus. „Und dass man auch mal aushalte“, sagt seine Frau. Es heiße ja schließlich „auch in schlechten Zeiten“.
Viele gute, aber auch schlechte Tage, hat das Ehepaar Schwartz aus Merzig-Besseringen in 50 Jahren Ehe erlebt. „Ich war mit 18 noch so jung, als wir geheiratet haben, schnell kamen zwei Kinder – da hatte ich schon mal Bedenken“, sagt Elfriede Schwartz. Es habe ihr und ihrem in Brasilien geborenen Mann unheimlich geholfen, dass sie keine hohen Ansprüche hätten. Peters sprach in der Predigt etwa von „Bodenhaftung“, die es brauche, um die Ehe nicht zu gefährden. Was ihre Liebe so lebendig hält? „Jeden Tag eine Schmuseeinheit – das tut gut und hält zusammen“, sagt Elfriede Schwartz. „Und dass man nie böse ins Bett gehen sollte – das hat uns der Pastor damals an unserer Hochzeit gesagt“, ergänzt Herberto Schwartz. Das Ehepaar strahlt um die Wette, schaut sich an, lacht. „Von den beiden kann man als Paar viel lernen – ich habe Respekt vor ihrer Einstellung“, sagt ihr Sohn Andreas, der die beiden zu den Heilig-Rock-Tagen begleitet hat. Am Ende des Tages baut Weihbischof Peters eine Brücke vom Heiligen Rock zur Ehe: „Ungeteilt ist das Gewand, so wie Sie das einmal versprochene Band der Liebe und Treue nicht haben fallen lassen.“ Am Ende des Tages verlassen viele der Ehepaare, egal welchen Alters, Hand in Hand oder Arm in Arm den Dom, so als würden sie gerade wie frisch Verheiratete das Gotteshaus verlassen. Verliebte Weggefährten, seit 10, 25, 40, 50, 60 oder gar 65 Jahren – es sind die Freuden der Liebe.