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300 Menschen bei bewegter Lichterkette :Dirmingen setzt starkes Zeichen für Menschlichkeit

Rund 300 Menschen haben am Dienstagabend in Dirmingen eine Lichterkette von der katholischen zur evangelischen Kirche gebildet und so ein Zeichen gegen Rechtsextremismus gesetzt.
300 Menschen bildeten eine Lichterkette durch Dirmingen.
Datum:
31. Jan. 2024
Von:
Ute Kirch

Dirmingen – Hunderttausende Menschen haben in den vergangenen Tagen an vielen Orten in ganz Deutschland gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit demonstriert. In Dirmingen (Gemeinde Eppelborn) sind am 31. Januar rund 300 Menschen auf die Straße gegangen, um ein Zeichen für Menschlichkeit, Demokratie und Solidarität zu setzen. Aufgerufen zu der Aktion hatte der Ortsrat Dirmingen gemeinsam mit der katholischen Kirchengemeinde Eppelborn-Dirmingen und der evangelischen Kirchengemeinde St. Wendel-Illtal. Das Interesse war größer als von den Veranstaltern gedacht: Die 200 Kerzen, die die beiden christlichen Kirchen gestiftet hatten, reichten nicht für alle Teilnehmenden. Vom Vorplatz der St. Wendalinus-Kirche zogen sie unter dem Klang der tiefsten Glocke – die zum mahnenden und erinnernden Geläut erklang – als „bewegte Lichterkette“ zur evangelischen Kirche, wo die dortige tiefe Glocke das Geläut übernahm.

Unter den Demonstrierenden waren Menschen aller Altersgruppen – vom Baby bis zur Seniorin. Manche trugen Plakate mit Aufschriften wie „Für eine bunte Welt“ oder „Omas gegen rechts“, wieder andere die Regenbogenflagge. Auch aus benachbarten Dörfern waren Menschen extra nach Dirmingen gekommen, darunter die Kolpingfamilien Humes und Dirmingen, sowie Vertreter der örtlichen Vereinswelt. Die Kundgebung begleitete zudem die evangelische Trommelgruppe Uchtelfangen unter Leitung von Pfarrer Richard Boukumabi.

„In Dirmingen leben viele Menschen mit Migrationshintergrund. Sie gehören fest zu unserem Heimatort", sagte Ortsvorsteher Frank Klein, der die Idee zu der Aktion hatte. „Wehret den Anfängen!“, rief er den Demonstrierenden zu, „vor 80 Jahren haben wir gesehen, wohin Faschismus führt.“ 

Rassismus unvereinbar mit christlichem Menschenbild

Die Organisatoren: Dekan Pfarrer Achim Thieser, Ortsvorsteher Frank Klein und der evangelische Pfarrer Daniel Storb.

Der katholische Pfarrer, Dekan Achim Thieser, ergänzte: „Wir wollen nicht vergessen, was während des Nationalsozialismus geschah. Damals standen am Anfang die Aufkündigung der Grundrechte und die Verweigerung der Solidarität. Wir wollen sensibel machen für Menschen, die bei uns unsere Hilfe brauchen.“ Viele Menschen fühlten sich seit dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 auch in Deutschland nicht mehr sicher. Er erzählte von seiner Zeit als Pfarrer bei der Bundespolizeidirektion in Berlin, wo er jedes Jahr mit den neuen Anwärterinnen und Anwärtern der Bundespolizei im Rahmen des berufsethischen Unterreichtes die Synagoge besuchte. Diese Synagoge wurde in der Reichspogromnacht nicht zerstört, da ein mutiger Berliner Polizist Zivilcourage zeigte und sich dem braunen Mob entgegenstellte.„Auch als evangelische und katholische Christinnen und Christen wollen wir Stellung beziehen und beteiligen uns daher hier in unserer Heimat an der bewegten Lichterkette, da gerade Menschen, die ausgegrenzt werden, unsere Solidarität brauchen. Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und auch antidemokratische Bewegungen sind nicht vereinbar mit unserem christlichen Menschen- und Weltbild“, rief Thieser.

"Wir brauchen Liebe statt Angst"

Die evangelischen Trommelgruppe Uchtelfangen begleitete die Kundgebung.

Sein evangelischer Kollege, Pfarrer Daniel Storb, bekannte am Ende der Veranstaltung, in letzter Zeit häufiger Angst zu empfinden und sich zu fragen, ob auch in Zukunft ein Leben in Freiheit möglich sei. „Was passiert, wenn die gewinnen, die denken, dass Menschen einen unterschiedlichen Wert haben?“, fragte er. Doch habe ihm die Lichterketten-Aktion Mut gemacht, dass so viele Menschen für den Erhalt der Freiheit und Schutz der Demokratie demonstrieren. „Wir brauchen Liebe statt Angst, Hoffnung statt Verzweiflung, bunt statt braun."

Dieser Meinung schloss sich eine Demonstrantin, die ein Schild mit „Achtet unser demokratisches Grundgesetz“ hochhielt, voll umfänglich an: „Was zwischen 1933 und 1945 passierte, braucht kein Mensch mehr – nirgendwo auf der Welt.“

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