Theologische Fakultät Trier erhält DFG-Förderung für Forschungsprojekt:Die Liturgische Bewegung im deutsch-amerikanischen Vergleich
Trier/Washington – Die Liturgische Bewegung: Einst in Europa gegründet, um die aktive Beteiligung der Gemeinde am Gottesdienst zu fördern, verbreitete sie sich im Laufe des vergangenen Jahrhunderts weit über die Grenzen des Kontinents hinaus. Deutsch-katholische Auswanderer förderten den Austausch zwischen ihrer alten und der neuen Heimat und brachten die Idee der liturgischen Erneuerung in die USA, wo sie in den 1920er Jahren Fuß fasste. Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit rund 220.000 Euro geförderte Projekt „Bible, Life, and Worship“ an der Theologischen Fakultät Trier stellt in den kommenden drei Jahren den interkontinentalen Vergleich an, erforscht Parallelen und wirft auch einen Blick auf die Biblische Bewegung.
„Die Liturgische Bewegung, die im 19. Jahrhundert entstanden ist, ist deshalb so spannend, weil sie ein Erneuerungsprozess der Kirche war, der in die Liturgiereform eingeflossen ist“, erklärt der Leiter des Projekts, Prof. Marco Benini. Die im II. Vatikanum – also in den 1960ern – beschlossene Reform hat Spuren hinterlassen, die im Alltag vieler gläubiger Katholiken bis heute sichtbar sind: die Verwendung der Volkssprache statt Latein, eine erweiterte Leseordnung, die tätige Teilnahme der Gläubigen und die Rückbesinnung auf frühchristliche Liturgie sind nur einige Beispiele. „Sie hat also auch historische Bedeutung”, so Benini.
„Liturgie und Leben gehören zusammen”
Zwar gibt es bereits deutschsprachige und amerikanische landesspezifische Forschung zum Thema, der systematische Vergleich ist jedoch bislang ein blinder Fleck in der theologischen Forschung, den das Projekt, das in Kooperation mit der Catholic University of America (Washington) durchgeführt wird, nun beleuchten will. Eine bedeutende Rolle spielen laut Benini die unterschiedlichen gesellschaftlichen und politischen Kontexte. Je nach sozio-kulturellem Hintergrund habe sich die Bewegung, deren Wurzeln auch im Benediktinerkloster Maria Laach im Bistum Trier verortet sind, daher unterschiedlich ausgeprägt. In den USA betonte man, dass die Liturgie in ein persönliches spirituelles Leben und in ein Engagement für soziale Gerechtigkeit münden müsse. Während man in Deutschland die Caritas in übergeordneten Strukturen institutionalisiert habe, seien in den USA bis heute die städtischen Pfarreien etwa in der Obdachlosenfürsorge engagiert. Gemein sei allerdings der Grundgedanke: „Als Kirche sind wir Leib Christi. Wenn wir Liturgie feiern, erfahren wir uns als Teil des Ganzen, übernehmen Verantwortung für unsere Mitmenschen und zeigen Solidarität mit anderen. Liturgie und Leben gehören zusammen“, sagt der Professor, der außerdem die wissenschaftliche Abteilung des Deutschen Liturgischen Instituts in Trier leitet.
Relevante Aspekte, die es nun zu untersuchen gilt, sind der Einfluss von Einwanderung und Netzwerken, Übersetzungen wichtiger Schriften sowie der Blick auf bislang kaum beachtete Protagonisten und Protagonistinnen auf der jeweils anderen Seite des Atlantiks. Eine Studie, die eigens die Rolle von Frauen untersucht, wird von der Doktorandin und Pastoralassistentin Isabelle Sauer verantwortet.
Das Ziel des fächerübergreifenden und gendersensiblen Projekts ist es, das Gesamtbild der Liturgischen Bewegung substanziell zu erweitern. Benini: „Wir erwarten einen innovativen Beitrag nicht nur zur Liturgiegeschichte und Bibelrezeption, sondern zugleich zum globalen Wissenstransfer und zur Katholizismusforschung.“
Weitere Informationen gibt es auf www.theologie-trier.de.