Waldbreitbacher Franziskanerinnen feiern gleich zwei Jubiläen:Die Not gesehen
Waldbreitbach – „Sie sah die Not der Kinder, Jugendlichen und Soldaten und ließ sich mit ihren Mitschwestern dahin rufen, wo Not in unserer Region groß war“. Das hat der Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann über die Ordensgründerin der Waldbreitbacher Franziskanerinnen, Mutter Rosa Flesch, gesagt. Anlass war das Doppeljubiläum: Seit 160 Jahren besteht die Gemeinschaft, und vor 120 Jahren bündelten die Schwestern ihre Tätigkeiten vor allem im Gesundheitswesen in der juristischen Gesellschaftsform einer GmbH.
„Was für ein schöner Tag“, begrüßte Generaloberin Schwester Edith-Maria Magar die Gäste aus kirchlichem, politischem und gesellschaftlichem Leben auf dem Klosterberg. „Ohne Gott wären wir jetzt nicht hier, daher möchten wir ihm danken“, sagte Magar bei dem Pontifikalamt am 13. März. Hauptzelebrant war Bischof Ackermann; Pater Dr. Hans Langendörfer, Vorstandsmitglied der Marienhaus Stiftung, und der Trierer Domkapitular und Vorsitzender des Diözesancaritasverbandes, Benedikt Welter, standen als Konzelebranten mit am Altar.
In seiner Predigt ging Ackermann auf den Bibelvers (Lukas 4,24 – 30) ein, in dem der allgemein bekannte Ausspruch von Jesus festgehalten ist: „Kein Prophet wird in seiner Heimat anerkannt.“ Dies habe auch Mutter Rosa gespürt. Unter dem Eindruck der am 11. März beendeten 5. Vollversammlung des Synodalen Weges lautete die Einschätzung des Bischofs: „Sie war ein Opfer von Machtmissbrauch, von klerikaler Bevormundung – und auch ihrer Mitschwestern.“ Jahrelang hatte Margaretha Flesch (so ihr Geburtsname) versucht, eine Erlaubnis zur Ordensgründung vom Ortspfarrer zu erhalten; scheiterte aber immer wieder. Doch ihr Ehrgeiz zahlte sich aus: Als 1861 der Trierer Bischof Arnoldi nach Waldbreitbach kam, berichtete der dortige Pfarrer von Margaretha Flesch und ihrem dringenden Wunsch, die Gelübde versprechen zu dürfen. Arnoldi stimmte zu, und am 13. März 1863 erhielten Margaretha Flesch und zwei Mitschwestern Habit und Schleier. 15 Jahre später wurde die Stifterin der Gemeinschaft als Generaloberin nicht wiedergewählt und die Erinnerung an sie sollte getilgt werden. Mutter Rosa wurde von der neuen Ordensleitung in abgelegene Filialen versetzt. Bis zu ihrem Tode am 25. März 1906 lebte sie still und unerkannt im St. Marienhaus. Viele junge Schwestern wussten nicht, dass sich hinter der alten Gartenschwester die Ordensgründerin verbarg. Doch der Geist von Mutter Rosa überlebte bis in die heutige Gegenwart.
Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst in der Gesamtverantwortung und an der Orgel von Dekanatskantor Peter Uhl, an der Trompete von Jürgen Bieker und durch den „Mutter-Rosa-Chor“.
Im Anschluss fand eine Podiumsdiskussion unter dem Schlagwort „Aufbruch“ statt.
(jf)